Pläne für Industriegebäude Alte Schamotte-Fabrik in Duisdorf wird abgerissen
Duisdorf · Nur ein Architektenbüro hatte für ein neues Wohnquartier auf dem Schamottegelände in Bonn-Duisdorf die Idee, das alte Fabrikgebäude und den weithin sichtbaren Schornstein zu integrieren. Durchgesetzt hat sich aber der Investor. Er will aus Kostengründen abreißen.

Das Gelände der ehemaligen Schamotte-Fabrik in Duisdorf: Auch der weithin sichtbare Schornstein wird fallen.
Foto: Benjamin WesthoffEin Architekt, ein Politiker, ein Bürger legen andere Maßstäbe an ein Wohngebiet als der Investor, der das Projekt durchrechnen muss und am Ende eine Rendite erzielen will. Wie ist das beim geplanten neuen Quartier auf dem Gelände der ehemaligen Schamotte-Fabrik mitten in Duisdorf? Aus sechs Konzepten hat eine Jury aus Architekten und Stadtplanern, aus Kommunalpolitikern, dem Investor KölnGrund und dem Stadtplanungsamt als Gast den – aus ihrer Sicht – besten Entwurf für 80 bis 120 Wohneinheiten ausgewählt. Sieger ist das Architektenbüro Cityförster aus Hannover. Aber es gibt auch einen „Anerkennungspreis“ für Schaltraum aus Hamburg.
Beide Entwürfe sind grundverschieden. Ist das der Kompromiss konträrer Meinungen? Der GA hat den Jury-Vorsitzenden, Architekturprofessor Benedikt Stahl, Prodekan der Alanus Hochschule in Alfter, gefragt. „Eine gute Jury darf sich nicht verrennen. Das Ergebnis muss möglichst einstimmig sein.“
Worüber wurde intensiv diskutiert? Die Sitzung dauerte über sechs Stunden, beginnend mit der ersten Besichtigung der bis dahin unbekannten Entwürfe. „Da geht es um die ausführliche Vorstellung“, so Stahl. Dann folgen „wertende Rundgänge“ und der Ausschluss von Konzepten. Eine „rege Diskussion“ habe es über den Entwurf von Schaltraum gegeben. Sensibel ist nach Stahls Auffassung die Geschichte des Geländes. Das Fabrikgebäude mit Schornstein präge seit über hundert Jahren das Ortsbild von Duisdorf. Lediglich Schaltraum hat den historischen Bestand in sein Konzept integriert. Zentrale Idee ist, die historische Fassade der Schamotte-Fabrik von Anbauten zu befreien, auszukernen und innen einen fünfgeschossigen Neubau hochzuziehen.
Alt und neu am Bonner Bogen
Der Architekt Stahl favorisiert diese Idee. Als Beispiel nennt er den Bonner Bogen mit Rohmühle und Wasserturm. „Damit geschichtliche Bezüge sichtbar bleiben.“ Doch im Gegensatz dazu ist die Schamotte-Fabrik nicht denkmalgeschützt – kann also weg. Zumal das Gebäude der 1912 gegründeten und Anfang der 1980er Jahre aufgegebenen Fabrik stark sanierungsbedürftig ist, wie die Stadt feststellt.
„Den alten Charme des Fabrikgeländes in ein modernes Konzept zu transportieren, das ist sicherlich im Hamburger Hafen schön und passt da hin“, sagt der Geschäftsführer von KölnGrund, Wilhelm Pickartz. Nach seiner Auffassung gibt es eine Reihe von Gründen, die gegen die Idee sprechen. Der innenliegende Neubau hätte durch die Fabrikfassade zu viel Schatten. Die bestehende Grundfläche könnte nicht optimal ausgenutzt werden. Eine bautechnische Lösung sei extrem aufwendig. Und: „Dann wird es unwirtschaftlich. Zumal auch der Zwang des Bonner Baulandmodells mit einem Anteil von 40 Prozent gefördertem Wohnungsbau ein Posten in der Rechnung ist.“ Weder das Fabrikgebäude noch der Schornstein mitten auf der künftigen Baufläche bleiben erhalten. Vorstellbar sei, bei den Neubauten die alten Fabrik-Ziegelsteine zu verwenden.
Argumente des Investors
Stahl kann den Argumenten des Investors folgen. „Es sieht halt jeder durch seine Brille. Ein fauler Kompromiss jedoch wäre nicht gut für das Projekt.“ Daher ist der Cityförster-Entwurf klarer Sieger. Was hat dieser Entwurf, was die anderen nicht haben? Stahl: „Pluspunkte für den polygonalen Zuschnitt der Gebäude. Gute Idee, den Wohnriegel bahnseits aufzufalten.“ Schön findet er die Gliederung des obersten Geschosses durch Gemeinschaftsterrassen. Angetan waren wohl alle Jurymitglieder von der Positionierung des Quartiersplatzes, angrenzend an die Fabrikantenvilla, den verschiedenen Aufenthaltsangeboten und dem hohen Anteil an Grünflächen. Allerdings wird die wünschenswerte Anzahl der Wohneinheiten unterschritten.
„Es wird Modifizierungen des Siegerkonzepts geben“, sagt Pickartz. KölnGrund hat das gut 8000 Quadratmeter große Grundstück zwischen dem rückwärtigen Bereich der Straße Am Burgweiher und der Bahnstrecke Bonn-Rheinbach-Euskirchen inklusive Zufahrten im Jahr 2019 erworben. Für die Wohnbebauung muss das Planungsrecht geändert werden, denn der geltende Bebauungsplan von 1962 setzt auf dem Areal ein Industriegebiet fest. Pickartz rechnet damit, dass in zwei Jahren der vorhabenbezogene Bebauungsplan steht. Zwischenzeitlich sollen die Bestandsbauten abgerissen werden.
Wenn Häuser sprechen könnten
Benedikt Stahl ist gespannt, wie das neue Wohnquartier aussehen wird. „Der Siegerentwurf von Cityförster bietet große Chancen, ein familiengerechtes Wohnquartier und eine gute Adresse zu werden“ – allerdings mit dem Wermutstropfen, dass die alte Fabrik verschwunden sein wird.
Für die Zukunft sagt der Architekturprofessor voraus, dass bestehende Bausubstanz stärker integriert werde. „Wir müssen Ressourcen schonen. Außerdem geben Relikte Neubaugebieten Wärme und Atmosphäre.“ Das funktioniere allerdings nicht bei der Bebauung rund um den Bonner Bahnhof. Nur ein Wort: „Seelenlos“. Für eine Führung durch die Stadt hatte er die Häuser sprechen lassen. Vor dem alten Bahnhofsgebäude: „Keiner sieht mich, weil alle auf ihr Handy starren.“ Die Umgebungsbebauung: „Wir haben keine Zeit. Wir müssen verkaufen.“ Aus Sicht des Stadthauses: „Ich bin ein Kind meiner Zeit und gespannt, wie man mit mir umgehen wird.“
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