Einzelhandel in Duisdorf Nach 31 Jahren schließt die Boutique „Flash“ in der Rochusstraße

Duisdorf · Am Montag schließt Gitti Finette nach mehr als 31 Jahren in der Rochusstraße ihre Boutique. Zeitweise hatte sie mehrere Ladenlokale in der Bundesstadt. Der Wegzug von Banken in Duisdorf und die Corona-Pandemie besiegelten nun aber das Aus für den etablierten Modeladen.

 Mit einem Lächeln verabschiedet sich Gitti Finette aus der Duisdorfer Rochusstraße.

Mit einem Lächeln verabschiedet sich Gitti Finette aus der Duisdorfer Rochusstraße.

Foto: Stefan Hermes

Nach 31 überwiegend glücklichen Jahren schließt Gitti Finette ihre Boutique „Flash“ in der Rochusstraße. „Es war eigentlich die schönste Zeit, die man sich denken kann“, so die 55-Jährige. Sie sei jeden Morgen mit „Trallali, Trallala“ zur Arbeit gegangen. Es habe ihr immer Spaß gemacht. Nicht zuletzt, weil sie immer so liebe Kunden gehabt hätte. „Darum tut es mir jetzt auch leid“, sagt sie und wechselt die Tonlage.

Bis vor fünf Jahren führte Gitti Finette das Geschäft mit ihrer Mutter

38 Jahre lang hat sie mit zeitweise bis zu drei Flash-Boutiquen ihr Leben mit der Auswahl und dem Verkauf von Damenmode verbracht. Bis vor fünf Jahren, als ihre Mutter 2017 starb, war es immer ein Gemeinschaftsunternehmen von Mutter und Tochter. Sie hätten sich immer fantastisch verstanden, so Finette. Marianne Gerads sei wie eine Freundin für sie gewesen. 1983 eröffnete Gerads zusammen mit ihrer Tochter Brigitte das erste Geschäft in der Bonner Kasernenstraße. Als Anfang der Neunzigerjahre die Modebranche boomte, suchten die beiden Geschäftsfrauen nach Erweiterungsmöglichkeiten. „Die Mieten waren in Bonn schon damals unbezahlbar“, sagt Finette und besann sich als „alte“ Duisdorferin auf ihren heimatlichen Stadtteil.

Boutique wurde 1989 eröffnet

1989 eröffneten die Frauen neben der heutigen Thalia-Buchhandlung das Jeansgeschäft „Flash“, was dort bis 1994 existierte. Als ihr Vermieter ihnen ein zusätzliches Ladenlokal im Neubau am Beginn der Rochusstraße anbot, schlugen die beiden Frauen zu und eröffneten dort 1990 ihren mit rund 120 Quadratmetern größten Laden.

„Es war damals eine gute Entscheidung“, sagt Finette rückblickend. Bis zu zehn Angestellte beschäftigte das Mutter-Tochter-Unternehmen zu dieser Zeit, die für den örtlichen Modehandel als die „gute alte Zeit“ bezeichnet werden kann: Das Internet war erst noch in den Startlöchern und auch bis weit über die Jahrtausendwende hinweg erschien die anonyme Bestellung von Kleidung, den Kundinnen und Kunden noch suspekt. Das änderte sich in den Folgejahren allerdings rasant.

Banken-Wegzug bescherte Umsatzeinbußen

Was jedoch für die Umsatzeinbußen der Flash-Boutique in Duisdorf weitaus entscheidender werden sollte, war der Weg- beziehungsweise Umzug von Sparkasse, Commerz- und VR-Bank. „Damit fehlte uns ein großer Teil der Laufkundschaft“, fasst Finette den Anfang vom Ende zusammen. So wurde das Unternehmen in erster Linie nur noch von den Stammkundinnen getragen, die das Sortiment von Gitti Finette zu schätzen wussten. 1994 hatten Mutter und Tochter bereits den Jeansladen auf der Rochusstraße geschlossen und 2017 trennte sich Finette nach dem Tod ihrer Mutter auch von dem Bonner Geschäft in der Kasernenstraße und konzentrierte sich auf den nun noch in der Rochusstraße 168 verbliebenen Laden.

Lockdowns besiegeln Ende des Geschäfts

Wären nicht die Lockdowns in der Corona-Pandemie hinzugekommen, hätte Finette auch über den Schließungstag am Montag, den 20. Dezember hinaus ihr Geschäft fortgeführt. „Man bekommt zwar alle Unkosten bezahlt, aber es bleibt nichts mehr über“, so die agile Geschäftsfrau. Auch wenn die endgültige Entscheidung noch aussteht, hat sie bereits eine Anstellung in Bonn im Blick, wo sie sich mit Design, Accessoires und Mode beschäftigen könnte. Und sie freut sich über die Designerin Julia Schäfer, die ihr Ladenlokal für ihr Start-up „Julez Wohnzimmer“ übernimmt. „Das wird ein schriller Laden werden, in dem viel zu entdecken sein wird“, freut sich Finette über ihre Nachfolgerin, der sie viel Glück und Erfolg für die Zukunft wünscht.

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