Fahndung der Bonner Polizei Überfall auf Sparkasse in Duisdorf ist Thema bei „Aktenzeichen XY“

Duisdorf · Im April 2022 überfiel ein bewaffneter Mann die Sparkasse in Bonn-Duisdorf. Seitdem versucht Ermittler Norbert Lindhorst, den Täter zu fassen. Das blieb bislang erfolglos. An diesem Mittwoch wird der Fall Thema bei „Aktenzeichen XY“.

 Nach dem Überfall sperrte die Polizei den Bereich um die Bank ab.

Nach dem Überfall sperrte die Polizei den Bereich um die Bank ab.

Foto: Petra Reuter

In der ersten Akte, die auf dem Tisch von Polizist Norbert Lindhorst landet, geht es um einen bewaffneten Raub. Es ist April 2022 und er hat vor ein paar Tagen den neuen Job im Kriminalkommissariat 13 angetreten, das sich um Einbruch und Raub kümmert. Vorher hat er sich vor allem mit Mordfällen beschäftigt. Jetzt soll er den Fall aus Duisdorf lösen, den Mann finden, der mit einem Revolver die Sparkasse überfallen hat.

Lindhorst wirft einen ersten Blick in die Akte. Was er sieht, stimmt ihn optimistisch, dass er den Täter fassen kann. Denn der hat etwas am Tatort verloren. Es gibt einige Zeugen, die eine Aussage gemacht haben. Lindhorst wertet sie aus, schaut, ob sie Hinweise enthalten, die ihn zum Täter führen. Wie sieht der Mann aus? War etwas an seinem Verhalten auffällig? Gibt es weitere Zeugen? Aber die Aussagen liefern keine entscheidenden Hinweise.

Lindhorst will jeden Fall lösen, auch wenn er weiß, dass das utopisch ist. „Diesen Ehrgeiz unterstelle ich jedem Polizeibeamten“, sagt er. Und der Polizist hat ja auch noch die Bilder von der Überwachungskamera in der Sparkasse: Sie zeigen, wie ein Mann am 4. April 2022 die Filiale betritt. Es ist ein Montag, kurz vor 15 Uhr. Vor den beiden Schaltern stehen die Kunden in einer Schlange, auch der Täter, der eine blaue OP-Maske, eine dunkle Lederjacke sowie eine blaue Mütze trägt und eine Plastiktüte in der Hand hält.

Wegen der Corona-Pandemie fällt der Mann mit Maske nicht weiter auf. Während er in der Schlange steht, lässt er einige Leute vor. „Das war ungewöhnlich“, sagt Lindhorst. Offenbar habe er darauf gewartet, dass ein bestimmter Schalter frei wird, um dann dort an die Kasse zu kommen, vermutet Lindhorst. Er hat sich das Video oft angeschaut. Es liefert ihm viele Details zur Kleidung des Mannes.

Täter bedroht Mitarbeiterin mit dem Revolver

Zu erkennen ist darauf auch, wie der Mann schließlich auf einen Schalter zugeht. Dabei zieht er aus seiner Umhängetasche einen Revolver. Er tritt hinter einen der Schalter, der gerade nicht besetzt ist. Die Angestellte, die gerade zurückkommt und versucht, den Alarm auszulösen, schiebt er zur Seite. Dann geht er zum zweiten Schalter, bedroht die Mitarbeiterin mit der Waffe und reißt ihr einen Behälter mit Geld aus der Hand.

Der Täter wirft die Plastiktüte weg und rennt zum Ausgang. Dort stößt er mit einem Kunden zusammen, der erfolglos versucht, nach der Hand mit der Pistole zu greifen. Beim Zusammenprall verliert der Täter einen großen Teil des Geldes. Außerdem löst sich ein Schuss. Bei Lindhorsts Ermittlungen stellt sich heraus, dass es sich bei der Waffe nur um einen Gasrevolver handelt.

Die Polizei veröffentlichte nach dem Überfall Fotos vom Tatverdächtigen.

Die Polizei veröffentlichte nach dem Überfall Fotos vom Tatverdächtigen.

Foto: Polizei Bonn

Der Täter flüchtet nach draußen. Im Eingangsbereich der Sparkasse bleiben überall Geldscheine liegen – und die Mütze des Täters. Er entkommt mit etwas mehr als 1000 Euro, deutlich weniger, als er anfangs erbeutet hatte. Wie hoch die Summe genau war, will Lindhorst nicht verraten, fünfstellig sei sie gewesen. Mit seiner Beute läuft der Täter in Richtung des Duisdorfer Bahnhofs, beobachten Zeugen. Dort sucht die Polizei später auch mit Spürhunden.

Die Polizei veröffentlicht Bilder des Täters

Weil die Aussagen der Zeugen Lindhorst nicht auf die Spur des Täters bringen, entscheidet ein Richter, dass die Polizei die Bilder der Überwachungskamera veröffentlichen kann. Lindhorst schöpft neue Hoffnung. Vielleicht kann er den Unbekannten doch noch erwischen. Drei Wochen nach der Tat erscheinen die Fotos in der Zeitung.

Die Polizei veröffentlichte nach dem Überfall Fotos vom Tatverdächtigen.

Die Polizei veröffentlichte nach dem Überfall Fotos vom Tatverdächtigen.

Foto: Polizei Bonn

Dann beginnt das Warten. Die Bilder der Kamera sind gut, Augen und Nase des Mannes sind zu sehen. „Ich hatte große Hoffnung, dass sich jemand meldet“, sagt Lindhorst. Wenn die Polizei Fotos veröffentlicht, finde sie normalerweise immer noch einen weiteren Zeugen. Die Tage vergehen, aber es meldet sich niemand.

Eine letzte Möglichkeit, an den Täter zu kommen, sind DNA-Spuren. Die können mit einer Datenbank des Bundeskriminalamtes abgeglichen werden. Vielleicht ist dieselbe DNA schon an einem anderen Tatort gefunden worden, oder sie gehört zu jemandem, der bereits in der Datenbank erfasst ist. Aber zum Täter aus Duisdorf liefert sie keinen Treffer. Damit sind Lindhorsts Mittel ausgeschöpft. „Dann ist eigentlich Schicht“, sagt er.

Lindhorsts letzte Hoffnung

Doch es meldet sich das ZDF, die Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ will den Fall aufgreifen. Es ist eines der ältesten Formate des Senders, bei dem Zuschauer Hinweise zu ungeklärten Verbrechen geben. Lindhorst soll in der Sendung auftreten. Nochmal neue Hoffnung auf einen Tipp, der den Durchbruch bei den Ermittlungen bringen kann. Nur in der Öffentlichkeit zu stehen, ist eigentlich nicht sein Ding. „Ich würde das gerne abgeben“, sagt Lindhorst über seinen Auftritt. „Aber einer muss es ja machen.“

Und deshalb wird er im Münchener Studio die Fragen von Moderator Rudi Cerne zum Fall beantworten. „Die Hoffnung stirbt zum Schluss“, sagt Ermittler Lindhorst, der den Fall noch nicht aufgegeben hat. „Es ist eine Chance.“

Die Sendung „Aktenzeichen XY…ungelöst“ ist am Mittwoch, 22. März, um 20.15 Uhr live im ZDF zu sehen.

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