Tierische Rettung in Bonn Feuerwehr befreit eingeklemmten Waldkauz aus Schornstein

Melbtal · Eine tierische Entdeckung machte eine Bonnerin in dem unbewohnten Haus ihrer Eltern. Ein Waldkauz war in den Kamin gefallen. Die Feuerwehr rette ihn daraufhin.

 Der gerettete Waldkauz ist aus dem Kamin befreit worden.

Der gerettete Waldkauz ist aus dem Kamin befreit worden.

Foto: Privat

Eine tierische Überraschung hat Susanne Wilms vor Kurzem im Melbtal erlebt. Als die Gladbacherin ihr unbewohntes Elternhaus besuchte, versteckte sich im Wohnzimmer ein besonderer Gast.

„Während ich durch das Wohnzimmer gegangen bin, hat sich plötzlich etwas im Kamin bewegt. Ich habe mich total erschrocken und bin erstmal einen Schritt zurückgesprungen“, erinnert sich Wilms. Als sie näher an den Kamin trat, raschelte durch die geschlossenen Scheiben ein Vogel. „Das Tier hat versucht, seine braunen Flügel auszubreiten und nach oben zu kommen.“ Was das aber für ein Vogel sein könnte, war im ersten Moment nicht ersichtlich, berichtet Wilms. „Die Kaminscheiben haben gespiegelt und ich wollte dort auch nicht mit einer Taschenlampe reinleuchten.“ Größe und Farbe habe aber auf einen Raubvogel hingedeutet, so Wilms.

Feuerwehrmann schützt sich mit Lederhandschuhen

Sie rief die Feuerwehr, die eine halbe Stunde später im Melbtal eintraf. Die zwei Wehrleute hätten sich zunächst ein Bild von der Situation gemacht und dicke Lederhandschuhe aus dem Einsatzfahrzeug geholt. „Mit einem behutsamen Griff hob einer der Einsatzkräfte den Vogel aus dem Kamin“, beschreibt Wilms. Der andere habe währenddessen aufgepasst, dass das Tier nicht entwischt. „Das haben die beiden richtig toll gemacht. Die waren sehr professionell, ruhig und hilfsbereit“, lobt Wilms den Einsatz. „Ich hätte nicht gewusst, was man da machen soll.“

 Glück hatte der Waldkauz, dass zufällig die Besitzerin in das normalerweise unbewohnte Haus kam.

Glück hatte der Waldkauz, dass zufällig die Besitzerin in das normalerweise unbewohnte Haus kam.

Foto: Privat

Mit dem Vogel unterm Arm sei der Feuerwehrmann dann nach draußen auf die Terrasse getreten. Das Tier war ein Waldkauz, der hier auf dem Grundstück lebt, sagt Wilms. „Eine Familie aus der Nachbarschaft hatte den Kauz schon vermisst. Sie konnten ihn sonst regelmäßig sehen und hören.“ Die Einsatzkräfte hätten noch überprüft, ob der Vogel verletzt sei und ihn dann frei gelassen. Die Eule soll nun wieder auf seinem festen Platz in einem nahestehen Nadelbaum sitzen, so Wilms. „Der Vogel war wohl durch den Schornstein in den Kamin gefallen und kam nicht mehr heraus. Er wäre dort verhungert und verdurstet.“ Es sei ein großer Zufall gewesen und ebenso großes Glück für den Waldkauz, dass Wilms vor Ort war. „Der Vogel muss einen Tag lang in dem Kamin gewesen sein“, schätzt Wilms. Sie prüfe nun eine Schließung des Schornsteins, damit er nicht wieder zur Falle wird.

Naturschutzbund: Wilde Tiere nicht ins Haus tragen

In den meisten Fällen fänden Eigentümer in ihren Gärten hilflose Jungvögel vor, die aus dem Nest gefallen seien, erklärt Alexander Heyd. Der Vorsitzende des Naturschutzbundes (Nabu) Bonn warnt davor, die Tiere in das Haus zu tragen. „Wenn man ein Jungtier oder Küken auf dem Boden findet, sollte man am besten die Finger davon lassen, meist sind die nicht so verlassen wie sie aussehen.“ Man könne den Jungvogel aber auf eine nahe Erhöhung, wie ein Garagendach oder einen Baum setzen. Mit dieser Maßnahme sei das Tier fürs Erste vor Fressfeinden gesichert. „In 99 Prozent der Fälle werden die Jungtiere weiter von ihren Eltern gefüttert“, beobachtet Heyd. Sollte dennoch kein Elternteil auftauchen oder der Vogel sichtbar verletzt sein, rät der Tierschützer, eine fachkundige Pflegeeinrichtung zu kontaktieren (siehe „Anlaufstellen“).

Füttern sollte man den Jungvogel aber nicht. „Bis sich eine Pflegestation um das Tier kümmern kann, setzt man den Vogel am besten in einen dunklen Karton mit ausreichender Sauerstoffzufuhr.“ Hier gilt: je dunkler und wärmer der Karton, desto besser. „Die Dunkelheit beruhigt die Tiere und die Wärme mindert den Energieverlust.“ In der Box sollte es für das Tier aber auch nicht zu heiß werden, ergänzt Heyd. „Im Winter kann man den Karton nahe einer Heizung aufstellen, im Frühling einfach in die Sonne. Das reicht aus.“

Da die meisten Anlaufstationen ehrenamtlich geführt seien, müsste sich die Finder aber darauf einstellen, sich mit dem Tier auch mal selbst auf dem Weg zur nächsten Einrichtung machen zu müssen, sagt Heyd und warnt vor einer längeren Pflege oder Haltung von Wildvögeln im Eigenheim. Das sei gesetzlich nicht erlaubt und eine Straftat. „Alle Vögel unterliegen entweder dem Naturschutzrecht oder dem Jagdrecht. Ruft man den Jäger an, gibt er beispielsweise einem verletzten Greifvogel den Fangschuss. Das wollen wir als Naturschützer natürlich nicht, denn man kann diese Tiere retten.“

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