Anwohner dürfen zurück in Wohnungen Weltkriegsbombe in Lengsdorf wurde erfolgreich entschärft

Update | Bonn · Auf einer Baustelle in Bonn-Lengsdorf ist eine 250 Kilogramm schwere Fliegerbombe aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden worden. In der Nacht zu Mittwoch wurde das Signal zur Entschärfung gegeben.

 Auf einer Baustelle in der Lengsdorfer Hauptstraße ist am Dienstag eine Fliegerbombe gefunden worden.

Auf einer Baustelle in der Lengsdorfer Hauptstraße ist am Dienstag eine Fliegerbombe gefunden worden.

Foto: Benjamin Westhoff

In der Nacht von Dienstag auf Mittwoch hat der Kampfmittelräumdienst auf einer Baustelle in Lengsdorf eine Weltkriegsbombe entschärft. Kurz nach 1.30 Uhr verkündete die Stadt Bonn die erfolgreiche Entschärfung, sodass die Anwohner zurück in ihre Wohnungen kehren konnten.

Bombe wurde bewegt - Akribische Vorbereitung nötig

Die rund 250 Kilogramm schwere englische Fliegerbombe hatte seit Dienstagnachmittag für einen Großeinsatz gesorgt, an dem mehr als 150 Einsatzkräfte beteiligt waren. Die Entschärfung benötigte auch aufgrund der zwei Zünder, die an der Bombe befestigt waren, eine akribische Vorbereitung durch den Kampfmittelräumdienst. Auch die Evakuierung der rund 5000 Anwohner nahm viel Zeit in Anspruch. Zahlreiche ältere Menschen benötigten Hilfe beim Verlassen ihres Zuhauses.

Die Bombe war am Dienstag gegen 13.50 Uhr bei Baggerarbeiten auf dem ehemaligen Edeka-Gelände unerwartet zutage gefördert und dann gefährlicherweise bewegt worden. Nachdem der Evakuierungsbereich in der Nacht gegen 0.45 Uhr freigegeben war, erfolgte die Entschärfung, die etwa eine Dreiviertelstunde andauerte. Um 1.37 Uhr gaben die Einsatzkräfte das Signal zur Entwarnung, die Bombe wurde erfolgreich entschärft.

Normalerweise sind potenzielle Fundstellen von Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg anhand von Luftaufnahmen identifiziert. Offenbar habe sich der Sprengkörper unter einem Gebäude befunden, das nun abgerissen wurde, sodass sie nicht entdeckt werden konnte, berichtete einer der Einsatzkräfte.

Bombenentschärfung in Lengsdorf
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Bombenentschärfung in Lengsdorf

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Corona-Vorschriften erschweren Organisation

Gegen 14.20 Uhr war die Lengsdorfer Hauptstraße eingangs der Lingsgasse abgesperrt. Die unmittelbaren Nachbarn der Baustelle mussten schleunigst ihre Häuser verlassen. Ordnungsamt, Polizei und Feuerwehr wappneten sich für den schlimmsten Fall, dass das Gebiet im Umkreis von 500 Metern evakuiert werden muss. Nachdem der Kampfmittelräumdienst Fund und Ort eingehend untersucht hatte, war klar, dass dieser Fall eintritt.

Vor der Entschärfung mussten etwa 5000 Bewohner ihre Häuser verlassen. Der Evakuierungsradius reichte von der Villemomblerstraße bis zur Mühlenbachstraße und von der Ausfahrt Lengsdorf bis zum Konrad-Adenauer-Damm. Die Räumung brauchte Zeit, zumal zu 100 Prozent sichergestellt sein musste, dass sich niemand mehr in den Häusern aufhält. Gegen 20.15 Uhr machten sich Fußtrupps mit Mitarbeitern des Ordnungsdienstes und der Feuerwehr auf den Weg. Zwei sogenannte Klingeldurchgänge sind ein Muss. Zugleich verbreiteten Lautsprecherwagen die Information. Feuerwehrsprecher Heiko Basten rechnete hoch und kalkulierte rund zweieinhalb Stunden dafür ein. Mit der Entschärfung war also nicht vor 24 Uhr zu rechnen. Insgesamt waren über 120 Einsatzkräfte vor Ort unterwegs, und 20 koordinierten die Räumung des Bereichs von der Leitstelle aus.

Eine auf der Grenze der Sicherheitszone liegende Senioreneinrichtung wurde nicht evakuiert. Die Bewohner erhielten jedoch die Auflage, sich während der Entschärfung auf der vom Fundort abgewandten Seite des Gebäudes aufzuhalten.

Die aktuellen Corona-Vorschriften machten die Organisation der großflächigen Räumung noch schwieriger. Wer für die Zeit nicht bei Freunden unterkam, konnte in der als Anlaufstelle eingerichteten Hardtberghalle bleiben. Die geltende Ausgangssperre bis 22 Uhr wurde für die Betroffenen ausgesetzt. Sie sollten aber einen Ausweis dabei haben, um bei einer Kontrolle ihren Wohnort dokumentieren zu können.

Wie sich herausstellte, leben im Evakuierungsgebiet zudem 33 Personen, die sich derzeit in Quarantäne befinden. Keinesfalls sollte diese Gruppe zur Hardtberghalle kommen. Sie wurden vom Stadtordnungsdienst zu Hause abgeholt und in die Schmitthalle gebracht. Die im Evakuierungsradius liegende Strecke der A565 wurde nicht gesperrt, dafür aber Punkt 20 Uhr die Anschlussstelle Lengsdorf.

Bewohner wurden von der Evakuierung überrascht

Schockiert reagierten viele Anwohner, die tagsüber unterwegs oder bei der Arbeit waren, auf die Evakuierung. Mancher wollte nicht glauben, dass er für Stunden nicht nach Hause konnte. Andere wollten sich durch Absperrband und Polizeiaufgebot nicht aufhalten lassen. Sie wurden unmissverständlich zurückgepfiffen. Ein junger Mann, der direkt neben der Baustelle mit der Bombe wohnt, wollte wenigstens sein Handy und die Geldbörse holen. Er hatte einen Spaziergang gemacht und war von der Gefahrensituation überrascht worden.

Petra Welter wollte mittags mit dem Hund zum Gassigehen raus. Angesichts des Polizeiaufgebots stiegen Sorgen in ihr auf. „Niemals hätte ich an eine Bombe gedacht. Nun warte ich, bis wir aus dem Haus müssen.“ Bei den Anwohnern, die sich nachmittags an der Lingsgasse versammelt hatten, wuchsen mit den Stunden des Wartens böse Vorahnungen. „Vor Mitternacht können wir nicht nach Hause“, vermutete eine Anwohnerin. „Oder meint ihr, es dauert die ganze Nacht? Wo sollen wir schlafen?“ fragte sie in die Runde.

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