Familie Erdfelder aus Bonn Fünfköpfige Familie bricht bald in Schulbus zum Nordkap auf

Duisdorf · Zwei Jahre hat der Bonner Mediziner Felix Erdfelder einen alten amerikanischen Schulbus zum Wohnmobil umgebaut. In ein paar Wochen will sich die fünfköpfige Familie damit Richtung Nordkap aufmachen.

Felix Erdfelder vor seinem umgebauten, US-amerikanischen Schulbus, den er vor rund zweieinhalb Jahren gekauft hat.

Felix Erdfelder vor seinem umgebauten, US-amerikanischen Schulbus, den er vor rund zweieinhalb Jahren gekauft hat.

Foto: Stefan Hermes

Lange hatte Felix Erdfelder (38) als Intensivmediziner am Universitätsklinikum Bonn (UKB) einen zeitintensiven und damit auch familienfeindlichen Beruf. Das änderte sich für ihn erst, als er sich der Medizininformatik zuwandte. So konnte er im Herbst 2020 mit der Anschaffung eines amerikanischen Schulbusses auch das Ziel verfolgen, sich mit seiner fünfköpfigen Familie auf die Reise ans „Ende der Welt“ zu begeben. „Ich sage meinen Kindern immer, dass wir für sie ans Ende der Welt gehen würden“, sagte Maria Erdfelder (37) vor knapp zwei Jahren im GA. Damit war schon früh klar, dass die erste Reise des Ärztepaars mit dem zum Wohnmobil umgebauten Schulbus zum rund 3.200 Kilometer entfernten Nordkap gehen sollte. Drei Monate sind dafür eingeplant.

„Eigentlich ist das Reisen nicht mein Ding“, sagt Felix Erdfelder. Reisen zu planen, Sachen zu packen und damit sein Zuhause zu verlassen, hätten ihn nie sonderlich gereizt. Ganz im Gegenteil zu seiner Frau, die nicht nur schon viel gereist sei, sondern auch große Freude an der Planung und Vorbereitung habe. „Maria hat schon x Routen für uns ausgesucht und überlegt sich jede Etappe. Und sie hat dazu auch für alles schon einen Plan B.“ Das mache seine Frau alles großartig. „Ich bin dann mehr für die Technik zuständig“, so Erdfelder. Mit diesem Part war auch seine Freizeit der vergangenen beiden Jahre voll ausgelastet. Der Kauf des Autos auf Ebay war mit rund 16.000 Euro kurz davor, als „Schnäppchen“ bezeichnet zu werden. Doch bis der Bus entrostet und der TÜV seinen Segen für eine deutsche Zulassung gegeben hatte, vergingen schon ein paar Monate.

Der weitere Ausbau, der aus dem typisch gelben Schulbus ein Wohnmobil gemacht hat, wird bis zur geplanten Abreise am 24. März andauern. „Irgendwas fällt einem immer noch ein“, sagt Erdfelder. Doch er habe viel gelernt dabei. Nicht nur durch die Hilfe von Freunden, sondern vor allem auch durch die unzähligen Hinweise im Internet und Anleitungen auf YouTube, die zu dem Kultfahrzeug tausendfach zu finden sind. Ein Blick unter die Motorhaube überzeugt von Erdfelders Liebe zum Detail: Die V8-Maschine ist optisch von einem Neufahrzeug nicht zu unterscheiden. „Ich habe alles in Einzelteile zerlegt, gesäubert oder – falls nötig – ersetzt“, so der Hobby-Mechaniker. „Für einen Arzt ist das alles gar nicht so schlecht geworden“, sagt er nicht ohne Stolz.

Kluger Ausbau spart Platz

Vor allem im Inneren des Autos ist durch einen klugen Ausbau ein Wohnmobil entstanden, in dem es sich gut aushalten lässt. Das 2,30 Meter mal 1,80 Meter große Bett im Fond des Fahrzeugs bietet genügend Platz für die Eltern mit ihrem sechsjährigen Sohn Wolf, der zweijährigen Luna sowie dem acht Monate alten Falk. Zwei 400 Watt-Solarzellen auf dem Busdach laden einen fünf Kilowatt starken Akku auf, der Kühlschrank, Ceranfeld und Standheizung zuverlässig versorgt. Um ein zur Tischplatte gewordenes und liebevoll bemaltes Kindersurfbrett sind vier bequeme Plätze entstanden, die auch während der Fahrt benutzt werden können. Ein kleiner WC-Raum mit einer Trockentoilette aus dem Yachtbau macht das fahrende Haus komplett.

„Eine zweitägige Probefahrt ans Meer hat uns alle überzeugt“, so Erdfelder, der sich aufgrund seiner tief verankerten Reisefaulheit in erster Linie als Chauffeur seiner Familie sieht. „Maria sagt, wo es langgeht und ich fahre dahin.“ Dafür musste er einen LKW-Führerschein machen, da der Bus eine Zuladung von 4,5 Tonnen zulässt und somit nicht mehr mit der PKW-Fahrerlaubnis zu fahren ist. „Damit fällt auch meine Frau als Fahrerin aus“, sagt er. Das sei jedoch nicht weiter schlimm, da ihr das Gefährt mit seiner Breite von 2,30 Meter auch nicht ganz geheuer sei. Für ihn sei dagegen der C1-Führerschein nicht schlecht, „da ich im Fall des Falles als Notarzt auch das Fahren des Rettungswagens übernehmen könnte.“

Auf den Highways von Chicago

Das Fahren mit dem über 300 PS starken Chevrolet, der zuletzt 16 Jahre als Schulbus auf den Highways rund um Chicago im Einsatz war, mache ihm Spaß. Leider sei das bei seinen Kindern nicht ungeteilt der Fall. Luna gewöhne sich hoffentlich gerade daran, während Falk sich für die Fahrerei noch nicht so richtig begeistern könne. „Wir werden nur kurze Etappen fahren“, so der Vater. „Überall dort Halt machen, wo es für die Kinder etwas zu sehen gibt.“ Außerdem werde man etliche Hörbücher und Puzzles einpacken. Erdfelder freut sich auf seine Elternzeit, die er intensiv mit den drei Kindern und seiner Frau verbringen kann. „Und ich möchte mit der Reise auch meine Frau glücklich machen“, sagt er. Grund genug, alle Widrigkeiten eines Lebens auf engstem Raum in Kauf zu nehmen. „Als etwa Sechsjähriger bin ich mit meinem Vater in Schweden gewandert“, sagt er und benennt es als eine seiner wenigen Reiseerinnerungen. Und dass er mit seinem Vater dort auch geangelt habe. Die Angel vom Großvater ist seitdem immer noch unbenutzt in seinem Besitz. Jetzt wird er sie mitnehmen und vielleicht mit seinem Sohn Wolf auf Fischfang in den norwegischen Gewässern gehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Guter Kauf
Kommentar zu Flüchtlingsunterkünften in Bonn Guter Kauf
Aus dem Ressort