Beratungsstelle im Tumorzentrum Bonn Diagnose Krebs: Die Seele in schweren Zeiten heilen

Bonn · Das Tumorzentrum bietet ganzheitliche Beratung und Begleitung für Krebspatientinnen an. Darunter auch Yoga- und Ernährungskurse, denn viele kämpfen nach einer Diagnose damit, den eigenen Alltag neu zu planen.

Im Tumorzentrum bieten Luisa Steyman, Cathrin Benöhr, Ursula Schmitz und Renate Schlieker ganzheitliche Beratung und Begleitung an.

Im Tumorzentrum bieten Luisa Steyman, Cathrin Benöhr, Ursula Schmitz und Renate Schlieker ganzheitliche Beratung und Begleitung an.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Diagnose traf die junge Mutter vollkommen überraschend. Bei einer routinemäßigen Vorsorgeuntersuchung entdeckten die Ärzte bei der 39-Jährigen einen Knoten in der Brust. Schnell stand fest, dass es sich dabei um einen äußerst aggressiven Tumor handelt. Es folgten Operation, Chemotherapie sowie Bestrahlungen. Und plötzlich war das Leben komplett aus den Angeln gehoben, ein Weiterleben wie bisher unmöglich.

Neben der Angst und der psychischen Belastung musste die 39-Jährige auch noch den gewohnten Familienalltag irgendwie meistern. Schließlich warteten zu Hause drei kleine Kinder – ein, acht und zehn Jahre alt. „Mit der Diagnose Krebs erfahren Menschen einen tiefen Einschnitt in ihr Leben. Neben der Auseinandersetzung mit Therapiemöglichkeiten gilt es, mit existenziellen Ängsten, Unsicherheiten und Verzweiflung fertig zu werden“, weiß Cathrin Benöhr, Leiterin der Krebsberatungsstelle des Tumorzentrums Bonn (TZB) auf dem Gelände des Venusberg-Campus.

Gemeinsam mit ihrem Team aus Psychoonkologinnen, Sozialpädagoginnen sowie einer Psychologin bietet sie Krebskranken, ihren Angehörigen und Freunden eine ganzheitliche Beratung und Begleitung in dieser schwierigen Lebensphase an.

„Wir nehmen uns Zeit“

In Ergänzung zur medizinischen Behandlung erhalten Patienten im Tumorzentraum Bonn zeitnah Unterstützung und Begleitung in allen Phasen des Krankheitsverlaufs. „Wir unterstützen bei der Diagnoseverarbeitung, der Alltags- und Lebensbewältigung und begleiten mit psychoonkologischer und sozialrechtlicher Beratung“, präsentiert Cathrin Benöhr den Anspruch des Vereins. „Wir nehmen uns Zeit. So viel Zeit, wie nötig ist.“

Die Anforderung an Benöhr und ihre Kolleginnen Renate Schlieker, Luisa Steymans und Ursula Schmitz sind unterschiedlich. Sie reichen von Hilfen für die alltägliche Lebensbewältigung bis hin zur Unterstützung beim Ausfüllen von Anträgen und Formularen für Rehabilitationsmaßnahmen oder finanzieller Ansprüche. In Einzel-, Paar- und Familiengespräche können sich die Betroffenen alles von der Seele reden.

Yoga- und Ernährungskurse

Auch bei der jungen Mutter ging es zunächst darum, wieder Struktur in den Familienalltag zu bringen. „Bei solchen Problemen sind wir froh, dass wir ein großes Netzwerk haben“, sagt Cathrin Benöhr. Dazu zählen Pflegedienste, Kliniken, Praxen, Selbsthilfegruppen. „Wenn wir hier jemandem nicht helfen können, dann wissen wir, wohin wir ihn vermitteln können“, versichert die Leiterin des TZB.

Zum ganzheitlichen Anspruch des Vereins gehört zudem ein ergänzendes Angebot, damit auch die Seele heilen kann. Mit Yoga, Kursen rund um die Ernährung, Waldführungen und Waldbaden sollen die Teilnehmer Kraft und Energie tanken sowie Achtsamkeit trainieren.

„Wenn der Körper genesen ist, muss man sich um die Psyche kümmern“, sagt Benöhr. Obwohl diejenigen, die im TZB Hilfe suchen, meist in einer schweren Lebenskrise strecken, geht es in der Beratungsstelle nicht immer nur tot traurig zu. „Wir trocknen oft Tränen, aber wir lachen auch sehr gerne und sehr viel“, versichert die Psychoonkologin.

Das TZB ist seit 1982 als gemeinnütziger Verein registriert und wird gefördert durch die Stadt Bonn, das Land NRW und seit 2020 durch den GKV/PKV-Spitzenverband. Die Krebsberatungsstelle des TZB befindet sich im Venusberg-Campus 1, Gebäude C 73 (Wohnheim 2), Telefon: (0228) 29 91 61, E-Mail: beratung@tumorzentrum-bonn.de. Weitere Informationen unter www.tumorzentrum-bonn.de.

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