Oberbürgermeisterin besucht Bezirksvertretung Konzept für die Entwicklung Hardtbergs soll 2024 stehen
Duisdorf · Oberbürgermeisterin Katja Dörner geht auf Tour durch die Bezirksvertretungen, um zu erfahren, was die Menschen in den Stadtteilen bewegt. Zum Auftakt war sie in Hardtberg und sprach über ein Entwicklungskonzept für den Bezirk, die Westbahn und das Anwohnerparken.
Ungewöhnlichen Besuch erhielt die Bezirksvertretung (BV) Hardtberg am Dienstagabend. Oberbürgermeisterin Katja Dörner schaute vorbei, um über aktuelle Themen zu sprechen und sich den Fragen der Bezirksverordneten zu stellen. Ihr Besuch in der Schmitthalle, wo die BV Hardtberg tagt, war der Auftakt einer Tour, die Dörner durch die Gremien in allen Stadtbezirken macht (siehe Infobox: Termine).
„Ich freue mich, dass ich die Eröffnung in Hardtberg machen kann“, sagte Dörner zu Beginn. Bezirksbürgermeister Christian Trützler sei mit Abstand der erste gewesen, der sie eingeladen habe. Sie wolle an diesem Abend wissen, was die Themen seien, die den Menschen im Bezirk „auf den Nägeln brennen“, um sie mit ins Stadthaus zu nehmen.
Bevor die Oberbürgermeisterin die Fragen der Bezirksverordneten beantwortete, berichtete sie von ihrer Amtszeit und der aktuellen Situation der Stadt. Seit ihrem Amtsantritt vor eineinhalb Jahren habe sie es mit einer Dauerkrise zu tun: zuerst mit der Pandemie, dann im vergangenen Sommer mit der Flutkatastrophe und seit zwei Monaten mit dem Krieg in der Ukraine.
Die Flut habe Bonn zum Glück nicht so stark getroffen, in Hardtberg sei sie allerdings doch Thema gewesen. In Lessenich war der Hardtbach in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli über die Ufer getreten und hatte Häuser in der Knappenmühle und Tulpenstraße volllaufen lassen. Die Folgen und der Schutz vor einer ähnlichen Katastrophe beschäftigen die Anwohner noch immer.
Stadt geht davon aus, dass sie 4500 Geflüchtete aufnimmt
Mit Blick auf den Krieg in der Ukraine sagt Dörner, die derzeitige Situation hätte sich vor dem 24. Februar, als Russland die Ukraine angriff, niemand ausmalen können. Die Stadt gehe davon aus, dass sie 4500 Geflüchtete aufnehmen werde. Dabei berief Dörner sich auf eine Schätzung der Landesregierung. In der vergangenen Woche hatte die Stadt 1713 Geflüchtete untergebracht – 185 in städtischen Unterkünften, 792 in Hotels und 736 in privaten Unterkünften.
In der anschließenden Fragerunde wollte Bert Moll (CDU) von der OB wissen, wie es um die Entwicklungsperspektive für den Stadtbezirk stehe. Wann werde es ein Integriertes Stadtteilkonzept geben? Dabei handelt es sich um ein Konzept für die mittelfristige Entwicklung eines Stadtteils, das verschiedene Bereiche umfassen kann wie Verkehr, Modernisierung von Gebäuden, lokale Wirtschaft oder auch Bildung. Darin ist festgehalten, welche Ziele erreicht werden sollen. Bei der Entwicklung des Konzeptes werden die Bewohner des Stadtteils mit eingebunden.
„Für Hardtberg harrt ein solches Konzept schon seit einigen Jahren der Ausschreibung“, sagte Moll. Andere Bezirke wie etwa Beuel haben bereits so ein Konzept. Für Beuel hatte der Rat nach zwei Jahren der Entwicklung im September 2021 Pläne für die Quartiersentwicklung östlich des Beueler Bahnhofes beschlossen. Ziel ist es unter anderem, den öffentlichen Raum aufzuwerten, zu identifizieren, wo es Flächen für Kultur und Gewerbe gibt, und die Verkehrssituation zu verbessern.
Wichtig für Fördergelder
„Ich halte es für wichtig, ein solches Konzept zu haben“, sagte Moll. Nicht zuletzt, weil es von Bedeutung sei, um Fördergelder von Land, Bund und der Europäischen Union zu bekommen. Ein Bedarf sei jedenfalls da, er denke dabei zum Beispiel an das Burgacker-Carré. Pläne für das Areal hinter dem Rochuscenter waren seit 2013 immer wieder Thema im Stadtbezirk. Allerdings hat sich auf der Fläche, die als Dreckecke gilt und im Wesentlichen aus zwei Parkplätzen besteht, wenig getan.
Dörner sagte: „Es ist ein großes und wichtiges Anliegen, was Herr Moll vorgetragen hat.“ Zu einem solchen Konzept zählten auch die Entwicklung des Bezirkszentrums, die Einbindung der Westbahn oder die Integration von Menschen mit Zuwanderungsgeschichte. Der Zeitplan sehe so aus: Ende 2022 soll die Vergabe starten, im zweiten Quartal 2023 solle dann die Entwicklung des eigentlichen Konzepts beginnen. Sie gehe von einem Jahr bis eineinhalb Jahren aus, bis es fertig ist, so Dörner.
So steht es um die Westbahn
Ilja Bergen (Linke) wollte wissen, wie es um das Projekt Westbahn stehe. Der Rat hatte im Juni 2020 die Stadtverwaltung beauftragt, eine der zur Wahl stehenden Varianten weiter zu planen. Die oberirdische Trasse soll an der Thomas-Mann-Straße starten, dann entlang der Rabinstraße unter der Bahntrasse an der Viktoriabrücke hindurch und in Verlängerung der Endenicher Straße bis zum Endenicher Ei führen. Derzeit würde die Verwaltung die Pläne für die Trasse bis zum Brüser Berg verfeinern, sagte Dörner. „Wir haben aber noch keinen konkreten Zeitplan für die Westbahn.“
Jutta Brodhäcker (Grüne) sprach das Parkraumkonzept an, das der Rat im Februar beschlossen hatte. Es sieht vor, den Anteil der Anwohnerparkplätze in Bonn zu steigern, das Parken für alle anderen Autofahrer weitgehend gebührenpflichtig zu machen sowie die Parkgebühren für alle oberirdischen Stellplätze im Innenstadtbereich und in den Stadtteilzentren deutlich zu erhöhen.
Die Stadt arbeitet nach Prioritäten ab
Schon seit Jahren würde man gerne das Anwohnerparken im alten Teil von Duisdorf umsetzen, so Brodhäcker – also ungefähr in dem Bereich zwischen Rochusstraße und Fontainengraben. Sie würde die Pläne gern etwas beschleunigen, sodass die Maßnahme in Hardtberg nicht erst 2025 umgesetzt wird, wie es das Konzept vorsieht. Da konnte ihr die Oberbürgermeisterin keine Hoffnung machen. „Es wäre unredlich, ihnen zuzusagen, dass es schneller geht als das, was der Rat entschlossen hat“, sagte Dörner. „Auch wenn ich jetzt das enttäuschte Gesicht von Frau Brodhäcker schauen muss: Die Stadt wird das entsprechend der Priorität abarbeiten.“