Internationales Kicker-Turnier in Bonn So spielen die Meister des Tischfußballs

Brüser Berg · Zum ersten Mal hat die Kicker Crew Bonn ein internationales Masters Turnier ausgerichtet. Gespielt wurde an 60 Tischen mit Schiedsrichtern und Videoübertragung in die ganze Welt. Was sind die Tricks der Profis?

 Sira Lucke und Stefanie Bredthauer (links) von der Kicker Crew Bonn im Match gegen Stefanie Wehrenfennig und Lina Ackerschott.

Sira Lucke und Stefanie Bredthauer (links) von der Kicker Crew Bonn im Match gegen Stefanie Wehrenfennig und Lina Ackerschott.

Foto: Stefan Knopp

Aus der Kneipe in die Sportarena: Für den Tischfußball gibt es sogar eine Weltrangliste. Die Kicker Crew Bonn wurde vor zwei Jahren Deutscher Meister und erhielt in diesem Jahr den Zuschlag, eins der beiden in Deutschland ausgetragenen internationalen Masters Turniere auszurichten. Am Wochenende traten die Kicker-Profis in die Hardtberghalle an, um ihre Platzierung in der Weltrangliste auszuspielen. Von überall her waren sie angereist, von Großbritannien über Frankreich bis Ungarn. Entsprechend international war auch das Stimmengewirr in der Halle.

Für die Niederlande traten Fraenk Kuehtreiber, Horst Meisters und Jos Goffin an, alle altgediente Kicker, die zusammen mehr als 140 Jahre Erfahrung mitbringen. Sie waren froh, dass sie ihrer Leidenschaft wieder uneingeschränkt nachgehen können. Beim Tischfußball steckt man die Köpfe über dem kleinen Spielfeld zusammen, Abstand halten ist nicht möglich. „Wir haben zwischendurch mit Plexiglaswand über dem Tisch und Masken gespielt“, erzählte Meisters.

Erfahrung gegen Schnelligkeit

Die drei wohnen in der holländisch-deutschen Grenzregion, spielen auch für einen Aachener Club und sprechen deshalb sehr gut Deutsch. Angefangen hat es für sie natürlich in den Dorfkneipen, nach dem Sonntagsgottesdienst beim Frühschoppen, erinnerte sich Meisters. Seit Langem spielen sie aber schon in den Ligen; er war in den 1980ern und 1990ern sechsmal holländischer Meister und steht in der internationalen Seniorenliga recht weit oben.

 Nils Hahne kommentiert ein hochkarätiges Spiel für den Live-Stream im Internet, das sich Fans in der ganzen Welt anschauen.

Nils Hahne kommentiert ein hochkarätiges Spiel für den Live-Stream im Internet, das sich Fans in der ganzen Welt anschauen.

Foto: Stefan Knopp

„Die Erfahrung ist ein Vorteil“, so Meisters. „Das reicht aber nicht gegen die Technik und Schnelligkeit der Jüngeren.“ Die meisten Spieler in der Halle waren deutlich jünger. Und es waren viele Frauen dabei, bei denen dieser Sport immer beliebter wird. Unter ihnen Stefanie Wehrenfennig aus Wuppertal und Lina Ackerschott vom TuS Fellinghausen bei Siegen, die ihr erstes Turnier gemeinsam bestritten.

Gewinnen mit Snake-Shot und Pin-Shot

Wehrenfennig spielt seit neun Jahren, von Anfang an auf sportlichem Niveau, und ist amtierende Landesmeisterin. Ihre Mitspielerin ist erst seit diesem Jahr auf Turnieren unterwegs, aber die beiden harmonieren gut miteinander, schlugen unter anderem Stefanie Bredthauer und Sira Lucke von der Kicker Crew Bonn. Was sie reizt an dem Sport? Der Spaß natürlich, aber Tore schießen war Wehrenfennig irgendwann nicht mehr genug. „Ich mag den psychologischen Aspekt: den Gegner zu lesen. Ich finde es interessant, wie Menschen auf einzelne Züge reagieren.“ Die Definition „Kickern ist schnelles Schach“ würde sie jedenfalls unterschreiben.

Wenn man gut ist, kann man zum Beispiel erkennen, wenn der Gegner zu einem „Snake Shot“ ansetzt: Er öffnet dann seine Hand und legt das Handgelenk an den Griff, um mit einer schnellen Aufwärtsbewegung einen 360-Grad-Schuss aufs Tor zu machen. Dafür braucht er Bewegungsfreiheit, er positioniert sich also entsprechend. Oder wenn der Gegner den Daumen am Griff auf die Seite der übrigen Finger legt: Dann setzt er zu einem „Pin Shot“ an. Das sind laut Dominik Pfingst von der Kicker Crew die beiden wichtigsten Schusstechniken.

Schiedsrichter ahnden Fouls

Der Sound der Veranstaltung war an beiden Tagen von morgens bis abends das Geklapper an den 60 Tischen. Was für ein logistischer Aufwand, die alle in die Mehrzweckhalle zu schleppen. Aber die Kicker Crew wollte natürlich zeigen, dass Bonn ein perfektes Turnier vorbereitet. Für die Organisation hat sich der Verein die Hilfe des Fußballclubs Rot-Weiß Lessenich sowie des Veranstalters LuPe Events gesichert. Am Samstag wurden die Doppel- und am Sonntag die Einzelturniere in den verschiedenen Kategorien – Männer, Frauen, Junioren, Senioren und gemischte Teams – ausgetragen. Einige hochrangige Spiele wurden sogar live im Internet mit Blick von oben auf den Tisch übertragen, Kommentatoren inklusive.

Zwei Sätze mit je fünf Toren müssen gewonnen werden, und es gibt Regeln, die von Schiedsrichter an den Tischen überwacht werden. Fouls, erklärte Dominik Pfingst von der Kicker Crew, sind zum Beispiel, wenn man die Stange mit den Spielfiguren um mehr als 360 Grad durchdreht oder zu sehr am Tisch rüttelt, um gegnerische Pässe abzufälschen. Und es gibt Zeitregeln: Im Mittelfeld darf der Ball zehn, an den anderen Stangen 15 Sekunden gehalten werden.

Bonner bringen Medaillen nach Hause

Das Tolle am Tischfußball ist für Stefanie Bredthauer vom Vorstand des Bonner Vereins, dass jeder mitspielen kann, auch Jung mit oder gegen Alt, und es sogar Tische für Rollstuhlfahrer gibt. „Ein Sport für alle“, mit dem Slogan wirbt der Deutsche Tischfußballbund. „Das wird sehr ernst genommen.“ Das Turnier bewertete sie am Montag als vollen Erfolg mit vielen positiven Rückmeldungen. Zudem gingen die Bonner Teilnehmer mit drei Silber- und zwei Bronzemedaillen nach Hause.

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