Verkehrslärm in Bonn Ippendorfer fordern Maßnahmen gegen den Autolärm

Ippendorf · Anwohner der Ippendorfer Allee in Bonn fordern von der Verwaltung mehr Schutz gegen den Verkehrslärm, der sie auch nachts aufschreckt. Sie schlagen Tempo-30 und eine Einbahnstraßenregelung vor.

 Ist es zu laut auf der Ippendorfer Allee? Anwohner beklagen, dass der Verkehrslärm sie krank macht.

Ist es zu laut auf der Ippendorfer Allee? Anwohner beklagen, dass der Verkehrslärm sie krank macht.

Foto: Benjamin Westhoff

Äpfel mit Birnen vergleichen – was in der Mathematik nicht funktioniert, das geht nach Ansicht von Dirk Krämer auch nicht bei der Untersuchung von Verkehrslärm. Er kritisiert die Aussagen der Stadt zur Lärmbelastung an der Ippendorfer Allee. In ihrer Stellungnahme hatte die Verwaltung betont, dass sie für die Beurteilung des Verkehrslärms Schallpegel durch Berechnung, aber nicht durch direkte Messung vor Ort ermittelt. „Als Physiker muss ich widersprechen. Berechnungen jeglicher Art beruhen auf vereinfachten Modellen mit als plausibel angenommenen Parametern. Sie werden aber üblicherweise durch Messungen gestützt. Wenn es also eine Diskrepanz zwischen Messung und Rechnung gibt, wäre die Stadt gut beraten, eigene Messungen zu veranlassen“, erläutert Krämer.

Wie berichtet, leiden die Anwohner der engen Ortsdurchfahrt auf dem Venusberg fast rund um die Uhr unter Verkehrslärm. Selbst nachts kehrt kaum Ruhe ein. „Seit Jahren werden die Immissionsgrenzwerte im Bereich der Ippendorfer Allee bei Weitem überschritten“, beklagte Dietrich Klingmüller im GA-Gespräch. Er hat auf Initiative von „Health for Future Bonn“, einem Bündnis von Pflegern, Ärzten, Therapeuten sowie Menschen, die sich im Gesundheitswesen engagieren, die Ippendorfer Allee unter die Lupe genommen und Messungen vorgenommen.

„Lärm gefährdet die Gesundheit der Anwohner hochgradig“, so seine Feststellung. Schließlich sei längst bekannt, dass Verkehrslärm Stressreaktionen hervorrufe und das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhe. „Dennoch ändert sich an der Situation an der Ippendorfer Allee nichts“, ärgerte sich Klingmüller. Nach Auskunft der Stadt gibt es für Verkehrslärm an Bestandsstraßen keine verbindlichen Grenz- oder Richtwerte. Lediglich für den Neu- oder Umbau von öffentlichen Straßen legt die Verkehrslärmschutzverordnung Immissionsgrenzwerte fest.

Ruhestörung durch einzelne Raser

Dirk Krämer kritisiert zudem den Standpunkt der Verwaltung, Schallpegelmessungen würden nur Momentaufnahmen widerspiegeln, da sie von den jeweils aktuell vorherrschenden Randbedingungen wie Witterungseinflüsse, Hintergrundgeräusche und den zeitlichen Schwankungen der Verkehrsstärke beeinflusst werden. „Health for Future Bonn hat sogar eine Langzeitmessung durchgeführt, so dass die ermittelten Werte belastbare Aussagen zulassen“, so der Physiker.

„Im Übrigen stellen besonders in der Nacht einzelne schnell und damit laut vorbeifahrender Autos eine besondere Störung des Schlafs der Anwohner dar. Meiner Erfahrung nach wird dabei das Tempolimit von 50 Stundenkilometer oft deutlich überschritten“, so Krämer. „Trotzdem sieht die Stadt offenbar keinen Handlungsbedarf, obwohl der gesundheitsschädlichen Ruhestörung durch eine einfache und kostengünstige Tempo-30 Beschilderung leicht Abhilfe zu schaffen wäre“, erklärt er weiter. Zudem ärgert ihn, dass Anwohner von Zufahrtsstraßen mehr Lärm ertragen müssen als die in Wohngebieten. „Das ist eine Ungleichbehandlung, die nicht nachvollziehbar ist.“

Tempo-30 und Einbahnstraße

Neben Tempo-30 könnte nach Krämers Ansicht die derzeit unerträgliche Situation an der Ippendorfer Allee durch eine weitere Maßnahme entzerrt werden. „Eine Einbahnstraßenregelung wäre sinnvoll“, schlägt er vor. Wenigstens in eine Richtung könnte der Verkehr in einem Abschnitt über eine parallel verlaufende Straße geleitet werden. Dazu hat Krämer bereits einen Bürgerantrag eingereicht. „So könnte man zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen“, erklärt er. „Einerseits würden die Anwohner besser vor Lärm geschützt. Andererseits würde die Kohlenstoffdioxid-Belastung reduziert. Beides käme den Anwohnern zugute.“

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