Erst die Gesundheit, dann der neue Job Jobcenter in Bonn klärt Arbeitssuchende über Möglichkeiten auf

Duisdorf · Zum Jobcenter zu müssen, ist für viele Menschen unangenehm. Um Vorurteile abzubauen und zu zeigen, wie die Duisdorfer Behörde helfen kann, gab es nun den „Tag der Möglichkeiten“.

Barbara Kellermann und Margit Kläsges helfen ihren Kunden dabei, sich für einen anspruchsvollen Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Barbara Kellermann und Margit Kläsges helfen ihren Kunden dabei, sich für einen anspruchsvollen Arbeitsmarkt zu qualifizieren.

Foto: Sabine Robels

Beim Jobcenter zu landen, ist für viele ein Stigma. So auch für die Frau, die am Dienstag den „Tag der Möglichkeiten“ besuchte, zu dem die Duisdorfer Behörde eingeladen hatte. „Die Menschen sind hier alle viel freundlicher, als ich es erwartet hatte“, sagte die mit ihrem Namen lieber nicht in der Zeitung stehen möchte. Früher war sie war als Kunsthandwerkerin selbstständig. Durch den Lockdown konnte sie sich dank staatlicher Hilfen retten, doch dann folgten Krankheit und Operationen. „Ich dachte, gut, das dauert mit Reha vier Wochen, dann bin ich wieder fit.“ Doch dem war nicht so. Corona dauerte an, die Krankheit und alles, was damit zusammenhing, habe sie doch mehr umgehauen, als sie erwartet hätte.

Was folgte, war ein Anruf von einer sogenannten Gesundheitslotsin. Ihre zuständige Sachbearbeiterin im Jobcenter hatte sie auf eine Liste gesetzt, die wiederum im Teilhabehaus landete. Das Projekt ist auf fünf Jahre angelegt und soll Personen mit gesundheitlichen Problemen helfen. Obwohl alles darauf angelegt ist, einen Job zu finden, steht die Gesundheit im Vordergrund. Die speziell fortgebildete Vermittler sind gut vernetzt und haben Kooperationspartner von der Diakonie oder der Caritas. Auch eine Ärztin hat hier ein Büro. „Das Wichtigste, was ich Ihnen sagen möchte, ist, dass hier alle so freundlich sind, man kann alles fragen, und niemand übt Druck aus“, sagt die Frau, die Hilfe gefunden hat.

Neben dem Teilhabehaus hat das Jobcenter in der Rochusstraße selbst seinen Sitz. Hier fand der eigentliche „Tag der Möglichkeiten“ statt. „Wir haben sehr viele Möglichkeiten, unseren Kundinnen und Kunden zu helfen. Und diesen Tag möchten wir nutzen, um zu zeigen, was es alles für Möglichkeiten gibt“, sagte Pressesprecher Markus Waschinski.

Der Fokus hat sich verschoben

So wirklich neu seien die meisten Möglichkeiten des Jobcenters nicht, aber der Fokus habe sich verschoben. Barbara Kellermann und Margit Kläsges finden es gut, dass nun die Qualifizierung über der reinen Jobvermittlung steht. Qualifizierung bedeute Zukunftsaussichten für ihre Kunden und dringend benötigte Fachkräfte für den Arbeitsmarkt. Während sich Kläsges um die betriebliche Umschulung kümmert, ist Kellermann für die Teilqualifizierung zuständig. In der Umschulung finden sich unter anderem viele Mütter, die sich – oft in Teilzeit – in einem medizinischen Beruf ausbilden lassen.

Für die Teilqualifizierung bietet das Bonner Jobcenter zurzeit 14 verschiedene Beruf an: Darunter Fachlagerist, Berufskraftfahrer, Maschinen- und Anlagenführer oder Fahrradmonteur. Das besondere dabei ist das Modulsystem der Ausbildung: Es soll die Angst vor großen Anforderungen nehmen und Zukunftsperspektiven geben, Modul für Modul, Schritt für Schritt. Manche machen ein oder zwei Module, andere auch alle Module plus Zusatzausbildung.

Neu ist, dass genug Geld dafür da ist, „wir befinden uns in einer komfortablen Situation“, sagt Barbara Kellermann. 145 Kunden befinden sich derzeit in der „Teilquali“, 160 Zusagen darf das Jobcenter pro Jahr machen. Bezahlt werden die Kosten, die für und in der Ausbildung entstehen, wie Fahrtkosten oder auch ein LKW-Führerschein, dann gibt es das Bürgergeld und eine Zulage. Also jede Menge Anreize, sich ausbilden zu lassen.

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