Potenzielles Schulfach Bonner Grundschüler lernen Erste-Hilfe-Maßnahmen
Lessenich · Notfallmedizinerin Christiane Puck bringt Grundschülerinnen und Grundschülern in Bonn Erste-Hilfe-Maßnahmen bei. Sie ist davon überzeugt, dass Kinder ein „unglaubliches Potenzial“ als Lebensretter haben.
Liah (9) und Jocy (9) aus der Klasse 3a wissen genau, was zu tun ist: Den einen Arm anwinkeln, den anderen vor der Brust kreuzen, dann den Mund öffnen. So bringt man ein bewusstloses Opfer in die stabile Seitenlage und mindert die Erstickungsgefahr. Gemeinsam mit den anderen Drittklässlern der Laurentiusschule nehmen Liah und Jocy an einem Erste-Hilfe-Kurs des Vereins „docpuckzeigtes“ teil. Notfallmedizinerin und Anästhesistin Christiane Puck ist mit ihrem Team in der Lessenicher Grundschule zu Besuch und übt mit den Mädchen und Jungen alle wichtigen Erste-Hilfe-Maßnahmen – von der stabilen Seitenlage über die Herzdruckmassage bis hin zum richtigen Umgang mit einem Laien-Defibrillator.
Auch das Absetzen eines Notrufs wird geprobt: „Welche Nummer ruft ihr an?“, fragt Puck und die Kinder haben sofort die richtige Antwort parat: „112, Rettungsdienst!“ Acht bis zwölf Minuten braucht der Notarzt im Schnitt, um vor Ort zu sein. „Ihr müsst immer bei der bewusstlosen Person bleiben“, betont Puck. Sie zeigt den Kindern, wie man das Bewusstsein und die Atmung eines Verletzten überprüft und erklärt, warum es wichtig ist, bei einem Herz-Kreislauf-Stillstand sofort mit der Herzdruckmassage zu beginnen. „Die Kinder haben ein unglaubliches Potenzial. Sie verstehen sehr schnell, was sie machen müssen“, so Puck.
Nachdem die Drittklässler in der Turnhalle der Grundschule auf ausgelegten Matten im Duo die stabile Seitenlage geübt haben, lernen sie, wie man bei einer Person, die nicht mehr atmet, die Herzdruckmassage richtig anwendet. „Legt dafür die Hände auf die Mitte des Brustkorbs. Drückt fest und schnell etwa 100-mal pro Minute“, erklärt Puck den Kindern. Beim Üben an einer Puppe merken die Mädchen und Jungen, wie anstrengend dies sein kann.
„Selbst, wenn ihr das top macht, hält man das nur zwei Minuten lang durch. Deshalb ist es wichtig, sofort ganz laut nach Hilfe zu schreien“, sagt die Notfallmedizinerin. Gleichzeitig macht sie den Kindern Mut, beim Treffen auf eine Person in einer Notsituation in jedem Fall zu handeln: „Ihr könnt den Zustand nicht verschlimmern, nur verbessern. Man macht nichts falsch, außer man macht gar nichts.“
„Wir wollen, dass Erste Hilfe zum Schulfach wird“
Der Verein „docpuckzeigtes“ bietet seit zwei Jahren Erste-Hilfe-Kurse an Grundschulen an. Mehr als 2000 Kinder wurden in dieser Zeit bereits geschult. Dem Verein ist es wichtig, dass die Erste-Hilfe-Kenntnisse halbjährig aufgefrischt werden und das Erlernte weitergegeben wird: „Übt ihr das heute Abend alle mit euren Eltern?“, fragt Puck die Kinder und erhält ein lautes „Ja“ als Antwort.
Gerade mal 20 bis 30 Prozent der Deutschen würden sich trauen, in einer Notsituation mit einer Herzdruckmassage Erste Hilfe zu leisten. Diese erschreckenden Zahlen möchte „docpuckzeigtes“ ändern. „Wir wollen, dass Erste Hilfe zum Schulfach wird“, betont Puck. Im Mai wird „docpuckzeigtes“ gemeinsam mit vielen Bonner Schulklassen einen großen Flashmob vor dem Alten Rathaus veranstalten, um für Erste Hilfe zu sensibilisieren.