Bei rassistischen Äußerungen ist Schluss So läuft das Demokratie-Projekt „Champs“ für Jugendliche in Medinghoven

Hardtberg · Im Projekt Champs werden junge Frauen und Männer mit und ohne Einwanderungshintergrund für demokratische Werte sensibilisiert, auch in Medinghoven. Sie sollen mit Jugendlichen das Gespräch suchen, die mit Extremismus, Gewalt und Kriminalität konfrontiert sind.

 In Medinghoven liegt der der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent. Das Miteinander verlangt gegenseitigen Respekt.

In Medinghoven liegt der der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund bei über 50 Prozent. Das Miteinander verlangt gegenseitigen Respekt.

Foto: Benjamin Westhoff

Grenzwertige Witze oder rassistische Äußerungen sind für Lea im Freundeskreis absolut tabu. Die- oder derjenige wäre nicht länger ihr Freund. Gleiches gilt für Mobbing. Lea ist durch ein Training besonders sensibilisiert. Das Projekt heißt „Champs - Für Demokratie und Menschenrechte – Gegen extremistische Ideologien“. Angesprochen sind junge Menschen mit und ohne Einwanderungsgeschichte zwischen 16 und 23 Jahren.

Schon in der Schule ist Lea aufgefallen, dass es „krass unterschiedliche Biografien gibt“. Gewalt in der Familie beispielsweise sei für sie daheim überhaupt kein Thema. Bei anderen schon. Auch die Unterdrückung von Frauen. Die Ausbildung zu einem Multiplikator, einem sogenannten Champ, habe ihr die Augen geöffnet. Von Trainern des Kölner Vereins HennaMond wurden die junge Frau und weitere Teilnehmer geschult, in ihrem sozialen Umfeld mit anderen Jugendlichen, die mit Extremismus, Gewalt und Kriminalität konfrontiert sind, ins Gespräch zu kommen. Die Champs sollen gute Vorbilder sein und für demokratische Werte eintreten.

Wie die Gründerin von HennaMond, Sonja Fatma Bläser, erläutert, setzen sich die angehenden Champs mit Themen wie Salafismus, Islamismus und Rechtsextremismus, Antisemitismus, Gleichberechtigung von Mann und Frau, familiären Traditionen und verschiedenen Formen von Gewalt auseinander. Auch aktuelle Themen wie etwa Verschwörungstheorien werden aufgegriffen. Inhaltlich werden sie in den Gruppenstunden alle zwei Wochen mit Gesprächen, Filmen, Rollenspielen und Exkursionen auf ihre Aufgabe vorbereitet. Das Training wird zertifiziert; die Teilnehmenden können anschließend selbst Workshops in Schulen durchzuführen.

Einsatz in Medinghoven

Das Bonner Champs-Projekt startete 2019 in Medinghoven auf Veranlassung des Amtes für Integration und Vielfalt. Hintergrund ist, „der schwierigen sozialen Situation von Jugendlichen in dem Stadtteil Rechnung zu tragen.“ Der Anteil von Menschen mit Migrationshintergrund liegt dort über 50 Prozent. Der Anteil junger Menschen ist stadtweit am höchsten. Überdurchschnittlich hoch ist auch die Arbeitslosigkeit.

In diesem Jahr finden die Gruppenstunden allerdings im Jugendzentrum Joki der Evangelischen Johanniskirchengemeinde in Duisdorf statt. Teilnehmen können Jugendliche und junge Erwachsene aus dem gesamten Stadtbezirk Hardtberg. Aktuell werden zwölf junge Leute ausgebildet. Die Gruppe sei idealerweise sehr heterogen, so die Trainer. Wert legen sie zudem auf die Einbeziehung der Eltern. Es sei wichtig, dass die Familien das Projekt akzeptieren, damit auch Teilnehmende aus familiären Strukturen mit sehr traditionellen oder patriarchalischen Wertvorstellungen davon profitieren könnten.

Gute Argumente

Was ist nach dem Training anders als vorher? Sie sei sensibilisierter für übergriffige Situationen und Äußerungen, wo sie früher vielleicht eher weggeschaut oder weggehört habe, sagt Lea. Zum Beispiel das Wort „Zigeunersoße“ – sie habe es aus ihrem Vokabular gestrichen. „Es gibt Menschen, die fühlen sich durch solche Bezeichnungen diskriminiert. Das darf nicht sein.“ Konfrontation sei nicht ihr Ding, aber sie weiß, dass sie mit Worten überzeugen kann.

Für das Projekt Champs Bonn hat der Sozialausschuss aktuell einen Zuschuss von 36.000 Euro an HennaMond bewilligt.

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