Freiwillige sammeln Unrat ein Müll in den Bonner Wäldern wird immer mehr zum Problem

Bonn-Hardtberg · Müllansammlungen in den Bonner Wäldern werden ein zunehmendes Problem. Die Stadt reagiert vor allem mit präventiven Maßnahmen. Die Deutsche Wanderjugend hat jetzt zu einer Müllsammelaktion aufgerufen.

 Der fünfjährige Alexander sammelt in der Waldau gemeinsam mit seiner Mutter Caroline Wölkert Müll.

Der fünfjährige Alexander sammelt in der Waldau gemeinsam mit seiner Mutter Caroline Wölkert Müll.

Foto: Jasper Nebel

Taschentücher, Glasflaschen, viele Coronamasken und sogar ein langes Abflussrohr. Das und vieles mehr haben die Mitglieder der Deutschen Wanderjugend am vergangenen Samstag im Gebiet rund um die Waldau mit ihren Müllzangen aufgesammelt. Die Aktion fand im Rahmen des bundesweiten Forest Cleanup Day (Waldputztag) statt. Am Forest Cleanup Day konnte jeder eine lokale Aktion initiieren und auf der Website des Waldputztages eintragen. So auch die Deutsche Wanderjugend, die den Forest Cleanup Day in ihren Bundeskongress eingebunden hat, den sie am Wochenende in Bonn abhielt. „Wir fanden die Idee voll cool, nicht einfach nur wandern zu gehen, sondern dabei auch den Wald aufzuräumen“, sagte Amelie Wüst aus Rheinbach, die Beisitzerin im Bundesjugendbeirat ist.

Müllproblem ist in den Wäldern größer geworden

Dass solche Aktionen immer notwendiger werden, sagt auch Sabine Krömer-Butz von der Schutzgemeinschaft Deutscher Wald (SDW): „Das Problem ist in den letzten Jahren auf jeden Fall schlimmer geworden“. Durch die Coronapandemie seien Müllablagerungen in Parkanlagen und Waldgebieten noch einmal gestiegen. „Wenn mehr Leute durch die Wälder gehen, nimmt natürlich auch der Müll zu“. Sogenannte wilde Müllkippen würden in der gesamten Stadt zunehmen, so Jérôme Lefèvre von Bonnorange. Noch Anfang des Jahres wurde im Wald oberhalb von Friesdorf eine illegale Müllkippe entdeckt, bei der scheinbar ein halber Haushalt entsorgt wurde.

Vor allem chemische Rückstände sind gefährlich

Vor allem chemische Rückstände im Müll seien gefährlich für die Umwelt, bestätigt Krömer-Butz von der SDW. Die chemischen Reste sickern in die Böden und gefährden damit nicht nur das örtliche Biotop, sondern auch das Grundwasser. Am gefährlichsten seien die Müllablagerungen aber für die Tiere. Vögel würden sich angewöhnen das Plastik zum Nestbau zu verwenden. „Anders als bei einem normalen Nest bleibt das Wasser aber bei Regenfall im Nest stehen. Die Küken können dann schlimmstenfalls ertrinken oder erfrieren“, erklärt Sabine Krömer-Butz. Zudem könnten sich Vögel im Müll verheddern oder ihn fressen, was für die Tiere durchaus tödlich enden kann. Lefèvre von Bonnorange betont, dass auch die Entsorgung von Gartenabfällen keinesfalls harmlos sei: „Dadurch werden invasive Arten und Krankheitserreger eingeschleppt, die beachtliche Schäden im Ökosystem des Walds anrichten können.“

Ippendorfer Familie hilft mit

Um diese gefährlichen Auswirkungen zu bekämpfen, hat sich auch die Familie Wölkert aus Ippendorf dem Waldputztag angeschlossen. „Ich bin häufig in den Wäldern hier rund um Ippendorf und Röttgen unterwegs und da ist es auch schlimm mit dem Müll“, erzählt Caroline Wölkert. Daher macht sie mit ihren beiden Kindern beim Waldputztag mit. Der fünfjährige Alexander hat sichtlich Spaß am Müllsammeln. Ganz vorne mit dabei, um ja der erste zu sein, der den Müll entdeckt. Und fündig wird er immer wieder: Taschentuch- und Zigarettenpackungen präsentiert er stolz seiner Mutter und seiner 7-jährigen Schwester Lilly, um sie dann in einen Müllsack zu versenken. Neben Aktionen wie dem Waldputztag seien auch Mülleimer im Wald wichtig: „Wenn an jeder Bank ein Mülleimer wäre, würde das sicherlich schon helfen“, sagt Carolin Wölkert.

Viel Bioabfälle brauchen lange, um zu verwittern

Auf der Suche nach Gründen, wieso Menschen so rücksichtlos mit ihrem Müll in den Wäldern umgehen, sind jedoch alle etwas ratlos. „Ich kann mir irgendwie gar nicht erklären, woran es liegt. Aber vielleicht gründet das auch in meinem völligen Unverständnis dafür“, sagt Jana Leßenich, die stellvertretende Bundesvorsitzende der Deutschen Wanderjugend ist. Ihre Mitstreiterin Amelie Wüst glaubt, dass sich viele Leute unbeobachtet vorkämen. Häufig sei es aber auch Unwissen. „Bei den Bioabfällen wissen die meisten nicht, dass gespritzte Sachen doch länger zum Verwittern braucht“, mutmaßt die 19-Jährige.

Hohe Bußgelder für Müllsünder

Die Stadt und Bonnorange begegnet dem Problem sowohl präventiv als auch repressiv. Laut Stadt starten die Bußgelder für illegal entsorgten Müll bei 50 Euro, können aber auch bis zu 5000 Euro betragen. Gleichzeitig klärt die Stadtförsterei laut dem Presseamt mit verschiedenen Maßnahmen, wie Müllsammelaktion oder Beschilderungen, über das Thema auf. „Die Mitarbeitenden der Stadtförsterei sprechen die Personen auch direkt an, wenn sie jemanden sehen, der Müll im Wald liegenlässt“, sagt Lea Hoffmann vom Presseamt. Bonnorange hat laut Pressesprecher Lèfevre 2021 im Haus der Natur die Ausstellung „Zugemüllt – oder geht’s auch anders“ initiiert und will mit der Mitmachaktion „Bonn Picobello“ auf das zunehmende Problem aufmerksam machen.

Die Müllsammler in der Waldau nehmen sich jedenfalls vor, in Zukunft bei allen Waldbesuchen eine Mülltüte mitzunehmen. So auch die Familie Wölkert: „Wir versuchen sowieso schon immer eine Tüte mitzunehmen und bei unseren Waldspaziergängen auch immer ein bisschen Müll einzusammeln.“ Den eifrigen Müllsammler Alexander würde es bestimmt freuen.

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