Stiftung und Verein informieren Anwohner Das denken die Bonner über die Pläne für die alte Stadtgärtnerei

Dransdorf · Die Montag Stiftung und der Verein Neue Stadtgärtnerei wollen ein Projekt auf dem Areal der alten Stadtgärtnerei umsetzen. Die Anwohner sollen dabei eingebunden werden. Nicht alle sind von den Plänen begeistert.

 Sascha Gajewski (r.) von der Montag Stiftung und Mitglieder des Vereins Neue Stadtgärtnerei um Lukas Knopp (5.v.l.) wollen ihr Konzept auf dem Areal der alten Stadtgärtnerei umsetzen.

Sascha Gajewski (r.) von der Montag Stiftung und Mitglieder des Vereins Neue Stadtgärtnerei um Lukas Knopp (5.v.l.) wollen ihr Konzept auf dem Areal der alten Stadtgärtnerei umsetzen.

Foto: Benjamin Westhoff

Die Nachbarn sollten erfahren, was es mit dem Vorhaben an der alten Stadtgärtnerei auf sich hat. Dazu hatte die Montag Stiftung Urbane Räume und der Verein Neue Stadtgärtnerei die Dransdorfer in die Sporthalle der Kettelerschule eingeladen. In der hatten sich dann doch eher wenige Leute aus der Nachbarschaft eingefunden, dafür viele Vertreter der Stiftung, des Vereins, der Verwaltung und der Politik.

In der Einladung zur Info-Veranstaltung stellten Verein und Stiftung die Fragen: „Wie kann ein Ort wie die Alte Stadtgärtnerei in Dransdorf mit Nutzen für viele entwickelt werden? Wie kann ein Gewinn für den Stadtteil und die Menschen entstehen sowie das Gemeinwohl gefördert werden?“ Teil der Pläne sei auch ein Quartiersprojekt unter der Überschrift „Bildung und Qualifizierung", das sich an Menschen „mit Bedarf an zusätzlichen Chancen“ richte.

Bevor es darum ging, stellten Lukas Knopp (Neue Stadtgärtnerei) und Sascha Gajewski, Projektentwickler der Montag Stiftung, das Konzept für die Stadtgärtnerei vor, die 2004 aufgegeben wurde und deren Areal seitdem überwiegend brachliegt. Das Bestandsgebäude nutzt die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft. Das Konzept sieht vor, das Gelände in vier Bereiche aufzuteilen.

 Das sind die Pläne für die alte Stadtgärtnerei.

Das sind die Pläne für die alte Stadtgärtnerei.

Foto: GA Grafik

Neben Platz für die Biostation sind in einem weiteren Areal Wohnungen geplant. Die anderen beiden Flächen sollen unbebaut bleiben. Auf einer davon soll ein Teil für urbane Landwirtschaft genutzt werden, auf der anderen bleiben Grüne Spielstadt und Internationale Gärten des Vereins Wissenschaftsladen beheimatet. Im Prinzip sollen nur die Bereiche bebaut werden, die bereits jetzt durch die ehemaligen Bauten der Stadtgärtnerei versiegelt sind. Die Verwaltung will das Areal in Erbpacht vergeben, damit es im Besitz der Stadt bleibt.

Teilhabe an der Gesellschaft ermöglichen

Gajewski führte im Anschluss aus, worum es der Stiftung geht: „Leute die nicht an der Gesellschaft teilhaben, sollen eine Chance dazu bekommen.“ Dazu wolle man mit Initiativen und Gruppen aus dem Stadtteil arbeiten. Ein Plakat an der Hallenwand gab darüber Aufschluss, wer das in diesem Fall seien könnte: der Stadtteilverein Dransdorf, die Kettelerschule, die Bürgerinitiative Meßdorfer Feld und einige weitere.

Die Montag Stiftung hat ähnliche Projekte schon in anderen Städten umgesetzt: Dazu gehört etwa der Bob Campus in Wuppertal, an dem Büros und Wohnungen entstanden sind, außerdem eine Etage und ein Park für die Nachbarschaft. Es gebe am Campus Räume, die eine Realschule aus der Nähe nutze, hatte Miriam Pflüger von der Montag Stiftung in einem Gespräch vor der Info-Veranstaltung erläutert.

Zudem gebe es dort einen Werkraum, der unter anderem dazu dient, Menschen weiterzubilden, die über längere Zeit arbeitslos waren. Die Stadtteilbibliothek sei ebenfalls im Projekt untergebracht. Zu einem Projekt in Halle an der Saale gehört ein Apotheker-Garten, in dem Kräuter angebaut werden und Schulungen stattfinden, wie sie verarbeitet werden können.

Wichtig bei allen Projekten der Stiftung sei es, mit der Nachbarschaft, Vereinen und Initiativen im Gespräch zu sein, so Pflüger – auch schon im Vorfeld. „Wir sind kein Ufo, das landet“, sagte Pflüger. „Wir fragen die Leute: Was wird gebraucht? Was wollt ihr machen?“

Anwohnerin will gegen das Projekt vorgehen

Unidentifizierte Flugobjekte waren nicht die Sorge einer Anwohnerin, ihr ging es eher um Fahrzeuge. Die Frau, die nicht mit ihrem Namen in der Zeitung stehen möchte, befürchtet, dass die Anwohner unter den Baufahrzeugen zu leiden haben werden; und später unter dem zusätzlichen Verkehr, für den die neuen Nachbarn sorgen. Sie kündigte an, eine Unterschriftensammlung gegen das Projekt zu starten. Ein anderer Anwohner war in der Kettelerschule dabei, weil er wissen wollte, was beim Bau auf ihn zukommt und was mit dem Brachland passieren soll.

Anwohnerin Brigitta Poppe-Reiners engagiert sich nicht nur für Rheingrün in der Stadtpolitik, sondern auch in der Bürgerinitiative zur Erhaltung des Meßdorfer Feldes. „Die Idee ist gut“, sagte Poppe-Reiners nach der Veranstaltung über das Projekt. „Dransdorf kann das brauchen.“ Was sie sich wünscht: genauere Informationen zur Zukunft der Biostation. Wo und wie die auf dem Gelände unterkommen soll, steht nach Aussage von Entwickler Gajewski noch nicht fest.

Rudolf Schmitz hingegen hält fest, und zwar an seiner Meinung, dass es auf dem Gelände keine Wohnungen geben soll. „Wir wollen mehr als die Biostation“, sagte der Vertreter der Bürgerinitiative für die Erhaltung des Meßdorfer Feldes. Er denkt dabei an zusätzlich Seminar- und Ausstellungsräume, finanziert über Fördermittel.

Für „sehr euphorisch“ halte er diese Idee, sagte Rolf Beu (Grüne) nach behutsamer Abwägung. Er erinnerte daran, dass es schon das Haus der Natur gebe, dessen Finanzierung schwierig gewesen sei und das eine ähnliche Zielgruppe anspreche. „So was muss man nicht doppelt vorhalten“, sagte Beu.

Was ihm außerdem aufgefallen war: „Der Besuch der Anwohner hielt sich bei der Veranstaltung in Grenzen.“ An mangelnder Information habe es vermutlich nicht gelegen, er selbst habe drei Flyer zur Veranstaltung im Briefkasten gehabt, andere Anwohner berichten Ähnliches. „Die Zielsetzung, sich mit Ort und Anwohnern zu vernetzten, ist noch ausbaufähig“, resümierte Beu. „Aber die Beteiligung zeigt auch, dass es offenbar relativ wenig Widerstand zum Projekt gibt.“

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