Grundversorgung in Bonn SB-Center der Sparda-Bank in Duisdorf schließt

Hardtberg · Die Sparda-Bank macht das SB-Center auf der Rochusstraße dicht. Die Immobilie hat sie verkauft. Aus Sicht der Politiker ist der massive Rückzug der Geldinstitute negativ für den Stadtbezirk. Doch sie müssen eingestehen, dass sie machtlos sind.

 Die Sparda-Bank in Duisdorf beendet das Selbstbedienungsangebit auf der Rochusstraße.

Die Sparda-Bank in Duisdorf beendet das Selbstbedienungsangebit auf der Rochusstraße.

Foto: Matthias Kehrein

Große Hoffnungen hat Eckhard Fuhs nicht, dass sich etwas ändert, wenn er seinem Ärger Luft macht. Der Mann ist Kunde der Sparda-Bank. Die Ankündigung, dass die Selbstbedienungsfiliale an der Rochusstraße 118 zum 20. Juli schließen wird, bringt ihn auf die Palme. Er empfindet es als „glatten Hohn“, an die Filialen an Wesselstraße (Bonner Innenstadt) und Heussallee (Gronau) verwiesen zu werden. Der Hinweis auf kostenlose Bargeldverfügung bei Partnerbanken führt für den Stadtbezirk Hardtberg zumindest für die Sparda-Bank ins Leere.

Fuhs vermutet, dass Bankkunden sich eine Alternative suchen werden. Das will Ulrike Hüneburg, Sprecherin der Sparda-Bank West nicht ausschließen. „In Einzelfällen kommt es natürlich auch dazu, dass Kunden sich für einen anderen Bankpartner entscheiden.“ Bereits 2020 seien sie schriftlich informiert worden. „Direkte Kundenbeschwerden liegen uns nicht vor.“ Man hoffe, mit der neuen Abteilung „Digitale Beratung“ und den anderen digitalen Angeboten „angemessene Alternativen bieten zu können“.

Probleme für ältere Mitbürger

Der Kunde Fuhs sieht das allerdings als Versuch, „den Kunden zwangsläufig diese Art der Kommunikation aufzuerlegen“, die zudem die Situation älterer Mitbürger nicht berücksichtige. Hüneburg dagegen: „Kunden bevorzugen mittlerweile eher digitale und mobile Lösungen. „Dabei beobachten wir, dass die Online-Nutzung quer über alle Lebensalter verteilt ist. Die Online-Affinität ist also nicht grundsätzlich eine Frage des Alters.“

Die Schließung des SB-Centers an der Rochusstraße finde im Rahmen der strukturellen Neuausrichtung statt, erläutert die Sprecherin. Die Sparda-Bank war Eigentümerin der Immobilie. Das Objekt wurde verkauft – Ende des SB-Standortes. Immerhin bleibe die Bank im gesamten Geschäftsgebiet mit über 40 Beratungsfilialen vertreten. An den Standorten Wesselstraße und Heussallee sowie einem SB-Center am Robert-Schuman-Platz „halten wir auch weiterhin fest. Es wird keine weiteren Filialschließungen in Bonn geben“, sagt Hüneburg.

Politik kann nichts tun

In den zurückliegenden fünf Jahren haben Geldinstitute viele Filialstandorte in Bonn geschlossen. Zuletzt berichtete der General-Anzeiger im Juli, dass die Commerzbank in Beuel zugemacht hat. Immer sind es gleichlautende Begründungen: Geänderte Kundenbedürfnisse, Trend zum Onlinebanking. Im Stadtbezirk Hardtberg haben seit 2019 die Deutsche Bank, die BB-Bank, der Servicebereich der Sparda-Bank und der Commerzbank geschlossen. Auf dem Brüser Berg haben sich VR-Bank und die Sparkasse KölnBonn vom Beratungsgeschäft zurückgezogen. Alternative sind dort mobile Filialen.

Wer kann dem Rückzug von Banken überhaupt etwas entgegensetzen? Die Politik? „Wir können nichts entgegensetzen“, sagt Jutta Brodhäcker, Sprecherin der Grünen Bezirksfraktion Hardtberg. Bert Justus Moll, Vorsitzender der CDU Bezirksfraktion Hardtberg, sagt: „Als Genossenschaftsbank sieht sich die Sparda-Bank offensichtlich nicht in der Verpflichtung, ihrem Kundenstamm dauerhaft ein Angebot vor Ort zu machen, weil sie nur nach dem Wirtschaftlichkeitsprinzip handelt.“ Die Möglichkeiten der Politik seien begrenzt, muss auch Dominik Loosen, Sprecher der SPD-Bezirksfraktion, einräumen. Man habe sich beispielsweise im August 2020 an die Sparda Bank gewandt, jedoch keine Rückmeldung erhalten.

Vorschlag: Bankbusse und Hausbesuche

Aus Sicht des FDP-Bezirksverordneten Frank Thomas ist der Rückzug der Banken auf Raten ein „Zug der Zeit“ und nicht aufzuhalten. Allerdings halte er einen SB-Terminal ohnehin für die „unattraktivste Art der Abwicklung von Bankgeschäften“. Insgesamt wäre wohl der Gesetzgeber gefordert, Banken zu einer flächendeckenden Grundversorgung zu verpflichten, etwa durch Bankbusse oder Hausbesuche.

Läuft also alles auf Onlinebanking hinaus? Das sei die Realität, aber schön ist es nicht“, sagt Jutta Brodhäcker. Sie findet es ärgerlich, „dass in Deutschland erst jahrzehntelang die Digitalisierung regelrecht verschlafen wurde und jetzt ohne Rücksicht auf Verluste umgesetzt werden soll“.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort