Kirche in Bonn So leben die Ordensschwestern der Alten Kaplanei

Duisdorf · Vor sieben Jahren haben drei Ordensschwestern in der Alten Kaplanei am Duisdorfer Kirchplatz einen neuen Konvent begründet. So leben sie heute.

Die Ordensschwestern M. Fidelis Mettler und Klara M. Schmitt in der Kapelle der Alten Kaplanei.

Die Ordensschwestern M. Fidelis Mettler und Klara M. Schmitt in der Kapelle der Alten Kaplanei.

Foto: Stefan Hermes

Noch nicht so ganz sind die beiden Schwestern M. Fidelis Mettler und Klara M. Schmitt wieder in ihrem normalen Alltag angekommen. Der Besuch einer Mitschwester aus ihrem Orden der Waldbreitbacher Franziskanerinnen hatte für sie Anfang Oktober – obwohl negativ getestet – zur Ansteckung mit dem Coronavirus geführt. Knapp einen Monat später spüren die beiden Ordensfrauen die Folgen der Erkrankung immer noch deutlich. „Wer weiß, wie es uns ginge, wenn wir nicht dreimal geimpft worden wären“, sagt Sr. Fidelis rückblickend.

Sie sei schnell erschöpft und habe die Besuche von älteren und kranken Gemeindemitgliedern noch nicht wieder aufnehmen können. „Viele Menschen leben hier sehr einsam und warten auf meinen Besuch“, ist sich die Schwester bewusst, die vor sieben Jahren zusammen mit Sr. Klara und Sr. Elia in der Alten Kaplanei am Kirchplatz den neuen Konvent ihres Ordens in Duisdorf begründet hatten.

Weihbischof Ansgar Puff glaubte 2015 bei einem Besuch des Hardtbergs erkannt zu haben, dass die Katholische Kirche in Medinghoven nicht präsent genug sei und sorgte dafür, dass die drei Franziskanerinnen die Pfarre St. Rochus und Augustinus verstärkten. Als sich kein Wohnort für die drei Schwestern in Medinghoven fand, bot Pfarrer Jörg Harth die Alte Kaplanei an.

„In Medinghoven haben wir jedoch schnell festgestellt, dass sich die evangelische Diakonie dort ganz toll engagiert“, sagt Sr. Klara. Mit Sr. Fidelis habe sie dann bis zum Beginn der Corona-Pandemie lediglich die offene Ganztagsschule der Grundschule Medinghoven verstärkt. Mitschwester Elia hatte die Alte Kaplanei zu diesem Zeitpunkt bereits aufgrund einer Erkrankung verlassen.

 Die Alte Kaplanei am Kirchplatz wurde vor dem Einzug der Franziskanerinnen von Grund auf saniert.

Die Alte Kaplanei am Kirchplatz wurde vor dem Einzug der Franziskanerinnen von Grund auf saniert.

Foto: Stefan Hermes

Helfende Hand in der Kinderkleiderstube

Heute ist Sr. Fidelis in Medinghoven nur noch mit helfender Hand in der Kinderkleiderstube der ökumenischen Flüchtlingshilfe unterstützend tätig. Beide Schwestern halten regelmäßig Kirchenwache in St. Rochus und Augustinus und besuchen alte und kranke Gemeindemitglieder.

Die aus dem Hunsrück stammende Schwester M. Fidelis Mettler ist ausgebildete Erzieherin, leitete einen Kindergarten und war 40 Jahre lang in einem Kinder- und Jugendheim des Ordens tätig, bevor sie von ihrem Orden in der Altenseelsorge eingesetzt wurde. Klaglos hat sie den Wechsel angenommen.

Doch sie erinnert sich immer noch gerne an die Arbeit mit „den kleinen Menschen, die noch am Anfang ihres Lebens stehen“. Das seien immer auch ihre Kinder gewesen. Es habe schon ein wenig Zeit gebraucht, sich danach auf die Seelsorge alter Menschen einzustellen. „Am Anfang hatte ich sogar Angst“, gesteht sie sich ein. Sie habe ja zuvor nie etwas mit dem Tod zu tun gehabt.

Doch es dauerte nicht lange, bis ihr auch diese neue Arbeit Freude bereitete. Pfarrer Harth weiß die Arbeit der beiden Franziskanerinnen sehr zu schätzen. „Viele ältere Frauen in der Gemeinde können mit den Schwestern ja ganz andere Gespräche führen, als wenn der Herr Pfarrer kommt“, sagt er. Die Schwestern bewirkten „alleine durch ihr Dasein“ sehr viel, auch wenn ihr Tun oft im Verborgenen bliebe.

Mit 79 Jahren stellt Sr. Fidelis ihre Entscheidung für ein Leben im Orden nicht infrage. Ganz im Gegenteil zu ihren Brüdern, die ihren Eintritt ins Kloster mit gerade einmal 18 Jahren zu verhindern versuchten. Doch ihre Erfahrungen, die sie bereits als kindliche Patientin mit Franziskanerinnen im Krankenhaus von Morbach gemacht hatte sowie auch ihr späteres Arbeiten in dem Krankenhaus konnten sie nicht von ihrem Wunsch, Nonne zu werden, abbringen. Die Lebens- und Leidensgeschichte von Margarethe Fesch (siehe „Waldbreitbacher Franziskanerinnen“), die als Mutter Rosa selig gesprochene Ordensgründerin der Waldbreitbacher Franziskanerinnen, beeindruckte sie tief und führte sie letztlich in die Ordensgemeinschaft, der heute noch etwa 200 Frauen angehören.

Auch die aus dem Saarland stammende Schwester Klara M. Schmitt (71) entschied sich früh, dem Orden beizutreten. Schon vor ihrem Abitur hatte sie sich vorgenommen, über die Mission die Welt kennenzulernen. „Du lernst erst einmal etwas Anständiges“, war jedoch der Satz ihres Vaters, der seine Tochter von diesem Weg abhalten wollte.

Erst nach ihrem Pädagogikstudium in Saarbrücken konnte Sr. Klara mit 21 Jahren ihren Traum wahr werden lassen. Zu der Zeit hatte sie schon einige Erfahrung als studentische Nachtwache und Schwesternhelferin im Krankenhaus sammeln können. „Es dauerte ein halbes Jahr“, sagt sie rückblickend, „bevor mich mein Vater im Mutterhaus das erste Mal besuchen kam.“

Nach vierjähriger Lehrtätigkeit in Bad Neuenahr und einer zweijährigen Ausbildung zur Gemeindereferentin in Euskirchen und Köln hatte sich Sr. Klara das Rüstzeug für die Mission in Brasilien erarbeitet. „Mit meinem Einsatz in Brasilien ging für mich ein Kindheitswunsch in Erfüllung“, sagt sie. Sie wäre in keinen Orden eingetreten, der nicht auch Missionsarbeit geleistet hätte.

30 Jahre in der Diaspora

Insgesamt verbrachte sie rund 30 Jahre in der Diaspora. Erst kürzlich sei ihr wieder „das Herz aufgegangen“, als sie bei einem Vortrag von Diakonin Henrike Westphal über Tansania eine Musik hörte, die sie an ihre Zeit in Afrika und Südamerika erinnerte. „Die Tänze und die Fröhlichkeit dort kann man einfach nicht vergessen“, sagt sie mit ein wenig Wehmut in der Stimme.

18 Jahre lang war sie im Bistum Bacabal im Nordosten Brasiliens tätig; zwölf Jahre in Mosambik am Indischen Ozean. „Ich habe es immer als sehr bereichernd empfunden, im Ausland leben zu dürfen.“ Wie sich ihre nähere Zukunft in Duisdorf entwickelt, ist für die beiden Schwestern ungewiss. Zunächst bedauern sie, dass Pfarrer Harth im kommenden Jahr Duisdorf verlassen wird und können über ihren Verbleib nur spekulieren. „Wir sind ja auch nicht mehr die Jüngsten“, sagt Sr. Fidelis. „Vielleicht gehen wir auch zurück in unser Mutterhaus nach Waldbreitbach.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort