Bonner Künstlergruppe Semikolon stellt aus So sieht die Bonner Gruppe Semikolon den Musikstar Beethoven
Bonn · Es hat etwas gedauert, aber die Künstlergruppe Semikolon kann nun endlich ihre Ausstellung „Beethoven 276“ in Bonn vorstellen. Dabei setzen sie sich in spezieller Weise mit dem Komponisten auseinander.
Die Bilder sollten eigentlich schon vor zwei Jahren im Kulturzentrum Hardtberg hängen, im Jubiläumsjahr Ludwig van Beethovens nämlich. Es kam nicht dazu, dass die Künstlergruppe Semikolon ihre Werke zeigen konnte, und seitdem lagerten sie bei den Künstlern. Jetzt wäre der Komponist in diesem Jahr schon 252 Jahre alt geworden, aber die Bilder kann man ja mit den aktuellen Corona-Lockerungen immer noch zeigen. Am Sonntag, 29. Mai, wird die Ausstellung „Beethoven 276“ eröffnet.
Sprecherin Nortrud Becher-König hat ihre drei Beiträge schon hervorgeholt. Sie zeigt eine Assemblage, also eine dreidimensionale Collage aus verschiedenen Materialien, mit Noten, Tastatur, einem Stift und zwei goldenen Ohren. Denn der berühmte Bonner war ja früh ertaubt und hat trotzdem noch große Werke komponiert.
„Ich wollte das Genie von Beethoven darstellen.“ Auf dem zweiten Bild sieht man unter anderem die Beethovenhalle als Baustelle, aber auch die Fassade von Häusern aus der Bonngasse als Linoldruck: Beethoven gestern und heute. Und schließlich hat sie ein Farbspektakel geschaffen bei dem Versuch, seine Musik auf Leinwand zu bannen.
Jedes Mitglied interpretiert Beethoven anders
Alle zehn Mitglieder der Gruppe wirken mit. Carl Körner zeigt Linolschnitte, die 1,50 Meter mal 80 Zentimeter groß sind, Olaf Menke hat ebenfalls Assemblagen mit Teilen von Musikinstrumenten, vor allem der Violine erstellt, Erika C. Kömpel zeigt Fotografien in düsterer Optik von Beethovens Heiligenstätter Testament. Jerzy Z. Moryto hat Digitalgrafiken zum Thema angefertigt, Natja Jander transportiert mit ihren Motiven Beethoven in die heutige Zeit, Anja Eichen zeigt Schriftkunst, und auch Werke von Rolf Lund werden ausgestellt.
Eine Besonderheit ist Sibel Akkilak-Doschs Film, den sie in Zusammenarbeit mit dem Bonner Haus Migrapolis gedreht hat. Ein kleiner Flüchtlingsjunge streift durch Bonn, wo er goldenen Beethovenstatuen begegnet. Diese Erfahrungen verarbeitet er auf seine Weise. Und Marina Skepner, der letzte Neuzugang der Gruppe Semikolon, hat unter dem Titel „Beethoven unterwegs“ eine Figur des Komponisten an verschiedenen Orten der Welt fotografiert.
Neue Mitglieder sind bei Semikolon, 1968 eine der ersten Künstlergruppen in Bonn, gerne gesehen, sagt Becher-König. „Es muss von der Schaffensweise und vom Menschlichen her passen.“ Und man möchte ein möglichst breites Spektrum abbilden. „Ein Bildhauer fehlt uns jetzt.“
Fünf Plätze wären noch frei. Jeder arbeitet für sich, Becher-König zieht sich dafür in ihr Atelier im Dachgeschoss ihres Hauses in Ückesdorf zurück, aber es gibt regelmäßige Treffen im Kulturzentrum Hardtberg, wichtig für den Austausch – in Coronazeiten habe das gelitten.
Es muss weitergehen. „Kunst ist ein fortlaufender Prozess“, so Becher-König. „Ich entwickle mich auch ständig weiter. Für mich wäre Stagnation Selbstaufgabe.“ Jetzt steht erst mal die Ausstellung „Beethoven 276“ an – die Zahl entspricht der Hausnummer des Kulturzentrums an der Rochusstraße.
Die Vernissage am Sonntag beginnt um 17 Uhr mit einer Einleitung von Carl Körner. Bis 28. August kann man die Werke während der öffentlichen Veranstaltungen vor allem des Vereins Hardtberg Kultur besichtigen, oder nach persönlicher Vereinbarung unter ☎ 01 52/05 63 08 53.