Quartiersentwicklung in Bonn Wie steht es um den Stadtteil Medinghoven?

Medinghoven · Wie steht es eigentlich um den Stadtteil Medinghoven? Die Frage stellte sich bei einem der ersten Angebote der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg in den neuen Räumlichkeiten „Die Wohnung“.

 In Medinghoven soll ein Quartiersmanagement helfen, die Gemeinschaft der Bewohner aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen zu fördern.

In Medinghoven soll ein Quartiersmanagement helfen, die Gemeinschaft der Bewohner aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten und Kulturen zu fördern.

Foto: Benjamin Westhoff

Um den Stadtteil Medinghoven steht es – naja, wie eigentlich? Die Frage stellte sich bei einem der ersten Angebote der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg in den neuen Räumlichkeiten „Die Wohnung“.

Dr. Martin Wille hatte zu einem ersten Stadtteilgespräch zum Thema „Quartiersentwicklung in Medinghoven – Sachstand“ eingeladen. Wille selbst lebt seit 1974 in Medinghoven und engagiert sich auch im Arbeitskreis Medinghoven. Mit dem Wegfall des Martin-Bucer-Hauses als möglichem Versammlungsort standen in diesem Jahr die örtlichen Einrichtungen vor der gravierenden Frage, wo sie mögliche Angebote für die Bürgerinnen und Bürger verorten können.

Zumindest eine Teillösung wurde mit der Anmietung einer Wohnung im Anbau des Martin-Bucer-Hauses gefunden, das mittlerweile im Besitz der Axenfeld-Gesellschaft ist. Die Raumproblematik ist eine ganz gravierende für alle Einrichtungen wie Gemeinde oder auch Diakonie, wie sich immer im Laufe des Gesprächs zeigen sollte. Seit Mai ist jedoch ‚Rettung in Sicht‘, denn inzwischen hat der Ortsteil den Zuschlag erhalten, ein Quartiersmanagement aufzubauen, ein unter anderem vom europäischen Sozialfonds gefördertes Projekt, das Bernd Grießbach seitens der Stadt an diesem Nachmittag vorstellte.

Ratsbeschluss von 2009

 Bereits 2009 gab es einen Ratsbeschluss, der das Projekt ins Leben rief, um das Leben in den Stadtteilen lebenswerter zu machen, das Miteinander und die Gemeinschaft zu fördern. Auch innerhalb der Stadt sollen so Strukturen entstehen, die an dörfliche Strukturen erinnern: Ein Bewusstsein für die Nachbarn und ein freundliches und hilfsbereites Miteinander. In Bonn ist das Projekt nicht neu: Die ersten Quartiersmanagements wurden bereits in Bad Godesberg Mitte, Pennenfeld / Lannesdorf / Mehlem und in der Innenstadt rund um das Macke-Haus ins Leben gerufen. Auch Tannenbusch und Auerberg sind inzwischen dabei und nun als neuester Zuwachs auch Medinghoven.

Laut Grießbach sei auch Medinghoven bereits seit Jahren immer wieder in der Diskussion, aber die Kritierien für die Einrichtung eines Quartiersmanagements schauen genau auf verschiedene soziale Aspekte, Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken der 62 Bezirke der Stadt Bonn. Bereits unmittelbar nach der Vorstellung von Grießbach zeigte sich auch in der Diskussion, dass nicht alle Bürgerinnen und Bürger des Stadtteils die Entscheidung für ein Quartiersmanagement begrüßen oder gar befürworten. Stattdessen erhielt man sogar den Eindruck, dass jede Unterstützung von städtischer Seite eher vehement abgelehnt wurde.

So beharrte ein Ehepaar darauf, dass die Gemeinschaft in Medinghoven bereits so gut sei, der Stadtteil so sicher und die anstehenden Aufgaben bestens seitens der Diakonie erfüllt würden, dass ein paralleles Quartiersmanagement weder nötig noch gewünscht sei. Man brauche keine Verwaltungsposten. Ebenso wurde auch laut, dass man keine Angebote wünsche, die ausschließlich für bestimmte Gruppen gedacht seien und damit die Gefahr einer Separierung von beispielsweise sozial Schwächeren oder auch Flüchtlingen bewirken würde.

Zu wenig Angebote für Ältere

 Wille betonte an dieser Stelle jedoch, dass seiner Erfahrung nach zu wenig Angebote für Ältere Menschen gäbe und sich der Bedarf eines Quartiersmanagements nicht nur bemessen würde an der Sicherheit im Stadtteil. „Es geht auch darum, Menschen nicht alleine zu lassen. Und es gibt auch bei uns viele einsame ältere Menschen.“ Reinhard Jansen von der Diakonie konnte an dieser Stelle nur bestätigen, dass auf jeden Fall hinsichtlich der Allgemeinen Sozialberatung und der Gemeinschaftsarbeit ein großer Bedarf vorhanden sei, der durch die anderthalb Stellen der Diakonie auch nicht komplett abgedeckt werden könne.

Es mutete ein wenig merkwürdig an, dass Bernd Grießbach und Sozialarbeiterin und „Kümmerin“ Maike Steils sich bei diesem ersten eher für ihre Anwesenheit und den Versuch, den Stadtteil zu unterstützen, rechtfertigen mussten. Die Zeit wird zeigen, wie die Bürgerinnen und Bürger im weiteren Verlauf des Projekts mit dem Quartiersmanagement umgehen werden.

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