Freiwillige in Lengsdorf gesucht Bonner nutzen einmalige Chance, um Ukrainern zu helfen

Lengsdorf · Morgens bekam Christoph Schada einen Anruf. Ob er spontan Hilfe für die Ukraine organisieren könne? Der Vorsitzende des Ortsfestausschusses Lengsdorf machte sich direkt an die Arbeit, denn für die Hilfsaktion kam nur der folgende Tag infrage.

 Cerro Carnela erfuhr am Donnerstagmorgen von der Möglichkeit, Hilfsgüter Richtung Ukraine zu schicken.

Cerro Carnela erfuhr am Donnerstagmorgen von der Möglichkeit, Hilfsgüter Richtung Ukraine zu schicken.

Foto: Benjamin Westhoff

Als sein Telefon am Donnerstagmorgen um kurz nach 8 Uhr klingelt, muss Christoph Schada nicht lange überlegen, ob er hilft. Er fängt sofort an, alles in Bewegung zu setzten, um Menschen in der Ukraine zu unterstützen, denn am nächsten Tag gibt es eine einmalige Gelegenheit. „Es ist jetzt wichtig, dass wir helfen“, sagt Schada am Telefon. Als der Vorsitzende des Ortsfestausschusses Lengsdorf diesen Satz in den Hörer spricht, ist seit ein paar Minuten ein Aufruf bei Facebook online, den er mit seinem Namen versehen hat.

„Am morgigen Freitag, den 4. März, können in der Zeit von 15 bis 20 Uhr im Bürger- Vereinshaus Lengsdorf (Im Mühlenbach 14-18) Kleidungs-, Hygiene und Lebensmittelspenden sowie Tiernahrung für die Ukraine abgegeben werden“, heißt es in dem Beitrag. Dafür brauche es noch Freiwillige, die die Spenden annehmen. Was außerdem wichtig sei: „Die Leute können nur morgen spenden“, sagt Schada. „Und Möbel oder Hausrat können wir nicht gebrauchen.“

Polnische Firma bat um Hilfe

Die Spenden gehen mit einem Lastwagen in den Osten Polens. Das habe sich ganz spontan ergeben, berichtet Schada. Eine Bekannte habe ihn angerufen und ihn gefragt, ob er helfen wolle, die Sache zu organisieren. Besagte Frau ist Margarete Henneberg.

Ihr gehört das Gebäude, in dem sich der Edeka befindet, nur ein paar Meter vom Vereinshaus entfernt. Der Supermarkt wird derzeit vergrößert. Der Lkw liefert für die Arbeiten Material aus Polen, das in Deutschland nicht zu haben war. „Ich habe einen Anruf aus Polen bekommen. Das Unternehmen will den Lkw nicht leer zurückfahren lassen“, sagt Henneberg am Telefon.

„Was wir tun können, wollen wir tun“

„Da wollten wir helfen“, sagt Henneberg. „Was wir tun können, wollen wir tun.“ Dass es Krieg in Europa gebe, sei für sie bis vergangene Woche unvorstellbar gewesen. Nun will die 75-Jährige zumindest einen kleinen Beitrag leisten, den Menschen zu helfen, die aus ihrem Land fliehen mussten oder in deren Städten täglich Raketen einschlagen.

Fassungslos ist auch Cerro Carnelo. „Ich finde es wichtig, ein Zeichen zu setzen“, sagt der 51-Jährige am Telefon. Deshalb hat er direkt zugesagt, bei der Hilfsaktion mit anzupacken, als ihm eine Freundin am Donnerstagmorgen eine Nachricht mit Schadas Aufruf schickte.

Ukrainische Familien mit dem Auto von der Grenze abholen

Carnelo hat Freunde, die in Polen leben – in Breslau und Kattowitz. Beide Städte sind ein paar hundert Kilometer von der Grenze zur Ukraine entfernt. Seine Freunde hätten ihm erzählt, dass Leute aus Breslau sich mit dem Auto oder mit Bussen in die Grenzregion aufmachen, um dort ukrainische Familien abzuholen, sagt Carnelo.

Auch die Menschen, die im Osten in der Nähe der Grenze leben, würden den Geflüchteten helfen, wo es geht. „Den Leuten im Westen Polens geht es gut“, sagt Carnelo. „Aber bei denen im Osten sitzt das Geld nicht so locker.“ Sie würden dennoch Geflüchtete aufnehmen und verpflegen. Und in ein paar Tagen trifft dann auch noch Hilfe aus Lengsdorf in der Grenzregion ein.

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