Instandsetzung Bonner Stadtrat beschließt für das Melbbad eine abgespeckte Variante

Bonn · Die Vorplanung zur Instandsetzung für das seit vorigem Jahr geschlossene marode Melbbad soll noch in diesem Jahr starten. Der Rat beschloss eine deutlich abgespeckte Variante. Sie sieht lediglich einen eingeschossigen Neubau für Sanitär- und Technikräume vor.

 Das marode Melbbad, das zudem von einer Flutwelle überschwemmt wurde, ist seit vorigem Sommer dicht.

Das marode Melbbad, das zudem von einer Flutwelle überschwemmt wurde, ist seit vorigem Sommer dicht.

Foto: Benjamin Westhoff

Wird das seit vorigem Jahr geschlossene Melbbad doch schneller wieder öffnen können, als bisher angenommen? Darauf setzt jedenfalls die Ratsmehrheit aus Grünen, SPD, Linken und Volt, die in der Ratssitzung am Donnerstagabend per Dringlichkeitsantrag die Verwaltung aufgefordert hat, auf Basis einer Ende Juli von der Stadt Bonn vorgelegten zweiten Machbarkeitsstudie mit einer im Vergleich zur ersten Studie deutlich abgespeckten Variante eine Vorplanung für das Bad in Auftrag zu geben.

Dem Beschluss vorausgegangen war ein Schlagabtausch zwischen der Ratsmehrheit und vor allem der CDU, deren Fraktionsmitglied David Lutz der Koalition „unredliches“ Handeln vorwarf: „Entschuldigen Sie, dass ich diesen Ausdruck benutze, aber das Ganze ist eine Farce. Erst verzögern Sie die Planungen fürs Melbbad und jetzt beschließen Sie einen Schnellschuss.“

Hintergrund: Wegen gravierender Schäden an den Umkleidegebäuden sowie an der Badtechnik, die nach der Flutwelle im vorigen Sommer total beschädigt wurde, musste das beliebte Bad am Fuße des Venusbergs geschlossen werden. Öffentlich zugänglich sind inzwischen lediglich wieder die Beachvolleyball-Felder und die frühere Rollschuhbahn.

Eine erste Machbarkeitsstudie sah einen dreigeschossigen Bau am Hang zur Trierer Straße in ähnlichen Ausmaßen des Bestandsgebäudes vor (der GA berichtete). Darin untergebracht werden sollten im Erdgeschoss die Funktionsräume, darüber eine Sporthalle sowie ein Restaurant. Die zweite, vom Rat im Oktober 2021 beauftragte Variante sieht lediglich ein eingeschossiges Gebäude mit Umkleiden, Duschen, Toiletten sowie Technik- und Mitarbeiterräumen vor. Für einen Imbisswagen und/oder Kaffeeroller soll nur eine Strom- und Wasserleitung vorgesehen werden.

Im Sportausschuss vor zehn Tagen hatte die Ratsmehrheit einen Dringlichkeitsantrag von CDU und FDP abgelehnt, beide vorliegenden Varianten mit ihren Vorzügen und Nachteilen gegenüberzustellen und in der nächsten Sitzung des Fachausschusses einen Beschluss herbeizuführen. Die SPD sehe noch Beratungsbedarf, hatte Ratsfrau Fenja Wittneven-Welter erklärt.

CDU kritisiert „Schnellschuss“ der Ratsmehrheit

Lutz kritisierte nun, dass die abgespeckte Variante mit einem derzeit kalkulierten Kostenvolumen inklusive aktueller Baukostensteigerung von 10,7 Millionen Euro damit gerade einmal rund 1,5 Millionen Euro unter der ersten Variante liege. „Wir wissen aber bis dato nicht, wo die Unterschiede liegen, das hätten wir gerne gegenübergestellt gehabt“, sagte der Unionspolitiker.

Doch Volt-Fraktionsmitglied Beate Saul, von Hause aus Ingenieurin, betonte, Variante zwei sei funktional und pragmatisch und eröffne die Perspektive, das Melbbad schneller, als bisher gedacht, Instand setzen zu können.

„Mit Rücksicht auf die knappen Personalressourcen des Städtischen Gebäudemanagements sollen die delegierbaren Bauherrenaufgaben an einen Projektsteuerer vergeben werden“, fordert die Koalition außerdem. Deshalb solle die Verwaltung alsbald das europaweite Vergabeverfahren für die Leistungen der Objektplanung, der Fachplanung der technischen Gebäudeausrüstung sowie der Projektsteuerung einleiten.

Große Ratskoalition: Sanierung der Hallenbäder hat Vorrang

Fenja Wittneven-Welter betonte allerdings, dass mit diesem Beschluss „auf keinen Fall die Prioritätenliste bei den Bädern verändert werden darf. Die Sanierung der Hallenbäder hat nach wie vor Vorrang“. In Kürze würden große Sanierungs- und Neubaumaßnahmen der Schwimmbäder mit neuem Personal im Städtischen Gebäudemanagement (SGB) angegangen. „Bis es soweit ist, kann die Zeit jetzt sinnvoll genutzt werden und dieses verhältnismäßig kleine Projekt der Planungen für die Funktionsgebäude des Melbbades auf den Weg gebracht werden.“

Linken-Fraktionschef Michael Faber lobte ausdrücklich den Förderverein des Melbbades, der diese „gute und qualifizierte“ zweite Studie mit auf den Weg gebracht und damit „dem schönsten Freibad Bonns“ eine Zukunftsperspektive eröffnet habe. Die Vorplanung solle noch in diesem Jahr begonnen werden.

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