Ohne Zerstörung der Natur leben Bonnerin baut Hostel aus Plastik auf den Philippinen

Brüser Berg · Aus Plastikmüll will die Bonnerin Antonia Kassen mit zwei Freundinnen ein Öko-Hostel auf einer Insel der Philippinen bauen. Zu sehen ist allerdings noch nichts - bis auf den Müll, der das Meer, die Strände und die Dörfer verschmutzt. Doch das soll sich ändern.

 Antonia Kassen demonstriert, wie aus Plastikflaschen Baumaterial werden kann.

Antonia Kassen demonstriert, wie aus Plastikflaschen Baumaterial werden kann.

Foto: Stefan Hermes

Drei Mangobäume sind unter vielen Palmen auf einem 700 Quadratmeter großen und kaum 500 Meter vom Meer entfernten Grundstück die Namensgeber für die nahe Zukunft von Antonia Kassen (20) geworden. Ihr Plan ist es, zusammen mit den beiden 29-jährigen Freundinnen Pilar und Julia auf der philippinischen Insel Negros ihr "Mango Tree Eco-Hostel" zu eröffnen. Noch ist davon nichts außer dem Plastikmüll zu sehen, der das Meer und die Strände sowie die Straßen und Dörfer der Insel verschmutzt. Neben Bambus und Zement werden Ecobricks verwendet, die mit Kleinplastik und Sand gefüllten Plastikflaschen einen Großteil des Baumaterials ausmachen.

Für Antonia rückt mit dem Projekt auf den Philippinen ein Traum in greifbare Nähe. Im Oktober fliegt sie nach Manila. Ob und wie sie den acht Monate später liegenden Rückflugtermin wahrnehmen wird, ist ihr im Moment noch völlig unklar.

Auf Sansibar pflegte und versorgte sie Schildkröten

Nachdem sie 2017 ihr Abitur am Hardtberg-Gymnasium bestanden hatte, ging es ihr wie vielen ihrer Altersgenossen: Die Welt stand offen und die Entscheidung, ob sie nun wirklich Innenarchitektin werden sollte oder welches andere Studium die Weichen für das weitere Leben stellen könnte, schien noch zu früh. Antonia wollte zunächst etwas von der Welt sehen. Sie jobbte und ging für einige Wochen nach Afrika. Auf Sansibar pflegte und versorgte sie Schildkröten, die bereits unter dem Plastikmüll im Meer litten. "Nach Afrika habe ich gemerkt, dass ich immer noch nicht bereit bin, mich zu entscheiden", sagt sie rückblickend.

Ihr Berufswunsch entwickelte sich hin zum Umweltmanagement. Mit einer Freundin suchte sie nach guten Möglichkeiten, noch ein wenig mehr von der Welt kennenzulernen. Über ein Vermittlungsportal im Internet kamen die Freundinnen zu einem Non-Profit-Tauchprojekt in den Philippinen, das Einheimischen die Möglichkeit gibt, sich zum zertifizierten Tauchlehrer ausbilden zu lassen.

Auch Antonia hat dort ihren ersten Tauchschein gemacht. Weitere Scheine, die sie zur Tauchlehrerin befähigen würden, möchte sie nicht. "Ich liebe das Tauchen so sehr", sagt sie, "dass ich mir das durch die Arbeit nicht kaputtmachen möchte." Denn dann würde sie nur noch auf andere Taucher aufpassen müssen und sich des Genusses berauben, den das Tauchen inzwischen für sie darstellt. Die Schönheit der Unterwasserwelt hat sie genauso in ihren Bann gezogen, wie sie der Rückgang von Korallenriffen und die zunehmende Verschmutzung der Meere abschreckt und zu einem eigenen Handeln auffordert.

"Wir wollen die Welt zu einem besseren Ort machen, oder es zumindest versuchen. Mit unserem Hostel wollen wir einen kleinen Schritt mit großen Auswirkungen tun. Wir wollen einen Ort bauen, an dem jede Kultur willkommen ist, an dem wir alle als große Gemeinschaft leben, an dem wir zeigen, wie einfach es ist, ohne Zerstörung der Natur zu leben", schreiben die drei Freundinnen auf einer soeben im Internet gestarteten Crowdfundingkampagne (www.indiegogo.com).

Antonia überzeugte mit einem fundierten Businessplan

So wie Antonia ihre Eltern mit einem fundierten Businessplan von ihrem Vorhaben überzeugen konnte, scheint es den drei Frauen mit Unterstützung eines einheimischen Freundes auch zu gelingen, ihre Pläne in die Tat umzusetzen. Für sie ist es mehr als ein Hostel.

Für Antonia und die Architektin Pilar sowie die Tauchlehrerin Julia steht ihr Tun unter dem Motto "ökologisches Bauen und Projekte zum Schutz der Meere". Sie wollen kein weiteres die Umwelt belastendes Touristen-Resort bauen, sondern so wenig Müll wie irgend möglich produzieren. Auf diese Weise wollen sie ihre zukünftigen Gäste genauso wie die Einheimischen dazu inspirieren, den "ökologischen Fußabdruck" so gering wie möglich zu halten. Antonia ist davon überzeugt, wenn die Einheimischen ihre faszinierende Unterwasserwelt erst einmal selber gesehen haben, wird es die Schönheit der Natur sein, die sie zu mehr Umweltbewusstsein erzieht.

Ab Dezember wird das Mangotree-Team vor Ort mit dem Bau des Hostels beginnen. Es wird aus mehreren Hütten bestehen, die zunächst 16 Schlafplätze in Bambusbetten bieten. "Wer mithelfen möchte, ist herzlich willkommen", lacht Antonia.

Informationen finden sich unter "Mango Tree Eco Hostel" in Facebook oder auf Instagram oder per E-Mail an mangotreeecohostel@gmail.com

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