Pilotprojekt "Sprachräume" Büchereien als Integrationsprojekt in Duisdorf

DUISDORF · Die Duisdorfer Matthäikirche bekommt 5000 Euro für ein integratives Pilotprojekt. Der Landesminister Joachim Stamp lobt die Initiative.

 Integrationsminister Joachim Stamp informiert sich über das Pilotprojekt in der Bücherrei der Matthäikirche.

Integrationsminister Joachim Stamp informiert sich über das Pilotprojekt in der Bücherrei der Matthäikirche.

Foto: Martin Wein

Renate Bach und die übrigen ehrenamtlichen Helfer der Bücherei der evangelischen Matthäikirche in Duisdorf freuen sich über zweckgebundene Mittel von rund 5000 Euro aus dem integrativen Pilotprojekt „Sprachräume – Büchereien für Integration“. Die Evangelische Kirche im Rheinland stellte das Projekt dort jetzt stellvertretend dem nordrhein-westfälischen Integrationsminister Joachim Stamp (FDP) vor. Für den Bonner Stamp ein Heimspiel, war er doch selbst früher Mitglied der Matthäigemeinde.

In Siedlungen und Kleinstädten ohne integrative Infrastruktur wie Volkshochschulen oder Bildungsträger könnten die vielen kleinen Gemeindebüchereien der beiden großen Kirchen einen wichtigen Beitrag zur Eingliederung Geflüchteter in die deutsche Gesellschaft leisten, glaubt Helga Schwarze. Als Leiterin der Büchereifachstelle der Evangelischen Kirche im Rheinland hat sie das Projekt zusammen mit dem Bonner Institut für Migrationsforschung und Interkulturelles Lernen und weiteren Partnern auf die Beine gestellt.

Dabei erhalten aus Töpfen der Länder und der Europäischen Union zunächst fünf ausgewählte Büchereien in drei Bundesländern – darunter auch die Bücherei in Bad Honnef-Aegidienberg – eine Förderung. Davon sollen sie geeignete Bücher und Lernmittel anschaffen, die Geflüchteten beim Spracherwerb helfen können. „Das reicht von Bilderbüchern mit einzelnen Worten bis zu Literatur zum Verständnis der deutschen Gesellschaft“, erklärt Schwarz. Außerdem wurde ein Online-Arbeitsplatz eingerichtet, damit Geflüchtete etwa Bewerbungen für Praktika schreiben und versenden können.

Fördervolumen von 450 000 Euro

Vor allem aber sollen die Büchereien zu Sprachräumen werden, in denen die Neuankömmlinge auch außerhalb von Sprachkursen mit Einheimischen auf Deutsch ins Gespräch kommen können. Dazu werden ehrenamtliche Lesepaten geschult, die aber keineswegs den Deutschunterricht ersetzen sollen. Statt neue Strukturen zu entwickeln, setzt das Projekt vielmehr auf die Vernetzung vorhandener Bildungspartner und Initiativen. Insgesamt hat das Projekt ein Fördervolumen von 450 000 Euro.

Für Joachim Stamp ist das ein guter Ansatz. Er verstehe sein Amt als „Chancenministerium“, sagte er. Jeder solle unabhängig von seiner Herkunft die bestmöglichen Entwicklungsmöglichkeiten bekommen. Dank der engagierten Ehrenamtlichen sei das Projekt „ein Beispiel dafür, was für wichtige Beiträge Integrationsarbeit vor Ort leisten kann“.

Die Gemeindebücherei in Duisdorf, die am ersten Advent ihr 50-jähriges Bestehen feiert, wurde als Projektstandort ausgewählt, weil sie in der Integrationsarbeit bereits fortschrittlich unterwegs ist. Jeden Montagnachmittag treffen sich hier angestammte und neue Nachbarn mit Migrationsgeschichte im Café Nachbarschaft.

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