Schädlingsbekämpfung in Bonn Bürokratie ist Rettung für Ratten

Brüser Berg · Schädlingsbekämpfung ist Pflichtaufgabe der Verwaltung. Doch die Ratten auf dem Brüser Berg kommen offenbar von einer privaten Müllanlage. Da ist die Stadt nicht zuständig. Seit Monaten macht eine Anwohnerin immer schärfer auf das Problem aufmerksam.

 Eine Ratte im Bad Godesberger Kurpark: Ein Brüser Bergerin ärgert sich, dass in ihrem Ortsteil die Nager auch vermehrt rumlaufen.

Eine Ratte im Bad Godesberger Kurpark: Ein Brüser Bergerin ärgert sich, dass in ihrem Ortsteil die Nager auch vermehrt rumlaufen.

Foto: Friese/FRIESE

Renitent oder beharrlich? Es gibt Bürger, die strapazieren mit ihren Eingaben Geduld. Und die Corona-Isolation habe ihren Teil dazu beigetragen, in der Wortwahl über das Ziel hinauszuschießen, räumt eine Brüser Bergerin in der Sitzung der Bezirksvertretung ein. Ihre Anklagepunkte: Erstens Ratten. Zweitens aggressive Schüler. Drittens Vermüllung. Hunderte Mails haben die Hartberger Bezirksverordneten von der Frau bekommen. Allerdings ließ der Ton mit der Häufung der Schreiben zu wünschen übrig.

Weil ihr nicht in dem Umfang geholfen wurde, wie sie erwartete, hat sie sich der Möglichkeit des Bürgerantrags bedient. Das heißt, sie kommt in der Sitzung der Bezirksvertretung zu Wort; Politik und Verwaltung müssen reagieren.

Die Frau kritisiert eine „massive Rattenplage“ auf dem Brüser Berg und macht als Ursache eine Müllanlage aus. Rattenbefall in diesem Bereich sei bekannt, sagt die Verwaltung. In den Kanalschächten seien bereits Anfang 2022 „mehrfach Köder ausgelegt worden, leider ohne Erfolg, da sich die Ratten nicht im Kanal, sondern an der Oberfläche aufhalten.“

Anwohner bestätigen, dass ihnen tagsüber Ratten über den Weg laufen. Aber die Verwaltung ist der Auffassung, dass das Gebiet für eine regelmäßige Kontrolle – auch des Mülls – zu groß ist. Zumal die Tonnen auf einem Privatgrundstück stünden und der Eigentümer verantwortlich sei.

Mehrere Ämter zuständig

Die Bekämpfung von Schädlingen gehört zu den Pflichtaufgaben der Stadt. Bei Ratten haben die Ämter folgende Aufteilung: Im Kanal muss das Tiefbauamt ran, in Schulen und Kindergärten das Städtische Gebäudemanagement, auf Gehwegen und Straßen das Ordnungsamt.

Tiefbauamt und Ordnungsamt bestätigen, dass sie über eine beauftragte Schädlingsbekämpfungsfirma aktiv wurden. Ratten wurden aber auch in den Parterrewohnungen gesichtet, wendet die Brüser Bergerin ein. Da sollen sich die Mieter beim Hauseigentümer beschweren, sagt die Stadt. Erst die nächste Eskalationsstufe sei ein Schreiben der Ordnungsbehörde an den Eigentümer. Dazu müssen die Ratten aber zwingend von den Bewohnern fotografiert werden.

Die Antragstellerin ist nicht zufrieden. Es sei den Bewohnern doch völlig egal, wer für die Rattenbekämpfung zuständig ist, Hauptsache die Ratten verschwinden – und das sei seit September nicht der Fall. Dieser Argumentation schließt sich die CDU an. Sprecher Bert Moll findet die Einstellung der Verwaltung „defizitär, weil das Problem am Ende nicht gelöst ist. Es ist ein Unding, ein solches Thema zwischen den Ämtern hin- und herzuschieben. Die Verwaltung muss eine Maßnahme ergreifen, um der Plage Herr zu werden.“

Die CDU hatte dazu beantragt, dass die Verwaltung Eigentümer und Bürger an einen Tisch bringt. Doch diesen Passus hat die Mehrheit aus Grüne und SPD in der Bezirksvertretung abgelehnt.

Müll auf dem Schulweg

Auf der Beschwerdeliste der Frau stehen zudem aggressives Schülerverhalten und Müll auf dem Schulweg. Dazu sagt die Verwaltung: 1600 Schüler wären jeden Tag auf dem Weg zum Schulzentrum. Erkenntnisse über auffälliges Verhalten und übermäßiges Vermüllen lägen nicht vor. Ortsbegehungen seien in der Vergangenheit „ohne Befund“ gewesen. Laut Polizei kommt es nach Unterrichtsende zu einem verstärkten Schüleraufkommen zwischen Borsigallee und Celsiusstraße. Das habe auch Müllansammlungen zur Folge – „aber keine flächendeckende Vermüllung im gesamten Fußgängerbereich“. Die Bezirksvertretung hat jetzt einstimmig vier weitere Mülltonnen beschlossen, die Bonnorange routinemäßig leeren soll.

Insbesondere an den Haltestellen der Linie 630 Fahrtrichtung Medinghoven/Tannenbusch könne es zu den „üblichen verbalen und auch körperlichen Konflikten kommen“, berichten die Beamten des Bezirksdienstes. Sie haben sich an die Stadtwerke gewandt, größere oder mehr Busse einzusetzen, um die Situation zu entzerren. Und ja, „es ist laut“, wenn Hunderte Schüler zusammenstehen.

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