Bonn-Lengsdorf So arbeitet das Bundesamt für Bevölkerungsschutz
Bonn · Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz in Bonn-Lengsdorf steuert Katastropheneinsätze im In- und Ausland. Wie arbeitet eines der wichtigsten Zentren für den Katastrophenschutz des Landes? Ein Besuch.
Sehr ruhig ist es in dem großen, lichtdurchfluteten Raum im Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) in Lengsdorf. 14 Arbeitsplätze bietet der Raum, jeder Schreibtisch ist sehr groß, verfügt über drei Bildschirme und ein Telefon. Im Hintergrund flimmern über eine Medienwand, die aus zwölf Bildschirmen besteht, allerhand Informationen. Unter anderem verschiedene Wetterdaten des Deutschen Wetterdienstes. Außerdem ist die Eingabemaske der Katastrophenwarn-App "Nina" geöffnet. Vier weitere Bildschirme zeigen die Programme großer Nachrichtensender, darunter ntv, BBC und CNN. Die Monitore sind das Herzstück des Gemeinsamen Melde- und Lagezentrums von Bund und Ländern (GMLZ).
Relativ unscheinbar versteckt sich in Lengsdorf eines der wichtigsten Zentren für den Katastrophenschutz in Deutschland. Man könnte auch sagen, dass dort das geballte Wissen zusammengefasst ist, sollte es in der Bundesrepublik zu einem größeren Zwischenfall kommen, der viele Menschen betrifft. Vor dem Hintergrund der Terroranschläge des 11. September 2001 und dem Elbehochwasser 2002 beschloss die Innenministerkonferenz 2002 unter Beteiligung aller im Katastrophenschutz und Rettungswesen tätigen Behörden und Organisationen in Bund, Ländern und Kommunen ein effizientes Krisenmanagement sicherzustellen: Die Geburtsstunde des GMLZ. 2018 wurde die Technik im Einsatzraum umfassend erneuert, sodass es nun auf dem allerneuesten Stand ist und mit anderen Lagezentren in der Welt über spezielle Software kommunizieren kann. Sollte aus irgendwelchen Gründen das GMLZ in Lengsdorf nicht erreichbar oder einsetzbar sein, können die Mitarbeiter auf das Ausweichquartier in Bad Neuenahr ausweichen.
In Lengsdorf gibt es neben dem Einsatzraum weitere Räume, in denen analysiert wird. Auf einem digitalen Lagetisch können die wichtigsten Informationen abgerufen werden. Eine leistungsstarke Videokonferenzanlage stellt sicher, dass mit Fachleuten vor Ort, aber auch in anderen Behörden kommuniziert werden kann.
Marcus Weber und Samuel Manthey sitzen in dem großen Einsatzraum, der als Sicherheitsbereich gilt. Unbefugte haben keinen Zutritt, mehrere Türen verhindern einen Durchgang. Marcus Weber hat an diesem Tag den Lagedienst übernommen. Kollege Manthey ist der Schichtführer.
Weber beobachtet die Lage in Deutschland, aber auch im Ausland, und fertigt entsprechende Berichte für die verschiedensten Behörden an. Morgens gegen neun Uhr gibt es die sogenannte "Morgenlage". Ein Bericht, der an verschiedene Stellen verschickt wird. 14 Fachleute arbeiten im GMLZ im Schichtbetrieb, der Einsatzraum ist rund um die Uhr besetzt, um schnell handeln zu können. "Im Notfall können wir auch sehr schnell die Kollegen aktivieren oder Mitarbeiter des BBK können einspringen", erklärt Marcus Weber. Von einer Krise sprechen die Fachleute übrigens erst dann, wenn ein Ereignis den "regelkonformen Ablauf" behindert.
Am Vortag des GA-Besuchs kam es in Limburg zu einem Angriff mit einem Lastwagen, mehrere Menschen wurden verletzt. "Durch die Medien wussten wir sehr schnell von diesem Vorfall und haben auch die Entwicklung weiter beobachtet. Allerdings handelt es sich dabei um eine sogenannte polizeiliche Lage, die vor allem die Polizei betrifft", so Weber. Das GMLZ kommt ins Spiel, wenn Bundesländer oder das Ausland Rettungskräfte dringend benötigen. "Das GMLZ hat drei zentrale Aufgaben: die Informationsbeschaffung, die Informationsweitergabe zum Beispiel an die Länder und die Vermittlung von Ressourcen", erklärt Miriam Haritz, Abteilungsleiterin Krisenmanagement beim BBK.
Im Sommer habe es ein Hilfeersuchen aus Schweden gegeben. "Wir haben dann 50 Feuerwehrleute aus Niedersachsen nach Schweden geschickt, die dort geholfen haben, die schweren Waldbrände in den Griff zu bekommen", so Haritz. Aber auch bei den Waldbränden in Mecklenburg-Vorpommern habe das GMLZ seine Kompetenzen bereitstellen können, so auch bei den Erdbeben in Albanien. Von Lengsdorf aus habe man Experten vermittelt. Für die Brände in Mecklenburg-Vorpommern habe man überlegt, ein Löschflugzeug aus Frankreich zu ordern - dies wurde aber nicht mehr benötigt. "Deutschland besitzt nämlich kein Löschflugzeug", so Haritz.