Malteser-Krankenhaus "Buse ist ein tapferes Mädchen"

MEDINGHOVEN · Das Malteser-Krankenhaus behandelt Brandnarben einer Neunjährigen mit neuer Methode. Normalerweise läuft die kleine Buse schreiend weg, wenn sie jemanden im weißen Kittel sieht, kein Wunder nach zwei Dutzend Operationen, die das neunjährige Kind aus der Türkei hinter sich hat. Bei Privatdozent Dr. Matthias Aust ist das anders.

 Noch ist die Haut der kleinen Buse durch die OP in Vollnarkose stark gerötet. Doch ihr Arzt Matthias Aust weiß, dass davon nach einer Woche nichts mehr zu sehen sein wird.

Noch ist die Haut der kleinen Buse durch die OP in Vollnarkose stark gerötet. Doch ihr Arzt Matthias Aust weiß, dass davon nach einer Woche nichts mehr zu sehen sein wird.

Foto: Roland Kohls

Denn ihn hat Buse in Jeans und T-Shirt kennengelernt, bevor der leitende Oberarzt am Malteser-Krankenhaus ihre Brandnarben untersuchte und behandelte.

Inzwischen klatschen sich die kleine Patientin und ihr Arzt sogar freundschaftlich ab, selbst wenn Aust im weißen Kittel kommt. Er hat das Kind nun schon zum zweiten Mal kostenlos mit einer Methode operiert, die sich "Medical Needling" nennt.

Aber der Reihe nach: Buse Kamali aus Susurluk/Türkei war eineinhalb Jahre alt, als sie während eines Mittagsschlafs Opfer eines schweren Haushaltsunfalls wurde. Ein Radio im Raum explodierte, die Vorhänge fingen Feuer und Buse erlitt schwerste Verbrennungen. 35 Prozent ihrer Haut sind zerstört, und vor allem die Brandnarben machen den Ärzten Sorgen. Denn das Kind ist mitten im Wachstum.

Und nun kommen die vielen Helfer ins Spiel. Ein Reisebüro aus Esslingen sponsert den Flug nach Deutschland, der Verein Cicatri aus Worms, der sich um Menschen mit Verbrennungen und Narben kümmert, übernimmt den Aufenthalt in Bonn und das Malteser-Krankenhaus sorgt für die Behandlung.

"Buse ist ein tapferes Mädchen", sagt Dr. Aust aus dem Team von Chefarzt Kay-Hendrik Busch, der das Kind operierte. Und zwar nach der neuen Methode, die in Deutschland erst eine Handvoll Kliniken anwenden. Dabei wird in Vollnarkose eine Walze mit drei Millimeter langen Nadeln möglichst oft über die Narben gerollt. Eigentlich ganz simpel, findet auch der leitende Oberarzt, der in seiner Facharztausbildung zum plastischen Chirurgen mit genau dieser Methode habilitierte.

"Das funktioniert ähnlich wie ein Vertikutierer im Garten", erklärt der 35-Jährige. "Die Nadeln pieksen durch die Oberhaut in die Lederhaut und sorgen dort für eine kleine Blutung, die eine Wundheilung anregt. Der Vorteil: Die Narben werden elastischer, sind nicht mehr so trocken, flachen ab, und gleichen sich der normalen Hautfarbe an. Das Verfahren wirkt laut Aust dauerhaft und scheint immer bekannter zu werden: 200 Patienten hat das Malteser-Krankenhaus im vorigen Jahr mit der "Needling"-Methode behandelt.

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