Zur Erholung in der Heimat Röttgenerin betreibt Klinik auf den Philippinen
Röttgen · Die gelernte Krankenschwester betreibt im philippinischen Bugko eine Klinik und hat mit Corona-Regeln zu kämpfen, die strenger sind als in Deutschland
Die Seele baumeln lassen, möglichst wenig machen, das brauchte Sabine Korth über die Weihnachtstage ganz besonders dringend. Sie ging im Wald bei Röttgen spazieren, sie besuchte ihre Schwester in Düren, sie schaute sich eine Theateraufführung in Bonn an und verbrachte ansonsten viel Zeit auf dem elterlichen Sofa. Einfach abschalten nach einem Jahr, das auch ohne Taifun-Katastrophen und Jahrhundertfluten auf der philippinischen Insel Nord-Samar sehr anstrengend war. Denn auch dort gibt es ja Corona.
Die gelernte Krankenschwester aus Röttgen betreibt im kleinen Ort Bugko seit Jahren mit vielen Einheimischen eine Klinik und wird vom 2004 gegründeten Verein Mabuhay – Hilfe fürs Leben in der Heimat finanziell und organisatorisch unterstützt. Jetzt ist Sabine Korth zurück, nach ihrem Aufenthalt in einem Quarantäne-Hotel in Manila darf sie zurück an ihren Arbeitsplatz, und dort geht es dann weiter wie vor dem Erholungsurlaub in Röttgen. In Deutschland musste sie nicht in Quarantäne, nach einem negativen PCR-Test durfte sie zu ihren Eltern. Die Corona-Schutzmaßnahmen seien auf den Philippinen strenger als hierzulande, bestätigen Anne und Bernhard Korth. „Deshalb gibt es aber auch weniger Fälle dort.“
Wer sich also über 2G-plus im Fitnessstudio und Maskenpflicht für Kinder an den Schulen aufregt, sollte mal auf die Philippinen schauen. Zu den strengen Regelungen dort gehört auch, dass für Erwachsene ab 60 Jahren eine Ausgangssperre gilt und Kinder nicht in die Schule dürfen – seit fast zwei Jahren schon. „Sabine erledigt Einkäufe mit dem Krankenwagen, dann kommt sie durch die Militär-Absperrungen“, erzählt ihre Mutter. Weil Manila für Auswärtige dicht sei, dürften keine Gast-Mediziner kommen, die sonst eine so wichtige Rolle im Klinikbetrieb spielen. „55 Zahnärzte stehen auf der Warteliste, aber sie bekommen kein Visum. Sabine zieht schon selbst Zähne.“ Ein Lichtblick sei, dass einige einheimische Ärzte ihre Praxen verließen, um stundenweise auszuhelfen, etwa im Operationssaal.
Viele Patienten sind nicht geimpft
Denn die Kranken kommen trotz Corona. „Inzwischen organisieren sich die Leute aus den verschiedenen Dörfern und chartern Busse, um zur Klinik zu kommen“, sagt Anna Korth. Viele der Menschen seien nicht geimpft, was die Behandlung komplizierter mache. Diverse Programme für Hygiene und Kinderernährung laufen weiter. Sabine Korth habe bis zu 100 Patienten am Tag, von Zahnweh bis zu unheilbaren Tumoren sei alles dabei, berichten ihre Eltern.
Große Neuerungen gibt es auf dem Klinik-Gelände in Bugko nicht, seit der Kinderspielplatz fertiggestellt wurde, den ein Künstler aus den USA über seine Stiftung bezahlt hat. Die Caritas hat die Philippinen verlassen, sie hatte Programme zur geistigen Fortbildung für ältere Menschen ins Leben gerufen und finanziert und außerdem ein Katastrophenschutzzentrum nahe der Klinik errichtet. Was an Geldern noch übrig war, verwaltet Korth jetzt – noch eine neue Aufgabe. Sie und ihr Team arbeiten ihren Eltern zufolge am Limit. Die können von Röttgen aus nur bedingt helfen. Immerhin konnten sie ihrer Tochter ein paar Tage Durchatmen bieten.
Wer den Verein unterstützen möchte, findet Infos auf www.mabuhay-ev.de.