Bernhard-Berzheim-Platz in Ippendorf Das alte Wahrzeichen ist längst Geschichte

Ippendorf · Der Bernhard-Berzheim-Platz gilt als Ippendorfer Wahrzeichen. Doch mancher scheint ihn nicht als solchen wahrzunehmen: Zigerattenkippen und Müll verschandeln das sonst so idyllische Örtchen, obwohl die Stadt regelmäßig reinigt

 Am Bernhard-Berzheim-Platz in Ippendorf wurde wohl schon länger nicht mehr sauber gemacht. Das alte Wahrzeichen wird nicht mehr als solches wahrgenommen.

Am Bernhard-Berzheim-Platz in Ippendorf wurde wohl schon länger nicht mehr sauber gemacht. Das alte Wahrzeichen wird nicht mehr als solches wahrgenommen.

Foto: MEIKE BÖSCHEMEYER

Margarete S. ärgert sich. „Schauen Sie sich einmal diese Schweinerei an“, schimpft die Seniorin und lenkt den Blick auf den Boden. Überall liegen neben und vor der Sitzbank, auf der sie es sich gerade gemütlich gemacht hat, Zigarettenkippen. „Ist es denn wirklich zu viel verlangt, seinen eigenen Müll zu beseitigen?“, regt sich die Seniorin auf. Sie kommt fast täglich zum Bernhard-Berzheim-Platz in Ippendorf. Mal quert sie ihn auf dem Weg zum Einkaufen, mal setzt sie sich einfach nur auf die Parkbank und beobachtet die Menschen, die unterwegs sind. So wie an diesem Morgen: Zwei Spaziergänger haben die andere Bank in Beschlag genommen, ein kleiner Junge flitzt mit seinem Laufrad umher, während seine Mutter die „Neuerscheinungen“ im Bücherschrank begutachtet.

„Aufgehübscht“ mit Brunnen, Bücherbox und den schattigen Sitzplätzen unter den Bäumen verbringt Margarete S. dort gerne Zeit. „Besonders jetzt, wenn es so heiß ist“, erzählt sie. Schließlich würden die großen Bäume nicht nur Schatten spenden, sondern bei den heißen Temperaturen auch für ein angenehmeres Klima sorgen. „Und wenn ich hier sitze und die schöne Umgebung betrachte, dann ärgere ich mich besonders darüber, dass einige Rücksichtslose das, was andere schaffen, einfach ruinieren“, so die Seniorin.

Zigarettenstummel neben der Bank

Dass achtlos weggeworfene Kippen überall herumliegen, registrieren auch die Mitarbeiter des städtischen Dienstleisters Bonnorange. Bei einer „Begehung des Platzes haben die Kollegen keine auffällige Vermüllung feststellen können“, teilt das Presseamt der Stadt auf GA-Anfrage mit. Allerdings gab es „an einer Bank und an zwei Papierkörben Verunreinigungen durch Zigarettenstummel. Darauf wird Bonnorange zukünftig genauer achten“, versichert Isabel Klotz vom Presseamt.

Derzeit wird der Bernhard-Berzheim-Platz alle zwei Wochen gereinigt. In der Grünanlage werden zweimal pro Woche die Papierkörbe geleert und Abfälle eingesammelt. „Ich sehe die Reinigungskräfte immer wieder. Sie sind wirklich sehr fleißig“, lobt Margarete S. die Mitarbeiter. „Ich ärgere mich nur darüber, dass es Menschen gibt, die die Arbeit anderer mit Füßen treten. Rücksichtslosigkeit stirbt wohl nie aus.“

Benannt ist der Platz nach dem Ippendorfer Bernhard Berzheim. Der gelernte Maschinensetzer hat mehrere Schriften über den Ort und die Umgebung verfasst. In seinem Buch „Von einem armen Bauerndorf zum bevorzugten Bonner Wohnort“ erinnert der 2004 verstorbene Heimatforscher beispielsweise an ein großes Feuer. Damals, vor gut 200 Jahren, brannte der Wald bei Ippendorf lichterloh und die Bewohner des Ortes mussten bei den Löscharbeiten helfen. Laut seinen Recherchen brannte am 23. Mai 1819 eine Waldfläche an der Venne nieder. „Die Ippendorfer überlegten nicht lange und zogen zum Löschen in den Forst“, berichtete Berzheim in einem Kapitel seines Buches.

Lob der königlichen Regierung

Prompt sei später auch ein Lob der königlichen Regierung zu Köln ausgesprochen worden, das damals im Amtsblatt veröffentlicht wurde, so der Autor. „Durch zweckmäßige Löscharbeiten und thätige Hilfe", so ist die Rede; besonders hätten sich dabei die Ippendorfer Johann Röder, Heinrich Schlömer, Caspar Wucher, Adam Schüren, Conrad Rheindorf und Franz Schluß ausgezeichnet.

Der Kottenforst spielte für die Ippendorfer schon immer eine wichtige Rolle. So wurde beispielsweise Reisig aus dem Wald dazu verwendet, Besen herzustellen, was der Dorfbevölkerung den bis heute überlieferten Ausdruck „Ippendorfer Besemskräme“ einbrachte, so der Heimatforscher.

Margarete S. lebte seit mehr als 70 Jahren im Ort. In dieser Zeit hat sich das Dorf enorm verändert. „Ich erinnere mich noch sehr genau, wie es hier einmal aussah“, lächelt sie. „Kaum einer kann sich heute noch an den Wasserturm erinnern“, überlegt sie kurz. Das 37 Meter hohe Bauwerk stand auf dem Platz und war viele Jahre das Wahrzeichen des Orts. 1959 wurde er jedoch abgerissen, weil er für die Wasserversorgung nicht mehr benötigt wurde. Heutzutage hätte der Denkmalschutz den Abriss garantiert verhindert.

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