Buddhistischer Mönch Bhanté Samiddhi Mönch aus Ippendorf gibt Tipps für Entschleunigung

Ippendorf · Der buddhistische Mönch Bhanté Samiddhi findet durch Meditation in hektischen Zeiten zu innerer Ruhe und Achtsamkeit. Die bewusste Wahrnehmung von Person und Raum führe unmittelbar zu einer „Entschleunigung“.

 Vor sechs Jahren kam der buddhistische Mönch Bhanté Batuwangala Samiddhi aus Sri Lanka zum Studium nach Bonn.

Vor sechs Jahren kam der buddhistische Mönch Bhanté Batuwangala Samiddhi aus Sri Lanka zum Studium nach Bonn.

Foto: Stefan Hermes

„Unser Leben ist mit dem Spielen eines Musikinstruments vergleichbar“, sagt Bhanté B. Samiddhi (38) auf die Frage nach der Natur des Menschen. „Sind die Saiten zu straff gespannt oder zu locker, dann wird kein harmonischer Ton erzielt. Erst wenn die Saiten in der richtigen Balance gespannt sind, erzielen wir einen klangvollen und schönen Laut.“ Jeder Mensch sei einzigartig und habe daher von Natur aus sein eigenes Tempo. Wichtig sei, das richtige Maß zu finden, sodass er seine eigene Kapazität erkenne und im Gleichgewicht mit seinen Fähigkeiten bleibe.

Der mit einem leuchtend orangefarbenem Tuch bekleidete Mönch sitzt vor einer überlebensgroßen Buddhastatue im sonnendurchfluteten Raum eines Mehrfamilienhauses in der Gierolstraße. Wer in dem Buddhistischen Zentrum auf ihn trifft, könnte empfinden, dass sich für ihn einen Moment lang die Zeit verlangsamt. Die bewusste Wahrnehmung von Person und Raum führt unmittelbar zu einer „Entschleunigung“. Ein Begriff, der etwa bis in das 19. Jahrhundert zurückverfolgbar ist, als es in England Tendenzen gab, Eisenbahnen Geschwindigkeiten von mehr als zehn Kilometern pro Stunde zu verbieten. Plötzlich schien alles zu schnell zu gehen, unmenschlich zu werden. Eine Geschwindigkeit, an die wir uns heute gewöhnt zu haben scheinen. Entschleunigung wird oft mit den Wesensmerkmalen von Faulheit und Muße assoziiert, ohne jedoch negativ besetzt zu sein. Das analoge Wort der „Verlangsamung“ zeigt vielleicht deutlicher die Tendenz, dem Fortschrittsdenken Einhalt zu gebieten.

Viele Menschen fühlen sich in der Adventszeit getrieben. Allüberall sieht man nicht mehr die Sterne leuchten, sondern wird zum Konsumieren aufgefordert. Auch das Weihnachtsfest soll einem Wachstumsgedanken folgen. Es ist nicht leicht, dem zu entkommen. Doch mit seinem vorsichtigen Schlag auf eine Klangschale und dem aufmerksamen Verfolgen des Tons bis hin in die Stille gelingt es dem singhalesischen Mönch Samiddhi, die Hektik des Alltags zu unterbrechen. „Moderne Menschen haben häufig viele Ziele und wollen diese realisieren. Wenn dies nicht oder nicht sofort möglich ist, geraten sie in einen Zustand innerer Unruhe, zweifeln daran, ob sie ihre Arbeit gut genug gemacht haben“, ist seine Erklärung.

Viele Menschen hätten das ständige Bestreben, ihr Leben zu optimieren und ihre Leistung zu steigern. Wenn es ihnen dann nicht gelänge, gerieten sie aus dem Gleichgewicht. Dadurch ist ihr Geist permanent in Bewegung. Samiddhi bezeichnet die vielen kleinen subjektiv als belastend empfundenen Situationen als „Mikrounzufriedenheit“. Auch Langeweile könne zu Mikrounzufriedenheit führen, da die meisten Menschen sich ohne Aufgabe nutz- und wertlos vorkämen.

Die Herausforderung für jeden einzelnen Menschen läge in der Erkenntnis, dass wir alle unabhängig von äußeren Bedingungen unseren inneren Wert finden können. „Dies funktioniert besonders gut, wenn unser Geist die Möglichkeit hat, ruhig zu werden“, sagt er und sieht in der Meditation einen Schlüssel zur Entschleunigung. Für Samiddhi sind Meditation und Achtsamkeit untrennbar miteinander verbunden. Indem wir achtsam unsere Gedanken beobachteten, könnten wir auch einen inneren Frieden erlangen. Mit den vielen „Mikrounzufriedenheiten“ seien die Menschen kaum fähig, bewusst in der Gegenwart zu leben, weil ihr Geist durch Groll, Ruhelosigkeit, Träg- oder Stumpfheit blockiert ist. Damit wir Zeit sinnvoller erlebten, sei es gut, sich Zeit zu nehmen, um zur Ruhe zu kommen. Wer das schaffe, empfinde auch den gegenwärtigen Moment intensiv. „Wir sehen klar, was als nächstes zu tun ist, womit man sich beschäftigen will, und es kommen viele wichtige Gedanken zum eigenem Leben. Wir erkennen, dass das Leben von unterschiedlichen Bedingungen abhängt und wir können lernen, friedlich damit umzugehen“, so Samiddhi.

Das Zentrum des Buddhistischen Vereins Samadhi steht für jedermann mit Vorträgen und Veranstaltungen offen. Gierolstraße 7, Telefon 0228/ 92679138

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