Evangelische Kirchengemeinde Hardtberg Der Klimabeauftragte wirbt für Fasten der anderen Art

Hardtberg · Martin Wille ist seit November 2020 Klimabeauftragter der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg. In seiner Rolle überwacht er auch den Energieverbrauch in den von der Gemeinde genutzten Gebäuden. In diesem Jahr soll ein Schwerpunkt auf dem „Klimafasten“ liegen. Bei Treffen stehen Experten Rede und Antwort.

 Martin Wille, Klimabeauftragter der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg, ruft zum Klimafasten auf.

Martin Wille, Klimabeauftragter der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg, ruft zum Klimafasten auf.

Foto: Benjamin Westhoff

Auch wenn es in diesem Jahr kaum möglich ist, im Karneval über die Stränge zu schlagen, so gibt es mit Beginn der Fastenzeit Gründe genug, das eigene Handeln kritisch zu hinterfragen. Am 2. März beginnen diesmal die Wochen des Verzichts. Während manch einer bis Ostern Fleisch oder Alkohol von seinem Speiseplan verbannt, setzen andere auf „Digital Detox“ und versuchen, ohne Internet und soziale Medien auszukommen. Die Evangelische Kirchengemeinde Hardtberg setzt diesmal hingegen auf das „Klimafasten“.

Sie unterstützt damit eine ökumenische Initiative von 17 evangelischen Landeskirchen und katholischen Bistümern sowie Misereor und Brot für die Welt. Das Motto der Aktion lautet „So viel du brauchst“. Die Gründe für das Klimafasten liegen auf der Hand: Jeder wirft pro Jahr durchschnittlich 75 Kilogramm Lebensmittel weg. Das entspricht etwa zwei vollgepackten Einkaufswagen. Aufs ganze Land hochgerechnet sind das rund 6,1 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle.

Gewohnheiten in der Fastenzeit hinterfragen

Hinzu kommt, dass etwa ein Drittel der Nahrung bereits aussortiert wird, bevor sie in den Verkauf kommt. Zudem steigt die Menge des Plastikmülls exorbitant an, durch Überfischung wird das empfindliche Ökogleichgewicht der Weltmeere zu Lasten ärmerer Länder zerstört. „Die Fastenzeit lädt dazu ein, Gewohnheiten zu hinterfragen, achtsam mit uns und unserem Umfeld umzugehen und alltägliche Dinge anders zu machen. Klimafasten knüpft an dieser Tradition an und ruft dazu auf, mit kleinen Schritten einen Anfang für mehr Klimagerechtigkeit zu entdecken“, erklärt Dr. Martin Wille, der seit November 2020 Klimabeauftragter der Gemeinde ist.

Daher dreht sich diesmal alles um die Nahrung. „Dabei sollten wir einmal unsere Gewohnheiten in den Blick nehmen und fragen: Woher kommen die Lebensmittel, wie werden sie produziert und verarbeitet? Wie sind die Lebensmittel verpackt und was passiert mit dem Verpackungsmaterial? Was bedeutet energiesparende Zubereitung und was heißt, sich fleischarm, vegetarisch oder vegan zu ernähren? Welchen Beitrag kann Fasten für Klimaschutz und Klimagerechtigkeit, aber auch für unsere Gesundheit leisten?“, ergänzt Wille.

Auch Energieverbrauch wird beobachet

Mit Hinweistafeln in der Emmaus- und Matthäikirche werden die Gemeindemitglieder über die Aktion informiert. Zudem wird jede Woche ein Thema besonders hervorgehoben. Bei diesen Treffen (alle Termine auf hardtberggemeinde.de) sollen immer auch kompetente Gesprächspartner Rede und Antwort stehen. So wird beispielsweise Günter Giesa von der Bonner Tafel erwartet. Mit Ulrich Hamacher, dem Geschäftsführer der Diakonie Bonn, werden die Besucher über das Thema „Armut, Klimagerechtigkeit und Ernährung“ sprechen. Zur Sprache kommen wird auch, welche Folgen der große Fleischkonsum auf das Klima hat, oder welche alternativen Einkaufsmöglichkeiten es in der Umgebung gibt, um den Verpackungsmüll im eigenen Haushalt zu reduzieren.

Als Klimabeauftragter überwacht Wille auch den Energieverbrauch in den von der Evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg genutzten Gebäuden. „Wir schauen uns beispielsweise die Heizung sowie die Dämmung aller Gebäude an, um bei Bedarf zu entscheiden, welche Maßnahmen ergriffen werden müssen, damit der jeweilige Energieverbrauch reduziert wird“, erklärt er.

Altes Pfarrhaus energetisch überprüft

Gerade erst wurde das alte Pfarrhaus an der Gutenbergstraße energetisch überprüft. Das Gebäude war das letzte, das nach Kirche, Kindergarten und Küsterhaus in den 1960er Jahren fertiggestellt wurde. Es diente zwei Pfarrern mit ihren jeweiligen Familien als Wohnhaus. Mittlerweile ist das Gebäude jedoch deutlich in die Jahre gekommen. Seit 2000 wird das Haus von keinem Pfarrer mehr bewohnt. Anfangs nutzte die Gemeinde noch die Räume für Veranstaltungen, mit der Fertigstellung des neuen Gemeindehauses verlagerte sich das Leben jedoch in das neue Domizil. 2004 übernahm schließlich die Gemeindestation der Diakonie einen Teil des Hauses.

Ab 2012 wurden die Räume dann vom Diakonischen Werk im Rahmen des „Betreuten Wohnens“ genutzt. Dafür mussten Zwischenwände eingezogen sowie eine zweite kleine Küche eingerichtet werden. Nachdem der Vertrag im vergangenen Jahr gekündigt wurde, zogen mittlerweile fast alle Mieter aus und richteten sich in einen Neubau in der Villemombler Straße häuslich ein.

Ein Energieberater hat Vorschläge für energetische Sanierungen gemacht am Pfarrhaus an der Gutenbergstraße gemacht. Jetzt muss die Kirchengemeinde entscheiden, wie das Haus in Zukunft genutzt werden soll.

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