18 verschiedene Arten Der Kottenforst ist bei Fledermäusen beliebt

Röttgen · In der Region um den Kottenforst haben sich 18 verschiedene Arten von Fledermäusen niedergelassen. Am besten lassen sie sich bei einem Abendspaziergang beobachten.

 Biologe Tom Wegner zeigt den Teilnehmern einer Exkursion durch den Kottenforst, welche Fledermaus-Arten in dem Waldgebiet beheimatet sind.

Biologe Tom Wegner zeigt den Teilnehmern einer Exkursion durch den Kottenforst, welche Fledermaus-Arten in dem Waldgebiet beheimatet sind.

Foto: Sebastian Flick

Wenn es dunkel wird, fliegen sie los und gehen auf die Jagd. Fledermäuse sind in den Sommermonaten im Kottenforst allgegenwärtig. Und doch ist oft besondere Aufmerksamkeit erforderlich um sie zu erkennen, denn die kleinen geheimnisvollen Tierchen sind stets flink unterwegs. Sobald es dämmert, kann es schnell geschehen, dass gleich mehrere der oft winzigen Wildtiere um einen herumflattern.

Wer sie ganz genau beobachtet, erkennt je nach der Art kleine Unterschiede in ihrem Aussehen und in ihrer Flugbewegung. Von rund 1200 verschiedenen weltweit existierenden Fledermaus-Arten sind 26 in Deutschland nachgewiesen worden. Die Bonner Region scheinen Fledermäuse besonders zu lieben, denn hier sind nicht weniger als 18 verschiedene Arten beheimatet. Allein im 40 Quadratkilometer großen Kottenforst konnten mehr als ein Dutzend Fledermaus-Arten aufgespürt werden. Das von der EU geförderte Life+-Projekt Villewälder hatte im Zeitraum 2015 bis 2020 die gesamte Tierwelt des großen Waldgebietes erforscht, auch Amphibien- und Fledermausarten wurden dabei untersucht. Nachdem man herausgefunden hatte, welche Räume die nachtaktiven Tierchen als Quartiere nutzen – häufig lassen sie sich in Bäumen nieder – wurde ein Hauptaugenmerk darauf gelegt, diese Quartiere besonders zu schützen.

Viele verschiedene Arten

Bei einem abendlichen Spaziergang durch den Kottenforst können in den Sommermonaten schon mal drei bis vier verschiedene Fledermaus-Gattungen entdeckt werden. „Hier haben wir ein Exemplar, das keinen geradlinigen Flug aufweist und sich am Rand des Waldes zu orientieren scheint. Das ist eine Zwerg-Fledermaus“, erklärt Biologe Tom Wegner bei einer von der Biostation Bonn/Rhein-Erft organisierten Exkursion durch den Kottenforst. Beinahe hätte die Fledermaus-Führung an diesem Abend abgesagt werden müssen, denn am Nachmittag hatte es noch geregnet, zudem war es sehr windig – das lieben Fledermäuse ganz und gar nicht.

Doch die Exkursions-Truppe hatte Glück: Es blieb dann doch weitestgehend trocken und am Röttgener Weiher flogen tatsächlich zahlreiche Fledermäuse durch die Nacht. Den Weiher im Kottenforst lieben die Geschöpfe der Nacht besonders, da es hier viele Insekten gibt. Sobald Fledermäuse ein Insekt erspähen, schlagen sie mit ihren Flügeln und stoßen Jagdrufe aus. Anschließend werden sie immer schneller und gehen in den Sturzflug, um ihre Beute zu schnappen und sie direkt im Flug zu verspeisen.

Die Zwerg-Fledermaus zählt zu den kleinsten Tieren ihrer Art, kommt gerade einmal auf ein Gewicht von drei bis sechs Gramm und ist so klein, dass sie in eine Streichholzschachtel passen würde. Wer die Zwerg-Fledermaus beim Jagen ihrer Beute beobachten möchte, sollte während des Spaziergangs durch den Kottenforst am besten auf Bauchnabelhöhe Ausschau halten – in dieser Höhe jagen die Zwerg-Fledermäuse besonders häufig.

Mit von ihnen produzierten Ultraschall-Lauten können sich Fledermäuse orientieren und in der Dunkelheit sehen. Da die Rufe oberhalb von 1800 Hertz im Bereich der Ultraschallwellen liegen, können sie von Menschen nicht wahrgenommen werden. Tom Wegner macht die Laute während der Exkursion für die Teilnehmer dennoch hörbar – mit einem sogenannten Bat-Detektor, der es Menschen ermöglicht, zu hören, wie Fledermäuse fliegen. „Fledermäuse haben ein Hörspektrum, das ist größer als unseres. Die Rufe sind mit 110 Dezibel so laut wie ein Presslufthammer“, erklärt Wegner. Währenddessen fliegt eines der Flattertiere ganz flach über dem Weiher: Eine Wasser-Fledermaus ist gerade über dem Röttgener Weiher zu sehen. Wasser-Fledermäuse, die sieben bis elf Jahre alt werden können, jagen Insekten, indem sie sehr flach über den Weiher fliegen.

Im Winter im Energiesparmodus

Ebenfalls im Kottenforst regelmäßig auf Nahrungssuche ist der Kleine Abendsegler, der meistens dort auf Jagd geht, wo es auch viele Schwalben gibt, da beide die gleichen Insekten fressen. Eine weitere im Kottenforst häufig anzutreffende Art ist die Bechstein-Fledermaus, die während eines Sommers zwischen 40 bis 50 Quartieren wechselt. Nachdem Fledermäuse in den Sommermonaten aktiv auf Nahrungssuche gewesen sind, haben sie so viel Energie gesammelt, dass sie mühelos durch die dunkle Jahreszeit kommen. Im Winter befinden sie sich in einer Art „Energiesparmodus“: Auch wenn man bei Fledermäusen vom Winterschlaf spricht, sind sie während dieser Zeit dennoch die meiste Zeit wach.

In sogenannten Wochenstuben – häufig in nicht isolierten Dachböden – finden sie ihren Schutzraum. Hier bringen die Mütter auch die Jungtiere auf die Welt. Da eine Mutter nur ein Jungtier säugen kann, ist die Vermehrungsrate bei Fledermäusen sehr gering. Von ihren Wochenstuben brechen die Fledermäuse zur Futtersuche auf, zum Beispiel in Richtung eines Weihers. Neben Insekten lieben viele von ihnen auch Spinnentiere. „Jede Fledermaus hat eine eigene Strategie zu jagen. Es gibt keinen Familienverbund“, erklärt Wegner. Dank ihres herausragenden Ortsgedächtnisses können Fledermäuse eine bestimmte Strecke – beispielsweise von der Wochenstube zum Weiher – immer wieder abfliegen. Fledermäuse reagieren jedoch sehr empfindlich, wenn sich in ihrer Umwelt etwas ändert. Am liebsten orientieren sie sich an einem bestimmten Weg oder einem Waldrand, um laut schreiend, aber für Menschen unhörbar, durch die Nacht zu fliegen.

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