Frühe Ernte bei Bauer Josef Berg Der Raps in Hardtberg ist schon reif

Hardtberg · Bauer Josef Berg hat in diesem Jahr wegen der Trockenheit viel früher mit der Ernte begonnen. Die Gerste ist schon eingeholt, jetzt folgt der Raps.

Der erste Blick morgens richtet sich gen Himmel. Minuten später machen sich allerdings erste Sorgenfalten auf der Stirn von Josef Berg breit. Wieder präsentiert sich der Himmel wolkenlos, kündigt sich ein heißer, sonniger Tag an. Wie so viele in den letzten Wochen. „Wenn es nach mir ginge, dann könnte es endlich mal wieder regnen. Mindestens zehn Liter pro Quadratmeter“, sagt Josef Berg, einer der letzten Vollerwerbslandwirte in Bonn. „Die Erde ist viel zu trocken.“ Auch er befürchtet Ernteausfälle und Qualitätseinbußen. „Gerade für den Weizen sehe ich schwarz“, prognostiziert er. „Ich rechne wirklich mit einem massiven Verlust.“

Nicht erst das Wetter der letzten Wochen sei Schuld an der Misere. „Nein“, erklärt der Experte. „Wir hatten das ganze Jahr über viel zu wenig Niederschlag.“ Selbst sturzbachartige Regenfälle könnten kaum noch etwas retten. „Das bringt nichts. Es muss schon ein ergiebiger Landregen sein.“ Wenn plötzlich große Mengen Regen fallen, läuft das meiste Wasser einfach in die Gräben ab und dringt nicht in den Boden ein. Die Erde ist so hart, dass sie das Wasser gar nicht aufnehmen kann. Die Kruste muss erst aufweichen, damit das Regenwasser die Wurzeln erreicht.

Qualitätsverlust bei Gerste nicht schlimm

Berg bearbeitet rund 170 Hektar Ackerfläche in Endenich, Dransdorf und Röttgen. Er beteiligt sich an einem EU-Programm zur Förderung vielfältiger Kulturen. Zuckerrüben, Weizen, Raps und Futtererbsen wachsen auf seinen Feldern. Die Gerste ist bereits eingeholt. „Viel früher als in einem normalen Jahr“, erklärt Berg. Denn eigentlich würde er erst nach „Margarete“, dem Namenstag seiner Mutter am 20. Juli, auf den Mähdrescher klettern. „Doch in diesem Jahr bin ich jetzt schon fertig.“ Über die Qualität der Gerste lässt sich allerdings noch nichts sagen. „An meinen Standorten ist der Qualitätsverlust bei der Gerste nicht ganz so schlimm“, sagt er. Aber das kann nur wenige hundert Meter weiter schon anders sein. „Es kommt immer auf die Beschaffenheit der Böden an.“ Denn, so betont der Landwirt, „die Böden sind unser Kapital.“

In diesen Tagen wird der Raps geerntet. Auch er ist aufgrund des Wassermangels schneller gereift als in den Vorjahren, die Samen sind allerdings nicht besonders groß geworden. Sorgen macht sich Berg um die Zuckerrüben. „Sie sind deutlich zurück im Wuchs. Seit mindestens drei Wochen fehlt der Niederschlag.“ Regnet es nicht, dann würden die Blätter der Rübe, die vor Verdunstung schützen, vertrocknen.

Einbußen von etwa 20 Prozent

Eigentlich müsste der Weizen noch grün sein, ist aber bereits goldgelb. Daher sind die Mähdrescher auch auf diesen Feldern schon unterwegs – ein Anblick, den man eigentlich im Spätsommer kennt. „Ich befürchte, dass die Qualität so schlecht sein wird, dass ich mit rund 20 Prozent Einbußen rechnen muss“, überschlägt Berg. Viele seine Kollegen haben aufgrund der Witterungsbedingungen deutlich früher mit der Ernte begonnen. „Morgens müssen wir warten, bis der Tau getrocknet ist, dann geht es los“, erklärt Berg. Dann sitzt er zur Not Tag und Nacht auf der schweren Maschine, um zu retten, was zu retten ist.

Nur einmal musste er um 23 Uhr die Arbeit einstellen, weil sich ein Anwohner über den Lärm beschwert hatte. „Aber die meisten akzeptieren die nächtliche Arbeit“, sagt Berg. Sobald die Ernte eingefahren ist, werden die Felder wieder vorbereitet. „Um ein sauberes Saatbett für die Folgekultur zu schaffen brauchen wir ebenfalls Regen.“ Denn sonst würde es erneut Einbußen geben.

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