St.-Edith-Stein präsentiert sich modern und nüchtern Der Raum ist nur die Hülle

BRÜSER BERG · Modern und nüchtern präsentiert sie sich. Nichts soll die Gläubigen ablenken, ihre Andacht stören. Kein Gold, keine monumentalen Altargemälde, keine Putten. Neben schlichtem Beton sind Granit und Holz die prägenden Elemente. Die St.-Edith-Stein-Kirche auf dem Brüser Berg ist ein lichter, einfacher und überschaubarer Raum.

St.-Edith-Stein präsentiert sich modern und nüchtern: Der Raum ist nur die Hülle
Foto: roland Kohls

"Schmuck hätte nur gestört", erklärt Uschi Barth-Aminski vom Gemeindeforum. "Denn der Raum ist lediglich die Hülle. Die Gemeinde, die sich hier versammelt, ist die Kirche." Und genau diesen Gedanken greift die Architektur auf. "St.-Edith-Stein ist keine Hallen-, sondern eine Rundkirche. Wir gruppieren uns alle im Kreis um den Mittelpunkt dieses Gebäudes - den Altar."

1993 eingeweiht, bildet das katholische Gotteshaus auf dem Brüser Berg gemeinsam mit der benachbarten evangelischen Emmaus-Kirche ein städtebauliches Ensemble, in dem das ökumenische Zusammenleben nicht allein durch die bauliche Nähe geprägt wird. Als Kontrast zu dem eigenwilligen Flachdachbau des Gotteshauses erhebt sich in der Mitte des Areals ein frei stehender, quadratischer und zwölf Meter hoher Glockenturm. Auch er ist nicht mit anderen vergleichbar. Denn aus seiner Fassade springen unzählige kleine Fensteröffnungen heraus.

Die wenigen Akzente in St.-Edith-Stein sind jedoch sofort präsent. Aus schweren Granitblöcken geschlagen, treten gleich beim Betreten Altar, Ambo und Taufstein ins Auge. Der Altar präsentiert sich dabei als Urbild: Ein unbehauener Opferstein, fest in der Erde gegründet. Deutlich zu sehen sind noch die Bohrlöcher, in denen einst die Sprengladungen in den Stein gelegt wurden. "Auch das wurde ganz bewusst so gelassen", erklärt Uschi Barth-Aminski. "Die Ursprünglichkeit sollte erhalten bleiben." Geschaffen von Ulrich Rückriem, tragen Altar und Ambo ganz deutlich die Handschrift des zeitgenössischen Künstlers. Als Material verwendete er Granit aus der Normandie. Zwar drücken Altar, Ambo und Taufstein der noch jungen Kirche auf dem Brüser Berg einen einzigartigen Stempel auf, doch für Uschi Barth-Aminski gibt es etwas viel Bedeutenderes in dem Gotteshaus: die Edith-Stein-Stele. Zur Erinnerung an die Namenspatronin entstand das Objekt aus einem Eichenstamm anlässlich des zehnjährigen Bestehens der Kirche. "Es sollte ein Kunstwerk geschaffen werden, das dem einzigartigen Lebens- und Leidensweg dieser Frau gerecht wird", erinnert Barth-Aminski an Edith Stein. Als Jüdin geboren, exponierte Wissenschaftlerin und Philosophin, entschiedene Christin und Ordensfrau wurde sie in der Zeit des Nationalsozialismus verfolgt und getötet. Im Oktober 1998 wurde sie heiliggesprochen. Eine Skulptur oder ein einfaches Porträt wäre ihr jedoch nicht gerecht geworden. "Es sollte etwas sein, das die verschiedenen Lebensstationen von Edith Stein widerspiegelt", so Barth-Aminski.

Aus einer alten Eiche aus dem Wald bei Morenhoven schuf der Künstler Michael Blum 2003 die Stele. Unterteilt in drei Bereiche spiegeln verschiedene Symbole das Leben der Jüdin, das der Christin und das der Philosophin wider. Gestaltet wurde die Skulptur in zwei Farben: Rot und Gold - die Farbe der Märtyrer und die Farbe Gottes.

Das schlichte Kreuz über dem Altar korrespondiert in Form und Farbe mit der Stele. Ebenfalls von Michael Blum gestaltet, ließ der Künstler Verwachsungen und Verletzungen des Holzes ebenso sichtbar wie die Schäden durch Insektenfraß in dem Naturelement. Auf den Astoberflächen sind 7 x 77 kleine Striche gemalt sowie vier goldene Ringe angebracht als Zeichen für die menschliche Schuld und die Erlösung durch Christus. Der runde Radleuchter - ebenfalls über dem Altar angebracht - lenkt den Blick auf eine große Lichtöffnung im Deckenbereich. Zwar in der Gemeinde nicht ganz unumstritten, bringt das moderne, farbenfrohe Triptychon des Kölner Malers Ernst Wille hinter dem Altarbereich ein wenig Farbe in den Raum.

Seit der Fertigstellung der Kirche wird auf dem Brüser Berg immer wieder darüber diskutiert, das große Fenster zur Fußgängerzone hin durch eine Buntverglasung zu akzentuieren. "Dadurch würde man bei Gottesdiensten sicher vor Blicken von außen geschützt", meint Uschi Barth-Aminski. "Aber für mich wäre das nicht nötig. Ich finde die Kirche, so wie sie ist, perfekt." Einen Wunsch hätte sie jedoch für die Zukunft. "Es wäre schön, wenn die Besucher gleich vom Eingang aus über eine Bodenmarkierung zur Edith-Stein-Stele geleitet würden. Denn dieses Objekt ist wirklich etwas ganz Einzigartiges."

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