Ausflugslokal auf dem Venusberg Die Casselsruhe war früher ein Bonner Wahrzeichen

Venusberg · Die Casselsruhe auf dem Venusberg war für viele Bonner ein beliebtes Ausflugslokal. Viele verbinden Kindheitserinnerungen mit dem Haus.

 Das Hotel und die Pension Casselsruhe auf einer Fotografie von Wilhelm Köhler zu Beginn des 20.Jahrhunderts.

Das Hotel und die Pension Casselsruhe auf einer Fotografie von Wilhelm Köhler zu Beginn des 20.Jahrhunderts.

Foto: Stadtarchiv

Bevor es ein Eis gab wurde es anstrengend. Der steile Aufstieg ist Angelika Rudolphi immer noch gut in Erinnerung. „Entweder es ging die Treppen am Ende der Hinsekampstraße hoch oder über die Bergstraße“, erzählt sie. Doch egal welchen Weg die Eltern der heute 56-Jährigen für den sonntäglichen Spaziergang gewählt hatten. „Für ein Kind war es schon ein anstrengender Marsch“, lächelt sie. Oben angekommen wurden sie und ihr Bruder Klaus jedoch belohnt: „Mit einem großen Eis auf der „Casselsruhe“, ergänzt sie. Die Eltern setzten sich an einen Tisch unter den Bäumen und genossen Kaffee – draußen nur Kännchen – und Kuchen. „Wenn wir brav waren und uns nicht über den langen Spazierweg beklagt hatten, ging es im Anschluss noch auf die Minigolfbahn“, berichtet die gebürtige Kessenicherin weiter.

Besuch an der Casselsruhe sonntägliches Pflichtprogramm

Ein Ausflug zur Casselsruhe gehörte für viele zum sonntäglichen Pflichtprogramm. Herausgeputzt ging es nach dem Mittagessen zu Fuß auf den Berg. Sehen und gesehen werden lautete jahrzehntelang die Devise. Bis in die zweite Hälfte der 1980er Jahre. Denn 1987 verkauften die Erben des 1979 tödlich verunglückten Betreibers Rudolf Kessel die Anlage an die Steigenberger-Hotel-Gruppe. 1988 stellte sie einen Neubau an gleicher Stelle fertig. 2000 übernahm dann Dorint das Haus, das weiterhin als Hotel genutzt wird. Auch wenn seit Jahren nichts mehr an das ehemals imposante Ausflugshotel erinnert, lautet nach wie vor die Anschrift „An der Casselsruhe 1“.

Der Name Casselruhe erinnert an Johann Heinrich Cassel, der von 1834 bis 1863 Bürgermeister von Poppelsdorf und Kessenich war. Wenn er von Dottendorf zu Fuß über den Berg nach Poppelsdorf ging, so wird erzählt, soll er dort oben stets Rast gemacht und den Blick auf Bonn und über den Rhein bis zum Petersberg geliebt haben. Es dauerte nicht lange und der Aussichtspunkt bekam den Spitznahmen „Cassels-Ruhe“.Zu Cassels silbernem Dienstjubiläum wurde an seinem Lieblingsplatz eine Ruhebank mit der Inschrift Casselsruhe aufgestellt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde an dieser Stelle ein Gedenkstein errichtet.

Nach 1862 wurden nacheinander mehrere Ausflugslokale mit dem Namen Casselsruhe erbaut. 1895 erwarb Jean Kessel, Besitzer des Poppelsdorfer Jägerhofs und trotz des Namens nicht verwandt mit Bürgermeister Cassel, den Ausflugspunkt und ließ das beliebte Lokal um ein Hotel erweitern. Dieses Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg allerdings zerstört. Als Kessel am 6. Oktober 1940 im Alter von 88 Jahren starb, übernahm sein Sohn Karl Kessel den Betrieb.

Im Jahr 2000 übernahm Dorint Hotels das Haus

Knapp 20 Jahre später stand erneut ein Betreiber-Wechsel an. Karl Kessel starb 1958, und nach seinem Tod übernahm sein Sohn Rudolf Kessel den Betrieb zusammen mit seiner Schwester Liesel. Gemeinsam bauten sie das Hotel bis 1959 wieder auf. Beide bewirtschafteten das Haus gemeinsam, es gab neben der gut besuchten Terrasse ein Restaurant sowie Hotelzimmer und Tagungsräume. Und es gab Tanzveranstaltungen im Saal, die bei den Bonnern sehr beliebt und stets gut besucht waren.

Eine einschneidende Wende in der langen Geschichte dieser Bonner Institution war, als Rudolf Kessel 1979 bei einem Lawinenunfall in Kitzbühel starb. 1987 wurde die Casselsruhe an Emil Steigenberger verkauft, der einen Neubau errichtete und ihn Ende 1988 an der heutigen Stelle bezog. 2000 übernahmen dann Dorint Hotels das Haus.

Für Angelika Rudolphi gibt es neben Eis und Minigolf noch eine schöne Kindheitserinnerung, die sie immer mit der Casselruhe verbinden wird. „Im Winter konnte man von hier oben bis hinunter nach Kessenich mit dem Schlitten fahren“, lacht sie. Manchmal kam sie an der Bergstraße an, manchmal aber auch am Hindenburgplatz. „Man musste nur darauf achten, dass man nicht die Abzweigung über die Treppen in Dottendorf nahm. Denn dann war die Abfahrt schneller zu Ende als einem lieb war.“

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