Beim „grünen Abitur“ Die Hälfte fällt bei der Bonner Jägerprüfung durch

Bonn · Die gute Nachricht unter Bonner Jägern: Dank einer Spende konnte eine weitere Wärmebildkamera zum Schutze von Rehkitzen in Feldern und Wiesen erworben werden. Die schlechte Nachricht: Gut die Hälfte der Absolventen der Jägerprüfung sind dieses Jahr durchgefallen.

 Die Hälfte der Absolventen fiel in diesem Jahr bei der Jägerprüfung durch.

Die Hälfte der Absolventen fiel in diesem Jahr bei der Jägerprüfung durch.

Foto: picture alliance / dpa/Felix Kästle

Bonn. Das Frühjahr ist für den Rehnachwuchs eine äußerst gefährliche Zeit. Gerade erst geboren, legt die Mutter das Kitz gut geschützt im hohen Gras ab, um es vor Feinden zu verstecken. Allerdings beginnt gleichzeitig die Heuernte auf den Wiesen. Die Kitze lassen sich jedoch selbst durch das laute Dröhnen der Motoren nicht stören und bleiben liegen. Aufgrund ihres angeboren „Drück-Instinkts“ flüchten sie nicht, sondern drücken sich ganz dicht auf den Boden und warten ab. Den herannahenden Mähmaschinen können sie so jedoch nicht mehr entkommen. Nach Schätzungen des Bundeslandwirtschaftsministeriums werden jedes Jahr so bis zu 100 000 Rehkitze getötet. Mit Wärmebildkameras kann man die scheuen Jungtiere jedoch vor Erntebeginn aufspüren und retten. Die bisher gesammelten Erfahrungen bei der Kitzrettung zeigen, dass moderne, mit Wärmebildkamera ausgestattete Drohnen die mit Abstand effektivste Möglichkeit sind, die Tiere zu orten und zu retten.

Auch die Jägerschaft Bonn setzt Drohnen mit Wärmebildkameras zur Kitzrettung ein. Bisher stand dafür ein Gerät zur Verfügung, jetzt ist eine zweite Drohne am Start. Dank der Spende der Jungjäger von 1111 Euro, die Lehrgangsleiter Hermann Vreden bei der Lossprechung entgegennahm, wird die Jägerschaft nun mit einem zweiten Gerät die Wiesen und Äcker der Region nach dem scheuen Wild absuchen. „Rund zehn bis 20 Tiere können wir so jedes Jahr retten“, schätzt Lutz Schorn, Vorsitzender der Jägerschaft Bonn. Früh morgens zwischen fünf und acht Uhr lässt er gemeinsam mit einer Kollegin die Wärmebildkameras aufsteigen. „Danach ist es zu warm und wir können anhand der Farben nicht mehr erkennen, ob es sich um ein Tier handelt oder beispielsweise um einen Pfahl oder Stein, der sich aufgeheizt hat“, so Schorn. In diesem Jahr sei diese Arbeit besonders wichtig, erklärt er. Denn nach der langen Kälte- und Regenperiode der vergangenen Wochen würden die Landwirte derzeit überall ihre Felder mähen.

Die vergangenen Corona-Monate sind jedoch auch an den Absolventen der Jägerprüfung nicht spurlos vorbeigegangen. So wie bei fast allen Schülern fiel ein Großteil des Unterrichts aus, Prüfungstermine mussten teils ganz abgesagt werden. Das spiegelt sich nun im Ergebnis wider: Rund die Hälfte der Kursteilnehmer fiel durch die Prüfung. „Von den gut 60 zur Prüfung angetretenen Lehrgangsteilnehmern schafften es in diesem Jahr nur 50 Prozent, die Jägerprüfung zu bestehen, was sicherlich auch den Bedingungen bei der Ausbildung anzulasten ist“, zog Lutz Schorn bei der Lossprechung Bilanz.

Die Prüfung, vielfach auch als „grünes Abitur“ bezeichnet, zieht sich über drei Tage. Sie umfasst einen schriftlichen Teil, eine Schießprüfung in drei Disziplinen und einen mündlich-praktischen Teil, in dem Wissen zu Wildbiologie, Naturschutz, Jagdbetrieb, Jagdrecht sowie Waffenhandhabung abgefragt wird. Zwar gilt die Jägerprüfung schon immer als nicht ganz einfach, aber „so hoch wie in diesem Jahr war die Durchfallquote noch nie“, so Schorn. Allerdings gibt es eine zweite Chance. Im Oktober können diejenigen, die es diesmal nicht geschafft haben, zur Nachprüfung antreten.

Die Teilnehmer der Jägerprüfung in Bonn kommen aus allen gesellschaftlichen Schichten. Gerade in den letzten Jahren ist zudem der Frauenanteil deutlich gestiegen, im jetzt abgeschlossen Kurs lag er bei etwa 30 Prozent.

Die Motivation ist ebenfalls sehr vielschichtig: Viele wollen ihr Wissen über die Natur sowie die heimische Flora und Fauna erweitern, andere wollen sich natürlich ernähren und setzen dafür auf Wildfleisch aus der Region. „Naturverbundenheit und ein Stück Romantik gehört aber auch weiterhin dazu, genauso wie die enge Bindung an Land- und Forstwirtschaft“, so Schorn.

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