Kirchen und ihre Schätze Die "Putzmadonna" von Sankt Augustinus ist einzigartig

DUISDORF · Lange überlegen muss Pfarrer Jörg Harth nicht. "Ja, wir haben einen ganz besonderen Schatz hier in der Sankt-Augustinus-Kirche", erzählt er dann stolz. "Kommen Sie mit", fordert er auf.

 Nicht als Heilige, sondern als junge, glückliche Mutter ist die "Putzmadonna" dargestellt, die Pfarrer Jörg Harth zeigt.

Nicht als Heilige, sondern als junge, glückliche Mutter ist die "Putzmadonna" dargestellt, die Pfarrer Jörg Harth zeigt.

Foto: Horst Müller

Er nimmt die Treppe hinter dem Altar der Kirche, wo es hinunter zur Unterkirche geht.

Dort, links neben dem Gabentisch, steht eine Madonna aus hellem Holz, die eine ganz einzigartige Ausstrahlung hat. Fasziniert betrachtet der katholische Geistliche sie und erklärt: "Ist sie nicht etwas ganz Besonderes? Sie ist nicht als erhöhte Heilige dargestellt, sondern als eine junge, glückliche Mutter."

Dabei lenkt er den Blick in das Gesicht der Figur: "Sie blickt ihr Kind so zärtlich, so liebevoll an", meint er. "Eben genau so wie eine Mutter ihr Baby betrachtet." Allerdings ist nicht allein diese menschliche Darstellung der Gottesmutter das Besondere an der Skulptur. "Um diese Madonna rankt sich eine einzigartige Geschichte", weiß der Pfarrer zu berichten.

Denn als die neue Kirche Anfang der 1960er Jahre gebaut wurde, fehlte das Geld, um sie würdig auszustatten. Zwar verfügte die Gemeinde seit 1964 über ein neues, modernes und für die Zeit typisches Gotteshaus, für den Rosenkranzmonat Oktober gab es aber noch nicht einmal eine Marienfigur.

Eine Gruppe junger Frauen hatte dann eine zündende Idee: Das Erzbistum bezahlte jeden Monat einen bestimmten Betrag für die Reinigung der Kirche. "Das Geld können wir sparen, dachten sich acht Frauen aus der Gemeinde", erzählt Harth.

Zwei Jahre lang putzten sie ehrenamtlich jede Woche die neue Kirche. Das dafür vorgesehene Geld aus Köln wurde auf ein Sparbuch eingezahlt. Nach zwei Jahren hatten die fleißigen Frauen genug zusammen.

Gemeinsam mit dem damaligen Pfarrer fuhren sie nach Bonn und suchten in einem Fachgeschäft für Kunsthandwerk eine Madonna für ihre neue Kirche aus. Rechtzeitig vor dem ersten Rosenkranzgebet stand die Figur in der Unterkirche. Noch heute kennt man die Skulptur in Duisdorf unter dem Namen "Putzmadonna".

Das Dreieck ist die dominierende Form von Sankt Augustinus. Denn nicht nur der Grundriss der Kirche besteht aus drei Seiten, auch das Taufbecken und die Deckenkonstruktion folgen diesem geometrischen Muster.

"Ein Symbol für die Dreifaltigkeit", erklärt Pfarrer Harth die Bedeutung. Eindrucksvoll sind die 195 kleinen Fenster, die - ebenfalls in Form eines Dreiecks - an den drei Seitenwänden Licht hineinlassen. Altar und Taufstein, Ambo, der erhöhte Ort für die Predigt, und die Tabernakelstele sind aus Wölflinger Trachyt aus dem Westerwald. Seit 1966 läutet eine Sakristeiglocke den Beginn jedes Gottesdienstes ein. Sie trägt die Inschrift "Meister Jakob Hilden goss mich in Collen 1774" und stammt vermutlich aus einer Kirche von der Mosel.

Rechts neben dem Altar steht eine Statue des Heiligen Augustinus. Die Figur ist aus Lindenholz geschnitzt und wahrscheinlich im Jahr 1720 in Tirol entstanden. An hohen Festtagen ziert ein "Stab" den Ambo neben dem Altar. Der Stab ist Teil eines alten Messgewandes aus der Zeit um 1450, das der Gemeinde 1977 geschenkt worden war. Es zeigt eine Kreuzigungsszene mit Engeln und Heiligen.

Mit dem Bau des Glockenturmes im Oktober 1964 war der Kirchbau vollendet. Nur zehn Tage dauerte es, bis der runde Turm 30 Meter hochgezogen war. Einen ganz besonderen Grund zur Freude hatte die Gemeinde Weihnachten 1965. Denn das Fest wurde mit den fünf neuen Glocken eingeläutet. Jede trägt den Namen eines Heiligen: Maria, Johannes Bosco, Rochus, Laurentius sowie Augustinus. Seit 1967 erklingt in Sankt Augustinus eine Klais-Orgel aus der bekannten Bonner Orgelwerkstatt. Sie verfügt über 21 Register auf zwei Manualen und Pedal.

Die feierliche Weihung der Augustinuskirche feierten die Gläubigen aus Duisdorf am 23. März 1969. Zu der Zeremonie gehörte auch das Einschließen von Reliquien in der Mitte der Altarplatte. In Sankt Augustinus sind es die des Heiligen Gereon und seiner Gefährten.

Zur Geschichte der Kirche

1960 erhielt der Architekt Stefan Leuer vom Kirchenvorstand den Auftrag, eine zusätzliche Kirche für Duisdorf zu planen. Als Grundriss wählte er ein gleichschenkliges Dreieck, dessen Seiten nach außen gerundet sind. Dadurch wirkt das Gotteshaus wie der Bug eines Schiffes. Der erste Spatenstich erfolgte am 1. September 1962.

Nach der Fronleichnamsprozession 1964 wurde die erste Messe in der neuen Kirche gefeiert. Dechant Zimmer vom Dekanat Bonn-Nord segnete die Kirche am 21. Juni 1964 ein. Im selben Jahr wurde ein Glockenturm errichtet. Der aus Stahlbeton errichtete, 30 Meter hohe Turm wurde in zehn Tagen in Tag- und Nachtarbeit erbaut.

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