Neue Wege in der Architektur Die schönste Kita aus Kindersicht

Hardtberg/Bonn · Eine neue Kita im Hardtberger Stadtteil Finkenberg haben Architekturstudenten geplant. Gebaut wird sie nicht, denn es handelte sich um eine Semesterarbeit. Aber die interessanten Entwürfe sind derzeit im Stadthaus zu sehen.

 Klemens Vogel zeigt im Stadthaus die Entwürfe seiner Architekturstudenten, die dort ausgestellt sind.

Klemens Vogel zeigt im Stadthaus die Entwürfe seiner Architekturstudenten, die dort ausgestellt sind.

Foto: Stefan Knopp

Wer keine Kinder hat, den muss eigentlich nicht kümmern, wie eine Kita aufgebaut ist. Es sei denn, man studiert Architektur: Dann wird diese Frage zu einer spannenden Herausforderung. Klemens Vogel hatte seinem Architekturkurs an der Internationalen Hochschule IU in Köln-Bayenthal die Aufgabe gestellt, einen Neubau für den Kindergarten am Finkenhof zu konzipieren. Einige der Ergebnisse sind derzeit im Bonner Stadthaus zu sehen.

Vorneweg: Keiner dieser Entwürfe wird umgesetzt. Das Städtische Gebäudemanagement sieht durchaus Bedarf für einen Neubau und hat eine Machbarkeitsstudie in Auftrag gegeben, aber das Projekt, das Hochschulprofessor Klemens Vogel vom Bonner Büro Vogel Architektur mit seinen Studierenden durchführt, ist davon unabhängig. Gleichwohl nahmen die jungen Leute ihre Aufgabe sehr ernst.

Andere Dimension

„Wir beschäftigen uns im 3. Semester in unserem Hochschulkurs mit öffentlichen Bauten“, erklärt Vogel. „Das ist schon eine Herausforderung“, meint Student Jannick Tobüren, „weil man in anderen Dimensionen denken muss.“ Niedrigere Toiletten, Waschbecken, Tische und Stühle, viele Dinge auf Bodenhöhe – die Augenhöhe ist eine andere als bei Erwachsenen. „Man muss im kindlichen Stil denken.“

Die Aufgabe lautete, einen Ersatzbau auf dem Gelände der Finkenhofschule durch eine neue viergruppige Kita zu ersetzen, die das Außengelände der Grundschule auch mit nutzt und so das Gebäudeensemble ergänzt. Die Studierenden besichtigten das Areal und sprachen auch mit den Erzieherinnen der bestehenden Kita am Finkenhof, die etwas abseits der Schule liegt. Dann ging es ans Planen, wobei sie sich auf das Gebäude und die Innenräume konzentrierten. „Die Studierenden haben geweitete und multifunktional nutzbare Flure eingeplant“, so Vogel. Eine Idee war, einen geräumigen Eingangsbereich zu schaffen, und mehrere Entwürfe beinhalten auch Sitztreppen in den Gebäuden. Bei den Räumen habe man die Sonneneinstrahlung mit eingeplant, sagt Student Milosz Hain.

Gesellschaftlicher Wandel

Bei mehreren Entwürfen wurde auch eine Kombination aus Bühne und Tribüne ins Außengelände integriert, die zum Beispiel für Vorführungen genutzt werden kann. „Uns war wichtig, dass die Kinder einen starken Bezug nach außen und zu den anderen Gruppen haben“, erläutert Student Tom Sudermann. Die starre Gruppenstruktur wollte man aufbrechen, deshalb wurde ein Fokus auf Begegnungsräume und soziales Miteinander gelegt. Die Teilnehmer wählten auch die Fassaden und das Mobiliar aus und planten zudem mit ein, dass die Erzieherinnen der bestehenden Kita sich im Interview mehr Rückzugsraum fürs Personal gewünscht hatten.

Öffentlichen Raum zu gestalten sei interessant, sagt Tom, weil man anders denken müsse als beim Wohnungsbau. Er würde damit weitermachen. Für Vogel ist das eine gesellschaftlich relevante Aufgabe für die Zukunft. „Wenn wir es schaffen, den gesellschaftlichen Wandel räumlich abzubilden, dann sind wir da, wo wir hinwollen.“

Die Ausstellung im Foyer des Stadthauses, Berliner Platz 2, wird aus Vogels Sicht erfreulich gut angenommen. Sie ist noch bis 16. Juni zu sehen.

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