Aktion in Lessenich und Duisdorf Die Sternsinger dürfen wieder singen
Lessenich · In Lessenich, Duisdorf und anderen Stadtteilen waren am Wochenende kleine Könige unterwegs, um für kranke oder verletzte Kinder in anderen Ländern zu sammeln. Nachdem die Aktion 2021 in einigen Gemeinden aufgefallen war, sorgte der Besuch der Kinder für viel Freude.
Ganz aufgeregt stürmte Milo immer wieder voran, um an den Hauseingängen zu klingeln. Der Fünfjährige durfte am Samstag zum ersten Mal mit seinen älteren Schwestern bei den Sternsingern mitgehen und wollte natürlich auch etwas machen, nicht nur den Stab mit dem Stern halten. Mitunter musste er gebremst werden, und nach einer Stunde ging ihm die Puste aus. Da hatten die fünf als Könige verkleideten Kinder aber auch schon einige Haushalte abgeklappert.
Zum Glück hatte Milo es nicht weit bis nach Hause, denn die Familie Slachciak hatte sich wie gewohnt ihr Wohnumfeld ausgesucht, um für die Sternsingeraktion zu sammeln. Das hatte den Vorteil, dass sie zum Teil wussten, wer nicht da ist und wer immer gerne die Sternsinger empfängt. Neben Milo und seinen Schwestern Lia (11) und Juna (7) gingen auch Nadine Bogusch und ihre Töchter Yuna (10) und Aurelia (6) den Bereich An der Knappenmühle und Tulpenstraße mit ab. Letztere gehört zwar politisch zu Alfter-Oedekoven, aber kirchlich ist die Gemeinde Sankt Laurentius zuständig. „Das sind sozusagen unsere Straßen“, erklärte Anja Knoblauch von der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Thomas Morus, die in Lessenich die Sternsingeraktion organisiert.
Trotz Corona viele Sternsinger
45 Kinder waren in diesem Jahr dabei, weniger als gewohnt. „Wir hatten auch schon mal 60 Sternsinger“, so Knoblauch. Für Corona-Zeiten sei das eine gute Zahl. „Manche Eltern wollen das halt momentan nicht.“ Den Kindern wurde zur Vorbereitung ein Video gezeigt, in dem Reporter und Moderator Willi Weitzel den diesjährigen Zweck der Sammlung vorstellt (siehe Infokasten: Sternsingeraktion 2022). Der hinterließ Eindruck, bei Milo vor allem die Geschichte vom südsudanesischen Jungen Benson, der vom Baum gefallen war, als er Mangos pflückte, und sich verletzt hatte. „Es macht total viel Spaß“, sagte Lia zur Aktion, „und man kann gleichzeitig Kindern in anderen Ländern helfen, die Hilfe brauchen.“ Aurelia ergänzte: „Das sind Kinder, die nicht so viel haben wie wir.“
Dafür begaben sie sich gerne auf die Straße, gut eingepackt gegen die Kälte, nur an Handschuhe hatten sie nicht gedacht. Immerhin regnete es nicht. Sie klingelten selten an Türen, die ihnen nicht geöffnet wurden: Die Leute freuten sich über den Besuch. „Das ist ja schön, dass ihr wieder singen dürft“, kommentierte ein Mann. Denn das fiel im letzten Jahr weg. Die Mütter mussten allerdings mehrmals auffordern, lauter zu singen – die Kinder hatten ja Masken auf. Außerdem hatten sie alle vorher einen Corona-Test gemacht.
Das Schöne für sie war, dass die Leute nicht nur überwiegend Scheine in die Sammeldosen steckten, sondern oftmals auch Süßigkeiten verteilten – von denen zwischendurch auch mal genascht wurde. Eine ältere Frau hatte sogar Geschenke eingepackt. Es war bei allem Ehrenamt auch ein Dankeschön für den Besuch.
„Wir finden das sehr unterstützenswert“, sagte Philipp Krüsselmann, nachdem die Fünf bei ihm gesungen hatten. Auch seine Tochter war für Sankt Laurentius unterwegs, schon zum dritten Mal. Sein Nachbar Christian Grundmann wurde von dem Besuch überrascht. Der Ostwestfale wohnt noch nicht lange in Lessenich. „In meinem Dorf kannte man das nicht.“ Er spendete gerne für den guten Zweck und freute sich über den Besuch. Eine Frau steckte auf der Straße Geld in die Dose, weil die Sternsinger sie zu Hause nicht antreffen würden. „Das haben letztes Jahr viele gemacht“, sagte Bogusch.
Die Energie, mit der die Kinder nach dem Aussendungsgottesdienst in Sankt Laurentius loszogen, ließ naturgemäß mit der Zeit nach. Nicht überall wurde geklingelt und gesungen, vor allem bei Mehrfamilienhäusern steckten sie nur den Aufkleber mit dem Segensspruch und die Spendentüte in den Briefkasten, die man gefüllt in der Kirche abgeben kann.
Nicht genug Kinder für alle Häuser
Auch in anderen Stadtteilen waren die Sternsinger für den guten Zweck unterwegs. In Duisdorf zogen 48 Kinder durch die Straßen – es gab laut Pastoralreferent Guido Zernack schon mal doppelt so viele, in den Jahren vor Corona sei die Zahl kontinuierlich gestiegen. Aber den jetzigen Teilnehmern konnte man natürlich nicht abverlangen, dass sie doppelt so viele Häuser besuchen. Überhaupt: „Wenn wir alle Häuser abgehen wollten, bräuchten wir 150 Kinder.“
Anders als in Lessenich wurde in Duisdorf letztes Jahr gar nicht geklingelt, sondern nur Sammeltüten in die Briefkästen geworfen. Groß ankündigen wollte man die Aktion in diesem Jahr nicht, weil man sie nicht wieder absagen wollte. „Die Leute haben sich gefreut und teilweise gar nicht gewusst, dass wir kommen“, so Zernack. Manche hätten Tränen in den Augen gehabt. „Die Kinder ziehen viel Motivation aus den Reaktionen der Leute.“