Kunst aus Duisdorf Die Welt hinter verschlungenen Bändern
Duisdorf · Bruno Russi lebte und arbeitete viele Jahre in Duisdorf, bis er 2015 verstarb. Was ist heute davon noch erlebbar? Der GA hat seine Frau besucht.
Großformatige, farbintensive Bilder, filigran gearbeitete Skulpturen aus Plexiglas, Holzarbeiten, die aus unzähligen Leisten zusammengesetzt wurden. Bruno Russi hat ein wichtiges Stück Bonner Kunst-Geschichte mitgeschrieben. Mehr als 30 Jahre lebte und arbeitete er in Duisdorf, nachdem er zuvor viele Jahre in der Südstadt sein Domizil hatte. Im hinteren Teil seines Hauses in der Duisdorfer Bahnhofstraße arbeitete er über Jahrzehnte in seinem kleinen Atelier.
Arbeitsraum sieht aus wie damals
„Es sieht noch immer so aus wie damals“, erzählt seine Frau Margaret, als sie die Tür zu dem Arbeits- und Ausstellungsraum aufschließt. Ein blaues Hinweisschild an der Fassade weist Besuchern den Weg zum Atelier. „Seine Arbeit lässt sich in drei feste Kategorien einteilen“, erklärt Margaret Russi. „Fantastischer Realismus, Formensprache sowie Bändersprache“, erzählt sie über ihren 2015 verstorbenen Mann.
1942 in Gorizia (Italien) geboren, kam Bruno Russi in den 1970er Jahren nach Bonn. Nach dem Industrie- und Grafikdesignstudium arbeitete er als Möbel- und Interieurgestalter. Ab 1966 etablierte er sich als freischaffender Künstler. Einen Namen machte er sich nicht nur durch seine vielen auch international besetzten Ausstellungen, sondern Russi wurde zudem mit mehreren Kunstpreisen ausgezeichnet. Viele Jahre war er Mitglied im Bundesverband Bildender Künstlerinnen und Künstler (BBK) sowie im Kunstverein des Rhein-Sieg-Kreises. Russi gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Künstlergruppe ART 7 sowie der „Gruppo Fragile“. Vor und hinter den Kulissen der Kunst- und Kulturszene hat Bruno Russi vieles in Bonn bewegt.
Sein Lebenswerk lässt sich in unterschiedliche künstlerische Phasen einteilen und reicht von der abstrakten Malerei über Grafik bis zur Relieftechnik und zur Plastik. In seinen letzten Lebensjahren beschäftigte er sich mit dem Thema: Nasri (verschlungene Bänder).
Genuss mit allen Sinnen erlebt
„Die Bänder fließen in seinen Arbeiten elegant, wandeln sich ständig und offenbaren immer einen ganz besonderen Blick“, stellt Margaret Russi die Arbeiten ihres Mannes vor. Ganz besonders ist für sie die Erdkugel, die Bruno Russi aus unzähligen kleinen Holzleisten gebaut hat. Die große Skulptur nimmt einen ganz besonderen Platz im Atelier in Duisdorf ein. „Eigentlich war das eine Arbeit für die UN. Am Ende war sie jedoch so groß, dass man sie nicht transportieren konnte“, erzählt sie. Für Margaret Russi sind die Arbeiten aus dem Zyklus Bändersprache etwas ganz Besonderes. „Sie lassen immer einen Blick hinter Verborgenem zu“, stellt sie die Intension vor. In seinen Gemälden vereinte Russi zudem oft Dinge, die ihm im Leben wichtig waren. „Er hat den Genuss mit allen Sinnen geliebt“, sagt seine Frau.
Die Leidenschaft für die Kunst hat Bruno Russi auch an seine beiden Töchter weitergegeben. Gemeinsam mit ihnen plant Margaret Russi ein Offenes Atelier in ihrem Haus in der Bahnhofstraße einzurichten. Wahrscheinlich wird sie in Frühjahr erstmals einladen.