Digitales Lernen in Dransdorf Schüler lernen das kleine Einmaleins im Chatroom

Dransdorf · Kinder der Kettelerschule in Dransdorf unternehmen ihre ersten digitalen Schritte und haben eine Medienvereinbarung unterschreiben. Die Lehrer sind auf das Distanzlernen vorbereitet.

 Insgesamt unterrichten die Lehrer an der Kettelerschule 225 Schüler, darunter 60 Kinder mit Förderbedarf.

Insgesamt unterrichten die Lehrer an der Kettelerschule 225 Schüler, darunter 60 Kinder mit Förderbedarf.

Foto: Benjamin Westhoff

Medienregeln lernen die Kinder der Kettelerschule genauso selbstverständlich wie das ABC und das respektvolle Miteinander. Daher sind die rund 225 Grundschüler – davon mehr als 60 mit Förderbedarf – für den Unterricht zu Hause vorbereitet. In der Vereinbarung, die jedes Kind unterschreibt, sind Regeln aufgelistet: freundlich Chatten, keine privaten Nachrichten oder Fotos schicken, auf Pünktlichkeit achten. Auch die Organisation der Lernzeit, nämlich einen Platz zu schaffen, an dem sie konzentriert arbeiten können, ist Regel.

An die Eigenverantwortlichkeit appelliert der letzte Satz der Vereinbarung, „dass Fehlverhalten Konsequenzen nach sich ziehen“. Konsequenzen wären beispielsweise das Sperren des Chat-Bereichs in den Ferien. Doch der pädagogische Zeigefinger muss bislang selten erhoben werden, „die Kinder ermahnen sich sogar gegenseitig“, lobt Direktorin Christina Lang-Winter.

Bereits seit mehreren Jahren baut das Lehrerkollegium ein digitales Unterrichtsarchiv auf. „Seit dem ersten Lockdown entwickeln wir die digitale Mediennutzung für den individualisierten Unterricht ständig weiter, berichtet sie und räumt ein, dass dieser Prozess, aber auch aktuell der Schulalltag, sehr arbeitsintensiv seien. Der tägliche Morgenkreis, in dem die Lehrer mit den Schülern Gespräche führen und Absprachen treffen, findet über Handys oder Tablets statt, die in der Schule ausgeliehen werden können. „Fast alle sind dabei“, erklärt Lang-Winter. „Denn nicht alle Eltern haben sich rechtzeitig über den Schulbeginn und Unterricht im Lockdown informiert. Aber wir haken aufdringlich nach.“ Die Besprechungen seien so getaktet, dass auch Kinder mit vielen Geschwistern, aber nur einem digitalen Gerät, teilnehmen können. Und weil zu Hause nicht immer ein Mittagessen vorbereitet ist, können sich die Kinder Lunchpakete abholen – auch das ist vorbereitet.

Überlastetes Internet in der Schule

„70 Prozent der Schüler kommen aus sozialschwachen, bildungsfernen und von Armut betroffenen Familien“, erläutert Lang-Winter. Viele hätten Sprachschwierigkeiten, für 65 Prozent sei Deutsch die Zweitsprache. Konsequent habe sich die Dransdorfer Stadtteilschule seit 2006 im Ganztagsschulbetrieb inklusiv ausgerichtet, berichtet die stellvertretende Direktorin Sandra van de Gey. Auch die Eltern werden trainiert. Das Besondere sind beispielsweise die „Lernfamilien“, jahrgangsgemischte, inklusive Lerngruppen mit jeweils 25 Kindern, die den Unterricht, aber auch Freizeit miteinander verbringen. „Lernen findet über Bindung und Erfahrung statt, indem wir gemeinsam etwas tun und handeln“, erläutert Lang-Winter. Für das Konzept „Gute gesunde Schule“ wurde die Kettelerschule unlängst von der Unfallkasse NRW mit einem Preis ausgezeichnet. Ein gesundes Schulklima helfe allen Schülern zu lernen und ihr Bestes zu geben. Wichtiger Bestandteil ist auch das Gesundheitsbewusstsein. Schülerfrühstück, Ernährungsführerschein, Kinderrestaurant und Schwimmausbildung stehen auf dem Stundenplan, ebenso verschiedene Sportangebote. Für das Bewegungsprogramm zu Hause gibt es Tipps auf der Schulhomepage.

„Die Kettelerschule ist Teamschule, in der Demokratie gelebt wird“, definiert Gey. Dazu gehören Klassenräte und Kinderparlament – und wie der rote Faden: Kommunikation und Austausch mit allen. „Besonders für die Grundschulkinder ist daher der Distanzunterricht ein richtiger Rückschlag“, bedauert die Direktorin. „Die Schule ist an fünf Tagen in der Woche ihre Lebenswirklichkeit, die jetzt wegfällt.“ Gewachsenes Vertrauen und Gemeinschaftsgefühl seien ein Motiv, jeden Tag gerne in die Schule zu kommen. „Jetzt muss es eben mal anders laufen.“

Rund 20 Kinder kommen jeden Tag in die Notbetreuung. „Kein Problem, das lässt sich organisieren. Was jedoch nicht funktioniert ist das Internet in der Schule. Eine Katastrophe.“ Ständig sei das Netz überlastet. „Daran lässt sich nichts ändern.“

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