Modellflieger-Verband DMFV in Duisdorf wird 40 Jahre alt

DUISDORF · Endlose Weiten, blauer Himmel, wenig Wind: Das ist der perfekte Tag für Modellflugfreunde, um ihr Flugzeug steigen zu lassen. Und davon gibt es mehr als man denkt. Das weiß wohl keiner besser als der Deutsche Modellflieger-Verband (DMFV), der seit der Gründung 1972 seinen Sitz in Duisdorf hat und in diesem Jahr sein 40-jähriges Bestehen feiert.

 Der Traum vom Fliegen wird mit den Modellen wahr: Wenn dabei ein Schaden entsteht, springt der DMFV ein. Für Bruchlandungen wird jedoch nicht gehaftet.

Der Traum vom Fliegen wird mit den Modellen wahr: Wenn dabei ein Schaden entsteht, springt der DMFV ein. Für Bruchlandungen wird jedoch nicht gehaftet.

Foto: Privat

75.000 Mitglieder zählt der Verband, zu 99 Prozent sind es Männer, die alle dasselbe Hobby vereint: ln freier Natur ein ferngesteuertes Modell-Flugzeug steigen zu lassen. Das kann ein Mini-Flieger sein, aber auch ein dicker Brummer mit 15 Kilogramm Gewicht. Hauptsache flugtauglich.

Dass der Verband so viele Mitglieder hat, das älteste ist über 90 Jahre alt, liegt wohl auch am Paragrafen 16 der Luftverkehrsordnung. Der schreibt vor, dass für Flugzeuge über 1000 Gramm eine Haftpflichtversicherung abzuschließen ist. Das bietet der Verband an, für 42 Euro Mitgliedsbeitrag pro Jahr, Jugendliche zahlen zwölf. Allerdings: Bruchlandungen des eigenen Fliegers sind nicht eingeschlossen, dafür haften die Modellflugfans schon selbst.

Der Verband genießt trotzdem einen hohen Stellenwert bei seinen Mitgliedern, erzählt Geschäftsführer Frank Weigand. Sie werden zu so genannten "Airmeetings" eingeladen, erhalten die aktuellsten Flugvorschriften, im Jubiläumsjahr gibt es ein großes Gewinnspiel und die Auflage eines Sonderbriefmarkensets. Dazu kommt alle zwei Monate die Fachzeitschrift mit den neuesten Trends. Und die sagen: FPV wird immer beliebter.

Die Abkürzung steht für "First Person View" und bedeutet, dass eine Videokamera im Modellflugzeug installiert ist. Setzt der Besitzer am Boden eine Videobrille auf, hat er das Gefühl, als würde er wie ein Vogel durch die Lüfte fliegen. "Es braucht allerdings dazu einen zweiten Mann, der auf Sicht fliegt", erklärt Weigand.

Und das muss mit Vorsicht an der Fernsteuerung geschehen, schließlich liegt die Preisspanne bei den ferngesteuerten Modellen bei 20 bis einige tausend Euro. Liebhaber lassen sich ihren Sport eben eine Stange Geld kosten. Und sind auch bereit für ökologische Neuerungen: Der Trend geht weg vom Benzin- hin zu Elektromotoren.

Es gab Zeiten, da war Bonn reich gesegnet an Verbänden, Lobbyisten und Interessenvertretern. Unter den wenigen, die geblieben sind und nicht nach Berlin abwanderten, ist der DMFV. "Wir sind der größte Verband in Bonn", sagt Weigand. "Ich wüsste jedenfalls keinen, der auch nur ansatzweise unsere Größe hat."

Früher kaum beachtet, heute die Speerspitze des Bonner Verbandswesens. Und der DMFV hat noch keine Nachteile dadurch erfahren, dass er nicht in Berlin sitzt, sagt Weigand. Das Luftfahrtbundesamt sitzt in Braunschweig, das Bundesministerium für Verkehr in Bonn. "Und wenn es mal in Berlin etwas zu erledigen gibt, kann man dort auch hinfahren", findet der Geschäftsführer. "Deshalb stellt sich die Umzugsfrage für uns nicht."

Im Gegenteil: Der DMFV blickt mitunter mit Unverständnis auf andere Verbände, die Bonn sehr schnell verlassen haben. Weigand: "Ich glaube, viele Verbände haben sich dabei verplant. Ich kenne jedenfalls einige, die sagen: Wir haben zwar nach dem Umzug weiter die Nähe zur Politik, aber gehen jetzt in der Masse in Berlin unter."

Der DMFV jedenfalls ist in Duisdorf heimisch, wo er sein erstes Domizil in der Heilsbachstraße hatte und 1998 das heutige Haus in der Rochusstraße kaufte, in dem früher ein Orthopäde seine Praxis hatte. Und er denkt inzwischen sogar an eine Vergrößerung der Geschäftsstelle.

Der Deutsche Modellflieger-Verband in Zahlen:
Die DMFV-Bundesgeschäftsstelle vertritt rund 75.000 Mitglieder und 1300 Vereine in Deutschland. Neun Mitarbeiter organisieren in dem Gebäude in der Rochusstraße 104-106 auf drei Etagen das Tagesgeschäft. Von dort aus wird der Online-Shop abgewickelt, in dem Flugmodelle, Kleidung und Kappen mit dem Verbandslogo erhältlich sind und zum Beispiel Pokale verschickt werden.

Im vorigen Jahr gingen rund 15.750 Briefe oder Päckchen raus und es wurden 5600 Buchungen in der Finanzbuchhaltung getätigt. Der Finanzrahmen des Verbandes beträgt rund vier Millionen Euro, fast überwiegend erwirtschaftet durch Mitgliederbeträge. Es wurden 388 Schadensfälle bearbeitet, die immer dann entstehen, wenn ein Modellflugzeug das Gut eines anderen beschädigt. Insofern verwendet der DMFV den größten Teil seiner Ausgaben für Versicherungsbeiträge. An der Spitze des DMFV steht mit Hans Schwägerl aus Kassel ein ehrenamtlicher Präsident.

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