GA-Serie Verschwundene Wahrzeichen Wie aus einer Wasserburg der Brünkerhof in Duisdorf wurde

Duisdorf · Nur noch ein unter Denkmalschutz stehender Torbogen erinnert an die Dudenestorper Wasserburg in Duisdorf. Heute steht dort der Brünkerhof. Was nun noch an die ehemalige Burg erinnert.

 Der Brünkerhof aus der Vogelperspektive

Der Brünkerhof aus der Vogelperspektive

Foto: Quelle: Oberkasseler Wassersport Verein/Repro: Stefan Hermes

Nur noch wenig erinnert heute auf dem rund 7000 Quadratmeter großen Gelände an der Ecke Bahnhofstraße/Am Burgweiher an die ehemalige „Dudenstorper Wasserburg“. Genau genommen ist es nur noch ein unter Denkmalschutz stehender Torbogen, der den restlosen Abriss des historischen Gebäudes verhinderte. Ein Fragment aus längst vergangener Zeit.

Es war ein Machtwort aus dem Düsseldorfer Bauministerium, das den jahrzehntelangen Streit um die Denkmalwürdigkeit der letzten ruinösen Gebäudeteile der schon seit 1924 „Brünkerhof“ genannten Überreste der Alten Burg beendete: Der Torbogen musste erhalten bleiben. Der Rest musste Neubauten weichen. Auf dem geschichtsträchtigen Boden entstanden ab 2005 die heutigen Geschäftshäuser mit Sparkasse und Discounter zwischen denen heute das Bäckereicafé mit Zugang durch den historischen Torbogen das Zentrum bildet.

Ein Wasserbecken erinnert an die ehemalige Wasserburg

An die Vergangenheit des Brünkerhofs als Wasserburg erinnern heute nur noch ein künstliches Wasserbecken und eine Bronzetafel, die die früheren Grundrisse zeigt. Der Heimatforscher Mathias Steimel geht in seiner Duisdorfer Chronik davon aus, dass sich das älteste Rittergeschlecht im Bereich Duisdorfs nicht in der Burg Medinghoven oder einer auf dem Hardtberg vermuteten Burg, sondern in der Alten Burg an der heutigen Bahnhofstraße befand.

Die Wasserburg war noch bis 1913 von einem großen Weiher umgeben, der aus dem damals vorbeifließenden Heilsbach gespeist wurde. An die ursprüngliche Burg hatte man im Laufe der Jahrhunderte Scheunen und Viehställe sowie diverse Wirtschaftsgebäude angebaut. An den Obstgarten auf dem zugeschütteten Weiher werden sich noch einige alte Duisdorfer erinnern können.

 Wahrzeichen am Schickshof ist der Duisdorfer Esel. Fest verankert steht die Figur auf dem Platz.

Wahrzeichen am Schickshof ist der Duisdorfer Esel. Fest verankert steht die Figur auf dem Platz.

Foto: Roland Kohls

Die Wasserburg Duisdorf stammt wahrscheinlich aus dem frühen Mittelalter und hat ihren Namen von dem bereits seit fränkischer Zeit bestehenden Ort „Dudenestorp“ erhalten. Leider gibt es über die Burg und deren wechselhafte Geschichte nur noch wenig zu berichten. Nachweislich ist sie aufgrund ihrer Größe noch zu Anfang des 19. Jahrhunderts ein „landtagsfähiges Rittergut“ gewesen. Es bedeutete, dass sie - ähnlich wie die Burg Medinghoven, über so viel Landbesitz verfügte, dass sein Besitzer ein Stimmrecht im Landtag hatte.

Als Stammvater des Rittergeschlechts der Burg wird im Jahr 1176 der Ritter Theodericus de Dudensdorp erwähnt. Rund 200 Jahre später wird dann ein Ritter Johann von Dudistorp im Bonner Schöffenregister als Besitzer genannt. 1772 vererbte Freiherr von der Heide die Wasserburg an die Vorfahren des Freiherrn von Böselager, der damit der letzte noch adelige Besitzer des Gutshofs wurde. Die Böselagers verkauften ihn dann 1910 an eine Kölner Grundstücksgesellschaft, die den Besitz gewinnmaximierend parzellierte. So konnte dann 1924 Johann Brünker von einem Peter Weber den Gutshof für 60000 Mark erwerben. 1981 verkauften die Brünker-Erben das Anwesen an die Stadt Bonn.

Duisdorfer setzten sich für ältestes Bauwerk des Ortes ein

Kurz darauf geriet das älteste Duisdorfer Bauwerk in die Schlagzeilen: Die Stadt plante einen Teil des aus dem 18. Jahrhundert stammenden Gebäudes abzureißen, um dort ein Kaufhaus zu bauen. Doch eine Bürgerinitiative und der energische Widerstand von Duisdorfer Geschäftsleuten, verhinderten das städtische Vorhaben. Fast 25 Jahre dauerte es danach, bis auf dem Brünkerhof-Gelände Neues entstehen konnte.

Nach einem Entwurf des Schweizer Architekten Luigi Benicchio entstand ein die Historie zitierender Neubau unter Verwendung des steinernen Torbogens und alter Trachytsteine für die Fensterumrahmungen sowie einer historischen Holztreppe im Inneren. So entstand aus dem Brünkerhof ein in Duisdorf gern besuchtes Café mit Außengastronomie an einem auffällig rot verputzten, leicht versetzten Außenkörper, der mit seiner Terrasse über einem Wasserbecken an den ehemaligen Burgweiher erinnern soll.

Vielleicht gelingt diese Erinnerung auch mit einem Blick aus den umstehenden Nachbarbauten sowie den vielen damit entstandenen Wohneinheiten auf das mittelalterlich anmutende Ensemble. Letztlich sind es diese wenigen denkmalgeschützten Fragmente, die in heutiger Zeit dafür sorgen, dass immer mal wieder die Geschichte längst verschwundener Wahrzeichen erzählt wird.

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