Kinofilm "Lagerfeuer" Dreharbeiten in der Gallwitz-Kaserne mit 800 Bonner Statisten

DUISDORF · Dreharbeiten in Bonn sind eigentlich nichts Ungewöhnliches mehr. Doch die Kinoproduktion, die seit einigen Tagen in Duisdorf gedreht wird, erzählt ein Stück deutscher Geschichte aus den 70er Jahren, mit Jördis Triebel ("Emmas Glück") und Alexander Scheer ("Sonnenallee") in den Hauptrollen.

Regisseur Christian Schwochow ("Der Turm") dreht die meisten Szenen in der alten Gallwitz-Kaserne, die in Duisdorf hinter dem Wirtschaftsministerium liegt.

Also ein Stück altes Bundes-Bonn in einem neuen Film? Mitnichten. Hier geht es um eine junge Frau, die 1978 mit ihrem Sohn von der DDR in den Westen reiste. Und mit vielen anderen im Notaufnahmelager Berlin-Marienfelde landet, wie es auch der Autorin des Buches "Lagerfeuer", Julia Franck, passierte - damals im richtigen Leben als junges Mädchen.

Seitdem beschäftigen sie solche Geschehnisse. "Ich finde es wichtig, die Geschichte aufzuarbeiten. Wie erlebt man den Westen als Ort der Freiheit in einem Mikrokosmos wie dem Lager, mit einer Mauer drum herum?", fragte sie gestern bei einem Pressetermin in die Runde

Die Gallwitz-Kaserne ist ein inzwischen ungenutztes Areal, das langsam zuwuchert und verfällt. Während die Stadtväter überlegen, hier irgendwann mal ein neues Wohngebiet zu schaffen, sind jetzt die Filmleute da. "Wir haben eine Kaserne für die Dreharbeiten gesucht", sagte Schwochow.

"Und es gab viel, das hier zusammen passte. Der Ort ist toll, weil er so lange Fluchten hat, mit vielen Türen. Und hinter jeder befindet sich eine eigene Welt." Gestern drehte das Team im so genannten Geheimdienstraum, wo die Hauptdarstellerin verhört wird, warum sie aus der DDR ausreiste.

Um die Gallwitz-Kaserne "passend" zu machen, mussten lange Strecken mit Stromkabeln verlegt und "irrsinnig viele Bäume gefällt werden", sagte der Regisseur: "Natürlich alles mit Genehmigung." Erhalten blieb die insgesamt triste Atmosphäre rund um die alten Kasernengebäude.

Gleichwohl, so kündigt Schwochow an, werde man später keinen "Sepia-Look" der 70er Jahre zu sehen bekommen oder einen historisierenden Streifen, sondern "einen intensiven Film mit viel Leichtigkeit". Allerdings auch ernsten Momenten. "Denn so einen Ort wünscht man sich nicht, besonders wenn man Kinder hat", so Schwochow.

Für die Produktion ist ein großer logistischer Aufwand nötig. Trotz des Umstandes, dass die Figuren auf engstem Raum eingepfercht sind, ohne Intimität zu haben, spielen insgesamt 800 Statisten bei "Lagerfeuer" mit. Die meisten davon kommen aus Bonn und Umgebung. Sollte bei einigen in ihren Sprechrollen ein rheinischer Zungenschlag auffallen, wird das später nachsynchronisiert.

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