Platz für 15 Personen Pfarrhaus in Duisdorf steht für Geflüchtete aus der Ukraine bereit

Duisdorf · Die evangelische Kirchengemeinde Hardtberg will bei der Unterbringung von Menschen aus der Ukraine helfen. Dafür wird das alte Pfarrhaus der Matthäikirche zur Verfügung gestellt. Möbelspenden warten derweil in Privatgaragen darauf, in die neuen Räume transportiert zu werden.

 Gerald Möller vom Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg hat sich an der Akquise von Möbel beteiligt, die gerade in diversen Garagen lagern und auf ihren Umzug warten.

Gerald Möller vom Presbyterium der evangelischen Kirchengemeinde Hardtberg hat sich an der Akquise von Möbel beteiligt, die gerade in diversen Garagen lagern und auf ihren Umzug warten.

Foto: Benjamin Westhoff

Zusammengerollte Teppiche lagern auf gestapelten Sofas, auf dem Boden reihen sich Bierzeltgarnituren aneinander. In mehreren Privatgaragen lagern zurzeit Möbel. Die sollen bald zum Inventar des alten Pfarrhauses der Duisdorfer Matthäikirche gehören. Denn dort ziehen Ukraine-Flüchtlinge ein – so der Plan. Die Koordination und Vermietung läuft über die Stadtverwaltung. Man vertraue dieser, dass sie die Räume ordnungsgemäß an bedürftige Personen abgebe, sagt Gerald Möller.

Zusammen mit Karl-Ehrlich Houtrouw hat er die Aktion angeleiert. Möller, der einen VW-Bus besitzt, transportierte das Mobiliar in die Garagen. Houtrouw leitet den Arbeitskreis Flucht der Kirche. 220 Quadratmeter umfasst das Haus. Zwei Familien sollen dort Platz finden oder bis zu 15 Personen. Einige kleinere Renovierungsarbeiten sind durchgeführt worden, es müssen noch zwei Herde ausgetauscht werden. Bäder und Küchen seien in Ordnung, sagt Houtrouw.

Kirchengemeinden arbeiten konfessionsübergreifend bei Flüchtlingshilfe zusammen

Mobiliar wurde bereits ausreichend gespendet. Dies ist auch der Grund dafür, dass das Gebäude nicht mit Adresse genannt oder abgebildet werden soll. Die Flüchtlingshelfer haben sonst Sorge, dass wahllos gut gemeinte, aber fehlplatzierte Sachspenden vor den Toren abgestellt werden.

„Wir wissen noch nicht genau, wann die Flüchtlinge ausgewählt und untergebracht werden“, sagt Houtrouw. Das habe die Stadt in der Hand. Man gehe aber davon aus, dass dies schnell und bis zum Monatsende geschehe. Seit 1. April miete die Verwaltung das Gebäude und habe sehr schnell reagiert, so Houtrouw. Der Einfall sei dem Arbeitskreis Flucht gekommen, als man vom Elend bei der Wohnungssuche für Flüchtlinge in Bonn erfahren habe. Zuvor war das alte Pfarrhaus an die Diakonie vermietet worden, die dort Bedürftige untergebracht hatte. Dieser Vertrag sei nun ausgelaufen, der neue mit der Stadt wurde für drei Jahre geschlossen.

Die Kirche arbeitet konfessionsübergreifend mit mehreren katholischen und evangelischen Gemeinden unter dem Dach der ökumenischen Flüchtlingshilfe Hardtberg zusammen. Die Johanniskirche bietet Deutschkurse für Flüchtlinge an, und in Medinghoven werde eine Kleiderstube betrieben. Houtrouw: „Wir hätten das Pfarrhaus auch in den freien Markt geben können. Das haben wir bewusst nicht getan, denn: Es ist ein kirchliches Haus. Und dort sollen Werte wie Nächstenliebe auch gelebt werden.“

Neben der aktuellen Aktion engagiert sich der Arbeitskreis Flucht auch für syrische Flüchtlinge. Für diese wird beispielsweise ein Begegnungscafé angeboten. Das sei sehr gut besucht, sagt Houtrouw.

Houtrouw und Möller waren Marine-Kapitäne

Das Kuriose: Beide Presbyteriums-Mitglieder, Houtrouw und Möller, sind ehemalige Kapitäne zur See. Pensioniert worden sind die beiden Ex-Marinesoldaten vor neun beziehungsweise zwölf Jahren. Seitdem engagieren sie sich umso stärker für die Unterbringung und Versorgung Geflüchteter. „Wir wollen keine Konkurrenz unter Flüchtlingen schaffen, zum Beispiel zwischen Syrern oder Ukrainern", sagt Houtrouw.

Die Unterbringung von ukrainischen Flüchtlingen habe aber aufgrund der Aktualität der Lage höchste Priorität. Ursprünglich war geplant, das alte Pfarrhaus bis 2029 an Studenten zu vermieten. Auch Obdachlose kamen als Mieter infrage.

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