Seit 65 Jahren verheiratet Ehepaar aus Lessenich hält eisern zusammen

Lessenich · Nach den großen Jubelfeiern der Vergangenheit lassen es Elfriede und Johann Reitz zum 65. Hochzeitstag ruhiger angehen. Das Paar blickt auf eine lange gemeinsame Zeit zurück - seit den 1950er Jahren bis heute.

 Elfriede und Johann Reitz sind seit 65 Jahren verheiratet.

Elfriede und Johann Reitz sind seit 65 Jahren verheiratet.

Foto: Stefan Knopp

Die Goldhochzeit haben sie noch groß gefeiert, die Diamantene auch. Aber jetzt bei der Eisernen wollen es Elfriede und Johann Reitz ruhig angehen lassen. Man trifft sich im kleinen Kreis mit der Familie, der allerdings gar nicht so klein ist. Die beiden haben drei Kinder, drei Enkel und sechs Urenkel, zuletzt Zwillinge vor ein paar Wochen, da kommt eine gemütliche Runde zusammen.

Es ist ein Anlass, um Erinnerungen aus dem Gedächtnis hervorkramen. Etwa an das Tanzlokal, in dem sie sich zum ersten Mal trafen – eine der damals typischen Lokalitäten, in denen sich lange stabile Ehen anbahnten. Wer möchte die Geschichte erzählen? „Sag du, du warst schon dabei“, sagt er zu ihr beim Interview. Herrlich rheinischer Humor eines Lessenicher Jungen.

Tanz war nicht seine Stärke

Es war ein Lokal in Ramershoven. Dorthin war irgendwann in den 50er Jahren Elfriede Kühl gegangen, weil ihre Familie ganz in der Nähe wohnte, in Flerzheim nämlich, das zu Rheinbach gehört. Und Johann Reitz wollte sich mit anderen Junggesellen, mit denen er von Dorf zu Dorf zog, einen schönen Abend machen. Die beiden tanzten miteinander – das kann sie nicht unkommentiert lassen: „Er konnte nicht tanzen.“

Aber das schien nicht ausschlaggebend gewesen zu sein, denn sie kamen zusammen und heirateten am 18. Juli 1957. Nicht in Flerzheim, sondern in Rheinbach. Denn die Braut war evangelisch, der Bräutigam katholisch, und der katholische Pfarrer von Flerzheim sträubte sich deshalb gegen die Hochzeit – andere Zeiten, auch solche Geschichten sind nicht selten. Weil Elfriede Reitz, die nach dem Krieg mit ihrer Familie aus Essen nach Flerzheim zog, erst 17 Jahre alt war, brauchte sie noch die Zustimmung ihrer Eltern. Außerdem war sie schon schwanger. „Das Hochzeitskleid war schon fast ein Umstandskleid“, erinnert sie sich.

Hobbies über Jahrzehnte gepflegt

Sie zogen in Lessenich in das Haus, in dem sie heute noch leben. Johann Reitz arbeitete als Zivilangestellter bei der Bundeswehr, seine Frau war als Hausfrau und Mutter ebenfalls gut beschäftigt. Daneben putzte sie aber auch 30 Jahre lang in der Rochusschule, außerdem hat sie viel gestickt und etliche Teddybären genäht. Er derweil spielte in jüngeren Jahren bei Rot-Weiß Lessenich, kegelte und war Unterbrandmeister bei der Feuerwehr direkt gegenüber ihrem Haus, als es sie noch gab. Heute ist ihm der große Garten eine ausreichende Beschäftigung – neben seinem größten Hobby: „dem FC Kölle.“

65 Jahre sind sie jetzt verheiratet, das schaffen heute nicht mehr viele. Probleme habe es nie gegeben, sagen sie. Reibereien, ja, in welcher Ehe gibt es die nicht, sagt Johann Reitz, jetzt 88 Jahre alt. Gesundheitlich ist natürlich nicht mehr alles in Ordnung, Elfriede Reitz ist 82, sie kann nicht mehr sticken und nähen und es gibt andere körperliche Unannehmlichkeiten, aber sie machen sich keine Sorgen.Und dann das: „Wir haben insgesamt sieben Krankenschwestern in der Familie.“ Was soll da schief gehen auf dem Weg zur Gnadenhochzeit?

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