Burg der Familie Spilker Ein Einblick in die Burg im Wohnviertel Medinghoven

Medinghoven · Imposant ist die Burg Medinghoven in Bonn. Seit 1918 ist Familie Spilker im Besitz des Anwesens. Dem GA hat sie einen kleinen Einblick in das herrschaftliche Gebäude gewährt.

 Imposant wirkt die Burg mit den Türmen, in der heute drei Generationen der Familie Spilker leben.

Imposant wirkt die Burg mit den Türmen, in der heute drei Generationen der Familie Spilker leben.

Foto: Stefan Hermes

Die schwere Eichentür öffnet sich erst nur einen Spalt weit, dann gewährt Horst Spilker (85) als Besitzer der Burg Medinghoven einen Einblick. Imposant wirkt die Burg, die seit 1918 im Besitz der Familie ist, mittlerweile in der fünften Generation.

Warum Horst Spilker zurückhaltend ist, wird schnell klar. „Mir ist ja bewusst“, sagt er, „dass ein öffentliches Interesse an der Burg besteht“. Dabei würden manche aber die Privatheit seiner Familie ignorieren. „Es vergeht kaum ein Tag, an dem nicht jemand fotografierend im Hof steht“, so Spilker. Es hätten auch schon Eindringlinge auf seiner Terrasse gesessen und nach dem Ober gerufen. Zudem wundere er sich über manche Leute: Diese würden behaupten, weil die Burg unter Denkmalschutz stehe, sei das Gebäude auch öffentlich zugänglich. All dies habe dazu geführt, dass Horst Spilker hin und wieder abweisend auftreten müsse.

Aber nicht im Gespräch mit dem GA. In den Besitz der Burg Medinghoven gelangte einst der Goßvater Spilkers, Adolf Spilker. Dieser habe die Burg am Ende eines krimireifen Ringens erworben. Aber dazu später mehr.

Über die Ursprünge der Burg ist bis heute wenig bekannt (siehe „Burg Medinghoven“). Einiges hatte einst der Romanist und Heimatforscher Horst Bursch über die ursprüngliche Wasserburg und den Gutshof Medinghoven zusammengetragen. Man weiß, dass die Burg Ende des 17. Jahrhunderts in dem Pfälzischen Erbfolgekrieg (1688 bis 1697) des Sonnenkönigs Ludwig XIV. zerstört wurde. 1774 hatte sie dann als Rittergut Medinghoven bereits wieder eine Bedeutung erlangt, die sogar zu einem Sitz in den kurkölnischen Landtagen geführt habe.

Zur Zeit der Franzosenherrschaft war die Einwohnerzahl von Duisdorf und Medinghoven mit 693 Menschen beurkundet. Man bewirtschaftete dort 120 Morgen Land mit Weinbergen „in guter Lage“. Mit 75 Hilfskräften gelang die Ernte des angepflanzten Rotweins in zwei Tagen, fand Bursch heraus. Informationen „aus erster Hand“ erhielt er auch durch die im Privatdruck erschienenen Tagebuchaufzeichnungen des 1960 verstorbenen Wilhelm Prinz, der als Obergärtner auf der Burg angestellt war. Anschaulich hielt Prinz die Verhältnisse auf der Burg bis zum Jahr 1918 fest, dem Jahr, in dem sie in den Besitz der Familie Spilker überging.

Etwa 102 Jahre später bewohnen Horst und Karin Spilker zusammen mit ihren Kindern und Enkelkindern 500 Quadratmeter und halten sie auch selbst in Schuss. „Anders als wir in einem Drei-Generationen-Haus kann man das Haus auch kaum bewohnen“, sagen sie. Alles in dem großen Gebäude sei offen und durchgängig, fügt Spilker hinzu. Auch wenn man aus Kostengründen die erste Etage fast 30 Jahre lang vermietet habe, sei es als Großfamilie nun wesentlich passender, dort zu leben.

Spilker wollte ursprünglich nach Mehlem

Adolf Spilker lebte in Duisburg, bevor er nach Medinghoven gekommen war. Sein Vermögen hatte er mit Teer gemacht. „Der alte Thyssen hatte ihn damals angesprochen, ob er nicht irgendetwas aufbauen könnte, womit man den Teer verarbeiten könnte, der in den Kokereien anfiel“, erzählt Horst Spilker. Mit seinem Großvater war das Ende der Landwirtschaft auf Burg und Gut Medinghoven besiegelt.

Adolf Spilker wollte allerdings zunächst eigentlich eine Villa am Rhein bei Mehlem beziehen. Er habe dann aber wegen der Hochwassergefahr dort wieder Abstand davon genommen. Zu dieser Zeit war Burg Medinghoven noch im Besitz von Josef Böker. Der Amtsbürgermeister, spätere Ehrenbürger von Duisdorf und Namensgeber für eine Straße, hatte die Burg mit dem weitläufigen Park zuvor erstanden. Im Park habe es damals noch exotische Bäume und Sträucher gegeben.

Doch Böker sei es in erster Linie um die Ländereien gegangen. Die Burg habe er schnell wieder loswerden wollen. Von mehr als 20 Interessenten berichtete sein Gärtner später. So bekam zunächst Carl Gaudian aus Essen den Zuschlag. Doch einen Tag bevor der Kaufvertrag besiegelt werden sollte, habe Gaudian nicht nur haltlose Forderungen gestellt, es sei auch bekannt geworden, dass der als Spekulant entlarvte Gaudian hoffnungslos verschuldet war. Spontan überbot Spilker Gaudians Kaufpreis und erhielt schließlich den Zuschlag.

Nicht nur durch die Expansion der Medinghovener Neubaugebiete ist der Baumbestand des Burgparks bis heute mehrfach in Mitleidenschaft gezogen worden. 1963 wurden die gesamten Ländereien, die zu diesem Zeitpunkt zur Burganlage dazugehörten, an den damaligen Landkreis Bonn verkauft. Dadurch habe das Projekt Hardtberg zügig in Angriff genommen werden können und das Neubaugebiet Medinghoven entstand, fasste Bursch zusammen – und schloss das Kapitel mit dem Satz, „die ländliche Idylle war somit dahin“.

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