Ein Ereignis, zwei Zeugen

BRÜSER BERG · Jakob Odinius berichtet über das Leben des litauischen Juden Solly Ganor und seine eigene Bundeswehrzeit

 Bringen Licht ins Dunkel der Nazi-Verbrechen: Jakob Odinius (Mitte) im Gespräch mit Schuldezernentin Angelika Maria Wahrheit (2.v.r.) und Schulleiterin Inge Stauder (rechts). Auf der Leinwand ist Solly Ganor zu erkennen.

Bringen Licht ins Dunkel der Nazi-Verbrechen: Jakob Odinius (Mitte) im Gespräch mit Schuldezernentin Angelika Maria Wahrheit (2.v.r.) und Schulleiterin Inge Stauder (rechts). Auf der Leinwand ist Solly Ganor zu erkennen.

Foto: Holger Willcke

Er war 13 Jahre alt, als die deutschen Truppen in seiner Heimatstadt Kaunas in Litauen einfielen und ihn in ein Ghetto verschleppten. Bei Kriegsende befreiten ihn die Amerikaner im KZ Dachau. Rund 50 Jahre später schrieb Solly Ganor sein Leben auf. Heraus gekommen ist ein bewegendes Werk mit dem Titel "Das andere Leben - Kindheit im Holocaust".

Die Geschichtsschüler der Oberstufe des Hardtberg-Gymnasiums haben gestern anlässlich einer deutschlandweiten Bildungsinitiative, die den Namen des Buches trägt, vom Leben und Leid des heute 83-Jährigen erfahren. Den Vortrag hielt Jakob Odinius, der seit 1995 eng mit Solly Ganor befreundet ist. Odinius, der als Stabsoffizier bei der Bundeswehr gearbeitet hat, überbringt seit vielen Jahren die Herzensangelegenheit seines jüdischen Freundes an deutsche Schüler und berichtet von seinen eigenen Erfahrungen.

Dabei geht es um Wertevermittlung wie Freundschaft, Toleranz und Erziehung. Die Kernbotschaft von Ganor übermittelte Odinius: "Bildet euch eine eigene Meinung, hinterfragt Informationen kritisch, toleriert aber auch fremde Meinungen. Nur so könnt Ihr Freiheit und Demokratie schützen."

Nach Vortrag und Film stellten die Schüler viele Fragen: Wie sah der Tagesablauf in einem KZ aus? Wie rechtfertigte der NS-Staat seine Verbrechen? Gab es Freundschaften unter den Häftlingen? Odinius beantwortete alle Fragen detailliert und kenntnisreich. Bonns Schuldezernentin Angelika Maria Wahrheit war beeindruckt von der Veranstaltung und schlug in ihrer Rede einen Bogen von der Nazi-Herrschaft zur rechten Gewalt heutzutage: Die Erinnerungen müssen wach gehalten werden, um auf heutige Ereignisse entsprechend reagieren zu können."

Schulleiterin Inge Stauder dankte der Bildungsinitiative und vor allem Jakob Odinius für deren Engagement: "Als Schule haben wir das Anliegen, solche Botschaften zu transportieren, damit sich unsere Schüler für Meinungsfreiheit, Demokratie und für die Würde des Menschen einsetzen. Das Buch von Solly Ganor macht betroffen." Das Taschenbuch "Das andere Leben - Kindheit im Holocaust" trägt die Nummer 13549 und ist im Fischer Verlag erschienen.

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