Mehrere Generationen unter einem Bonner Dach Ein Huus für alle

Lengsdorf · In der neuen Mehrgenerationenwohnanlage Ville Huus in Lengsdorf wohnen Menschen mit ganz unterschiedlichen Bedürfnissen.

 Über das Ville Huus samt Treff informieren sich (v.l.) Michael Kleine-Hartlage (Vebowag), Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Karin Robinet (Grüne).

Über das Ville Huus samt Treff informieren sich (v.l.) Michael Kleine-Hartlage (Vebowag), Oberbürgermeisterin Katja Dörner und Karin Robinet (Grüne).

Foto: Meike Böschemeyer

Fröhliches Kinderlachen ist an diesem warmen Sommerabend überall zu hören. Vom Balkon aus winken Bewohner Katja Dörner freundlich zu. „Hier scheint man sich ja wirklich wohlzufühlen“, reagiert die Oberbürgermeisterin und winkt lächelnd zurück. Besser hätte der Empfang nicht sein können. „Hier würde ich auch einziehen“, ergänzt sie und betrachtet den modernen Komplex an der Villemombler Straße in Lengsdorf. Noch sind außen einige Arbeiten zu erledigen. Doch schon jetzt ist deutlich zu sehen, wie sich die Anlage einmal präsentieren wird. „Eine wirklich ansprechende Gestaltung“, lobt Dörner.

Einige Mieter haben gerade erst ihre Umzugskisten ausgepackt. Angekommen in ihrem neuen Zuhause sind sie offensichtlich längst. Das liegt sicher auch an dem besonderen Wohnkonzept des Ville Huus. Auf dem Gelände, das früher vom Landesstraßenverkehrsamt genutzt wurde, hat die Vebowag ein neues Wohnquartier für alle Altersgruppen sowie Bewohner mit unterschiedlichen Anforderungen und Bedürfnissen errichtet: für Alleinstehende, junge Menschen mit sozialen Schwierigkeiten, Studenten, Auszubildende, Familien, Senioren mit Unterstützungsbedarfen sowie für Menschen mit kognitiver oder körperlicher Behinderung.

Bei einem Rundgang durch die gerade fertiggestellte Anlage ließ sich die Oberbürgermeisterin von Michael Kleine-Hartlage, Vorstand der Wohnungsbaugesellschaft, die Besonderheit des Projekts erklären.

Insgesamt investierte die Vebowag rund 25 Millionen Euro in die Mehrgenerationenwohnanlage. Entstanden sind auf einer Gesamtfläche von etwa 8400 Quadratmetern 119 öffentlich geförderte Wohnungen in unterschiedlicher Größe und Aufteilung. Alle sind barrierefrei erreichbar und verfügen über eine Terrasse oder einen Balkon. In der Tiefgarage ist Platz für 51 Fahrzeuge. Direkt vor der Tür gibt es eine Bushaltestelle. Duisdorf und die Bonner City sind so schnell zu erreichen.

„Die Wohnungen sind alle öffentlich gefördert, das heißt, sie sind für Menschen mit einem Wohnberechtigungsschein vorgesehen, insbesondere für die mit niedrigen Einkommen, Transferleistungsbezieher oder Mietern mit Hilfe- und Pflegebedarf“, erklärte Kleine-Hartlage. Damit das Konzept funktioniert gibt es für die, die zeitweise eine pflegerische oder hauswirtschaftliche Unterstützung benötigen, einen ambulanten Pflegedienst vor Ort.

Längst bezogen sind die größeren Gruppenwohnungen im Ville Huus, die von der Lebenshilfe, der Diakonie, dem Verein Kunterbunt sowie SignCom, einem Betreuungsangebot für Hörgeschädigte, genutzt werden. „Für uns ist das wirklich eine Traumimmobilie“, sagte Andreas Heß, Geschäftsführer der Lebenshilfe, beim Besuch der OB. „Die Vernetzung mit anderen Hilfsorganisationen ist ein guter Beitrag, damit Dinge funktionieren. Schließlich ziehen wir alle an einem Strang.“

Martina Häntschel ist als Kundenbetreuerin der Vebowag für die Wohnanlage zuständig. Nicht nur bei Problemen in den eigenen vier Wänden ist sie die erste Ansprechpartnerin, sondern sie vermittelt bei Bedarf temporäre Hilfsangebote, damit jeder so lange wie möglich selbstständig und selbstbestimmt leben kann. „Und ich kenne alle Mieter persönlich“, sagte sie und lachte. „Das macht vieles leicht.“ Und man kennt sie. „Hallo, Frau Häntschel“, winken ihr noch schnell zwei Kinder zu und laufen nach Hause. „Wichtig sind hier eine enge Verbindung sowie Vernetzung, Partizipation und gegenseitige Unterstützung“, erklärte sie. Deshalb ist sie auch regelmäßig vor Ort.

Herzstück ist das Wohncafé. Diese Gemeinschaftseinrichtung im Erdgeschoss eines Flügels soll „als Begegnungsort sowohl den Austausch unter den Mieterinnen und Mietern ermöglichen als auch die Versorgung der Bewohner mit Unterstützungsbedarf sicherstellen“, erklärte Kleine-Hartlage. Bis dort allerdings Leben herrscht, wird es wohl noch dauern. Denn während der Pandemie gibt es auch dort Einschränkungen. Später sollen im Café zudem Kurse angeboten werden, um alle Generationen miteinander zu verbinden: beispielsweise Kochkurse, Vorlese- sowie Erzählnachmittage oder ein Kurs, bei dem junge Bewohner ihre älteren Nachbarn beim sicheren Umgang mit Handy und Computer unterstützen.

„Ich bin wirklich begeistert, wie hier Menschen zusammengeführt werden. Es ist längst nicht Standard, dass unterschiedliche Träger unter einem Dach zusammenarbeiten. Aber dieses Projekt zeigt, das funktioniert“, zog Dörner nach dem Rundgang Bilanz. „Das Ville Huus ist wirklich eine Erfolgsgeschichte.“

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