Schornsteinfeger in Duisdorf Eine Glücksmünze vom "Kaminsfäje"

Duisdorf · Wenn Bernd Henseler dieser Tage in seiner schwarzen Arbeitskleidung vor die Türe geht, passiert immer dasselbe - besonders jetzt zum Jahreswechsel. Die Menschen wollen ihn anfassen, die Hand schütteln oder sogar küssen. Nicht ohne Grund: Der 57-Jährige ist Schornsteinfeger.

 Passanten begrüßen Schornsteinfeger Bernd Henseler häufig als Glückbringer.

Passanten begrüßen Schornsteinfeger Bernd Henseler häufig als Glückbringer.

Foto: Rolf Kleinfeld

"Dass die Menschen glauben, der rußverschmierte Mann mit dem Zylinder und der Leiter bringe Glück, gehört zu den angenehmen Begleiterscheinungen des Berufs", findet der gebürtige Duisdorfer. Kein Wunder: Welchem anderen Job wird so eine Sympathie entgegengebracht? Wo immer Henseler und seine Kollegen auftauchen, begegnen ihnen freudestrahlende Passanten; und manche Kunden versuchen auch, etwas Ruß von deren Kleidung abzustreifen oder sie am Arm oder an den goldenen Knöpfen ihres schwarzen Kollers zu berühren.

Ein Praxistest vor Henselers Haustür in Duisdorf verläuft genauso: Eine Frau mit Kinderwagen bleibt spontan stehen und fragt, ob sie ein Foto machen dürfe. Natürlich, kein Thema. Für solche Menschen, auch für Kunden in seinem Kehrbezirk, zaubert Henseler dann auch mal eine Glücksmünze oder einen Mini-Schornsteinfeger aus der Tasche und überreicht sie. "Dass die Leute an Silvester und auch noch die ersten 14 Tage im neuen Jahr kommen und etwas Glück vom Schornsteinfeger haben wollen, finde ich sehr schön", sagt er. Tradition eben. Schöne Tradition.

Auch bei Festen ist Henseler ein gern gesehener Gast, in diesem Jahr war er bei so einigen Hochzeiten eingeladen. "Dann gehe ich in Schwarz hin und das Hochzeitspaar bekommt einen goldenen Knopf von meiner Jacke", sagt er. Wenn das kein Glück bringt.

Bei solchen Aktionen scheint es so, dass der Knopf abgerissen wird. Aber dann wäre die Jacke hinüber, weshalb Henseler das Geheimnis verrät: Er bringt den Knopf mittels eines Streichholzes vorher an seiner Arbeitskleidung an. Den Zylinder aber trägt er meist nur bei offiziellen Anlässen, Festen oder kurz vor Silvester. Ansonsten ist er meist mit einem schwarzen Käppi unterwegs.

"Früher durften nur Meister den Zylinder tragen", erzählt er. Dann gab es eine Zeit, in denen viele Kollegen in grauen Kitteln herumliefen. "Aber das würde ich nie tun, denn der schwarze Anzug ist Tradition und gehört für mich einfach dazu", sagt er. Andersherum gibt es aber auch Kollegen, die noch heute täglich Zylinder tragen. "Aber das ist ungünstig beim Arbeiten in engen Speichern." Das Einzige, was seltsam auffällt an Henselers Ausrüstung, sind die Schuhe. Nicht rabenschwarz wie früher, aber es sind Sicherheitsschuhe nach heutigem Standard. Sie leuchten im Dunkeln und sind natürlich rutschfest.

Das ist wichtig. Denn auch wenn der Beruf heutzutage auch aus dem Messen von Abgaswerten, vorbeugendem Brandschutz und Beratung in Umweltfragen besteht, "ich stehe wirklich noch auf dem Dach", sagt Henseler, der seit 1974 in diesem Beruf arbeitet. Gesund, sportlich-fit und schwindelfrei müsse man dazu sein.

Und dann will Henseler doch noch etwas in eigener Sache loswerden. Und das betrifft Rauchmelder. Die sind ab 2017 Pflicht in jedem Haushalt, sollten aber schon vorher in keinem Haushalt fehlen. Sein Appell deshalb: "Ich wünsche allen ein sicheres neues Jahr, und bitte besorgen Sie sich deshalb Rauchmelder für Ihre Wohnungen."

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