Eheleute feiern Eiserne Hochzeit in Bonn „Wir haben uns niemals gestritten“

Medinghoven · Die Eheleute Ruth und Wolf-Hermann Federschmidt haben am Samstag ihren 65. Hochzeitstag im Kreis der Familie gefeiert. Das Paar lebt seit dem Ruhestand des ehemaligen Pfarrers in Medinghoven.

 Eiserne Hochzeit: Seit 65 Jahren sind Ruth und Wolf-Hermann Federschmidt verheiratet.

Eiserne Hochzeit: Seit 65 Jahren sind Ruth und Wolf-Hermann Federschmidt verheiratet.

Foto: Stefan Knopp

Es war eins der letzten großen Ziele, die sich Wolf-Hermann Federschmidt für seine Frau Ruth und sich gesetzt hatte: 2015 sagte er im Interview anlässlich der Diamantenen Hochzeit des Paares, sie wollten auf jeden Fall die Eiserne Hochzeit schaffen. Das Ziel ist erreicht, und weitere Wünsche ans Leben mögen sie nicht abgeben. Immerhin ist er 96 Jahre alt, Ehefrau Ruth wird im Juli 95. Ob sie noch den 100. Geburtstag feiern, liegt für den evangelischen Pfarrer im Ruhestand in Gottes Hand.

Am Samstag feierte das Paar mit seinen fünf Kindern also den 65. Hochzeitstag. Enkel, auch die beiden Urenkel, die in den letzten fünf Jahren die Familie vergrößert haben, waren nicht dabei. Die Veranstaltung wäre zu groß geworden, vielleicht auch zu stressig für die beiden, meinte Federschmidt. 

Er fühlt sich körperlich und geistig noch gut dabei, seine Frau sitzt aber im Rollstuhl und ist auf Unterstützung angewiesen. „Sie war mir immer eine große Hilfe“, sagt er. Das gebe er ihr jetzt zurück. Ans Heiraten hatte Wolf-Hermann Federschmidt anfangs nicht gedacht. Bis er seine erste Pfarrstelle im bayrischen Einberg antreten sollte. „Mir war immer wichtig, wenn ich in eine Gemeinde komme, dass ich eine treue Frau habe.“ Das gehörte für ihn zur Vorbildfunktion als Pfarrer.

Ruth Federschmidt gab ihren Beruf nach der Hochzeit auf

Er lernte die Landwirtschaftslehrerin aus Schlesien kennen und sie heirateten. 1955 gehörte es noch ganz selbstverständlich dazu, dass die Frau dann ihren Beruf aufgab, um ihm zur Seite zu stehen. Auf Einberg folgte eine Zeit in Zürich. Nach einigen Jahren bekam Federschmidt eine Stelle als Pfarrer in Rheinbach, seine letzten acht Dienstjahre verbrachte er aber im nördlichen Siebengebirge und betreute unter anderem Heisterbacherrott und Stieldorf.

„Als ich 63 wurde, tagte die evangelische Landeskirche“, erinnert sich Federschmidt. Die rief ältere Pfarrer kurz vor dem Ruhestand auf, diesen doch frühzeitig anzutreten, weil es so viele junge Nachwuchspfarrer gebe. „Für junge Leute habe ich mein Leben lang Platz gemacht“, sagt er. Zu der Zeit machte er noch mit der Pfarrjugend eine Bergwanderfreizeit in Tirol, und als er zurückkehrte, erfuhr er, dass er noch 14 Tage habe, um seine Wohnung zu räumen. „Also schlug ich den General-Anzeiger auf und da war eigentlich nur eine Wohnung verfügbar.“ Die lag in Medinghoven, und er griff zu. Später konnten sie eine andere Wohnung dort kaufen, in der sie seither leben.

Auch im Ruhestand legte Federschmidt die Hände nicht in den Schoß.

Aber auch im Ruhestand legte er die Hände nicht in den Schoß. Auf Bitten von Pfarrer Wolfgang Harnisch, der damals seine erste Stelle in Duisdorf antrat, half er bei der Gründung einer Jugendgruppe. Federschmidt erinnerte sich an die evangelische Pfadfindergemeinschaft, die aus seinen damaligen Konfirmanden in Rheinbach entstanden war, und fragte an, ob sie ihm helfen könnten. Mit ihrer Unterstützung gründete er die Pfadfinder vom Stamm Martin Bucer und war lange Zeit Stammesführer.

Dem Pfarrer gelang es auch kurz nach dem Fall des Eisernen Vorhangs einen bis heute regelmäßigen Austausch mit Pfadfindern aus Weißrussland zu organisieren, wofür er unter anderem das Bundesverdienstkreuz erhalten hat. „Der Dienst am Herrn Jesus war mir immer das Allerwichtigste“, so Wolf-Hermann Federschmidt. Seine Frau habe ihn dabei stets unterstützt. „Wir haben uns niemals gestritten“, versichert Ruth Federschmidt. „In unserer Ehe gab es das nicht.“ Diese Harmonie hätten sie auch an ihre Kinder weitervermittelt. „Es ist eine Gottesgabe, dass sie alle so gut miteinander auskommen.“

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